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Qualitätsoffensive fortführen und erweitern

DAVOS (ck). Der Schlussantrag des Generalanwalts Yves Bot am Europäischen Gerichtshof (EuGH) zum Fremd- und Mehrbesitzverbot hat vorübergehend für etwas Erleichterung gesorgt. In seiner Eröffnungsrede zur 39. BAK-Fortbildungsveranstaltung in Davos warnte der Präsident der Bundesapothekerkammer, Dr. Ulrich Krötsch, die Apotheker jedoch davor, sich jetzt bequem zurückzulehnen. Dass Bot den Schutz der Patienten über die Interessen des Kapitalmarktes gestellt hat, sei zwar ein positives Zeichen, doch der EuGH habe noch nicht entschieden. Krötsch forderte daher, die Qualitätsoffensive fortzuführen und zu erweitern, sich tagtäglich als Heilberuf zu präsentieren und mit hervorragenden Leistungen für den Erhalt des Apothekenwesens einzustehen.

Verleihung der Lesmüller-Medaille

Für sein außerordentliches Engagement in der Aus- und Fortbildung der Apotheker wurde im Rahmen der 39. BAK-Fortbildungsveranstaltung die Lesmüller-Medaille an Prof. Dr. Dr. Walter Schunack verliehen. In seiner Laudatio würdigte BAK-Präsident Ulrich Krötsch das herausragende Wirken Schunacks, der die Pharmazie in den vergangenen Jahrzehnten wie kaum ein anderer geprägt hat. Schunack kann als Arzt und Apotheker auf eine einzigartige Hochschulkarriere zurückblicken, aus der unter anderem 440 Originalarbeiten, Übersichtsarbeiten und Buchbeiträge hervorgingen. Unzählige Studenten, Doktoranden und Habilitanden verdanken Schunack eine erstklassige Ausbildung: Auf der Grundlage der Wissenschaftlichkeit komplizierte Sachverhalte lebendig, spannend und für den Zuhörer verständlich und nachvollziehbar darzustellen, ist eine seiner Stärken. Doch auch die Weiterentwicklung des Berufsstandes war Schunack stets ein großes Anliegen. Frühzeitig hat er die Bedeutung der Klinischen Pharmazie für Apotheker erkannt und war maßgeblich an ihrer Etablierung als eigenständige und fünfte Hochschuldisziplin in der Pharmazie beteiligt.
Besonders hob Krötsch die Mitarbeit Schunacks im wissenschaftlichen Beirat der Bundesapothekerkammer der Pharmacon-Kongresse hervor: bereits seit 1987 ist Schunack dort aktives Mitglied, seit 1999 steht er ihm als Sprecher vor.

Für die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung bedarf es den freiberuflichen Apotheker in seiner Apotheke – unabhängig von wirtschaftlichen Interessen Dritter, betonte Krötsch. Nur so seien unabhängige freiberufliche Entscheidungen möglich. Der BAK-Präsident begrüßte Äußerungen der Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt, in denen sie ihre Hoffnung ausdrückte, der EuGH werde sich dem Votum des Generalanwaltes anschließen.

Transparenz erhöhen

Die weitere Verbesserung der Qualität in den Apotheken ist nach wie vor das erklärte Ziel der Arbeit der Bundesapothekerkammer, so Krötsch vor den rund 1000 Teilnehmern in Davos. Die Qualitätsoffensive werde daher fortgesetzt und erweitert, sei es in der Information und Beratung, in der pharmazeutischen Betreuung oder in der Rezeptur. Als äußerst positiv in diesem Zusammenhang hob Krötsch den im Entwurf zur 15. AMG-Novelle vorgesehenen Erhalt der Standardzulassungen hervor. Damit würden die Rechtsgrundlagen für die Herstellung oder das Abfüllen auf Vorrat, zum Beispiel von Teedrogen, weiterhin gelten und diese Art der Defektur der Apotheke erhalten bleiben. Auch die im Entwurf der 15. AMG-Novelle vorgesehenen Regelungen zur Vergütung der Herstellung von Zytostatikalösungen hält der BAK-Präsident für gut: "Die Regierung verspricht sich dadurch ein Einsparpotenzial von 300 Millionen Euro. Woher die kommen sollen, ist mir zwar nicht ganz klar, aber ich begrüße ausdrücklich den Vorstoß, endlich die Transparenz im Zytostatikamarkt zu verbessern." Krötsch forderte, die Regelungen so zu gestalten, dass die Versorgung mit Zytostatika flächendeckend durch die Apotheken erfolgt. "Die Herstellung von Zytostatika darf keine Exklusivveranstaltung von Monopolisten werden, die über mehrere hundert Kilometer liefern."

Die Apotheke als Gesundheitszentrum etablieren

Mit Bedauern stellte Krötsch fest, dass das Präventionsgesetz, das sich die Regierungskoalition für diese Legislaturperiode vorgenommen hatte, auf Eis gelegt wurde. Zum Glück sei aufgeschoben jedoch nicht aufgehoben, meinte er. Sein Ziel sei es, in der Zukunft das Thema Prävention wieder vermehrt in den Mittelpunkt zu stellen. Dabei müssten die Angebote in der Apotheke qualitätsgesichert ausgebaut werden. Die Apotheker seien mit ihrer fundierten naturwissenschaftlichen Ausbildung, mit ihren medizinischen Grundkenntnissen sowie mit der großen Anzahl an persönlichen Kontakten mit Patienten dafür prädestiniert, präventiv zum Beispiel im Rahmen der Raucherentwöhnung und Ernährungsberatung tätig zu werden und in der Bevölkerung auch eine Verhaltensänderung zu bewirken. Krötsch wünscht sich, dass sich Apotheken vermehrt als Gesundheitszentrum etablieren. Dabei müsse das oberste Gebot Seriosität sein. Es gelte, sich mit Qualität zu profilieren. Man dürfe nicht vergessen, dass Apotheker nicht primär Gewerbebetreiber seien, sondern als Angehörige eines freien Heilberufs mit dem "wertvollen Gut Arzneimittel" umgingen und nicht mit der "Ware Arzneimittel" handelten. Als absolut wünschenswert hob Krötsch hervor, dass das Angebot von qualitätsgesicherten Leistungen wie Aufklärung über das Osteoporose- oder Herzinfarktrisiko und anderen präventiven Maßnahmen von den Krankenkassen entsprechend honoriert wird.

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