Arzneimittel und Therapie

Steroide als Alternative zu Naproxen

Bei einem akuten Gichtanfall sind Prednisolon und Naproxen gleich gut wirksam, so das Ergebnis einer niederländischen Studie. Da die kurzfristige Einnahme des Cortisons mit weniger Nebenwirkungen behaftet ist als die Therapie mit Naproxen, scheint die Prednisolonbehandlung eine sinnvolle Alternative zu sein. Noch liegen aber zu wenig Daten vor, um die derzeit gültigen Empfehlungen zu ändern.
Beim Gichtanfall können auch Steroide helfen.
Foto: Novartis Consumer Health GmbH

Lange Zeit war Colchicin das Mittel der Wahl zur Behandlung eines akuten Gichtanfalls. Doch ist sein Einsatz aufgrund des engen therapeutischen Fensters und möglicher toxischer Wirkungen problematisch, und heute wird standardmäßig ein nicht-steroidales Antiphlogistikum (NSAID) wie etwa Naproxen eingesetzt. Doch auch nicht-steroidale anti-inflammatorische Wirkstoffe sind nicht ungefährlich, zumal mögliche gastrointestinale und kardiovaskuläre Nebenwirkungen vor allem bei älteren Patienten – die wiederum vermehrt unter Gichtanfällen leiden – auftreten. Daher sucht man nach weiteren Alternativen. Eine Möglichkeit ist die akute orale Gabe von Prednisolon, da bei einer kurzfristigen Anwendung mit keinen nennenswerten Nebenwirkungen zu rechnen ist. In einer niederländischen Studie wurde daher untersucht, ob mit Prednisolon und Naproxen vergleichbare Ergebnisse erzielt werden können.

Niederländische Äquivalenzstudie

In einer niederländischen randomisierten Studie wurde die Steroidtherapie direkt mit der konventionellen Behandlung mit nicht-steroidalen Antiphlogistika verglichen. Die Diagnose eines Gichtanfalls wurde durch den Nachweis von Uratkristallen in der Gelenkflüssigkeit gesichert. Die Patienten wurden zwei gleich großen Gruppen zugeteilt und erhielten

  • fünf Tage lang einmal täglich 35 mg Prednisolon oder
  • fünf Tage lang zweimal täglich 500 mg Naproxen.

Der primäre Studienendpunkt war die Besserung der Gelenkschmerzen, die mit einer visuellen Analogskala (visuelle Einschätzung auf einer Skala von 100 mm) beurteilt wurde. Beide Therapieoptionen erwiesen sich als gleichwertig. Nach 90 Stunden sank unter Prednisolon die Schmerzintensität um 44,7 mm, unter Naproxen um 46,0 mm. Die Verträglichkeit beider Behandlungsarten war vergleichbar, und es traten keine nennenswerten unerwünschten Wirkungen auf.

Noch nicht praxisreif

In vorliegender Studie wurde der Gichtanfall durch den Nachweis der Uratkristalle klinisch bestätigt. Ein Kommentator wendet nun ein, dass eine solche Messung im praktischen Alltag nicht immer möglich sei und dass die Diagnose häufig aufgrund der Symptome gestellt wird. Dieses pragmatische Vorgehen schließe Fehldiagnosen nicht aus und möglicherweise werden dann Steroide bei Gelenkbeschwerden eingesetzt, die nicht auf einen Gichtanfall zurückzuführen sind. Bevor Steroide zur Therapie eines akuten Gichtanfalls empfohlen werden können, seien weitere multizentrische Studien erforderlich, so die Schlussfolgerung des Kommentators.

Ein Argument, das bei der Abwägung der beiden therapeutischen Optionen nicht übersehen werden darf, sind die unterschiedlichen Kosten. Im Vergleich zur Cortisontherapie ist eine Behandlung mit nicht-steroidalen Antiphlogistika, bei der unter Umständen zusätzlich ein Protonenpumpenhemmer gegeben werden muss, wesentlich teuerer.

 

Quelle

 Janssens H., et al.: Use of oral prednisolone or naproxen for the treatment of gout arthritis: a double-blind, randomised equivalence trial. Lancet 371, 1854 –1860 (2008).

 Rainer T., et al.: A significant step forward for gout. Lancet (2008): 371; 1816 –1817.

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

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