Neue Grippe

Fernsehsendung Monitor: Schweinegrippe und die Medien

Mit der Fieberkurve der allgemeinen Aufgeregtheit vor der Schweinegrippe, mit der Angstmaschinerie, die die Medien in Gang gesetzt haben, befasste sich am 19. November das Fernsehmagazin "monitor". Dem entgegen hielt die Sendung – "ohne Verharmlosung, ohne Glaubensbekenntnis pro oder kontra" – einfach nur Fakten, die überraschten und vielleicht ein bisschen Ruhe in die aufgeregte Diskussion bringen können.

Beispielsweise die Relationen: Jährlich sterben in Deutschland viereinhalbtausend Menschen bei Autounfällen und trotzdem setzen sich die meisten Menschen morgens in ihr Auto, ohne eine Sekunde Angst vor dem Autofahren zu haben. Im Gegensatz dazu steht die Angstmaschinerie in Sachen Schweinegrippe: "Wenn in der Boulevardpresse drei weitere Tote gemeldet werden, rennt alles zu den Impfstoffen", so Gerd Antes, Universität Freiburg, Mitglied der Ständigen Impfkommission. Dies sei doppelt makaber, "weil aufgrund des nicht verfügbaren Impfstoffes die Gruppe, die den Impfstoff wirklich haben müsste, plötzlich ohne Impfstoff dasteht".

Kritisch sieht das Magazin die im Zusammenhang mit der Schweinegrippe genannten Todesfälle, beispielsweise der Fall der 15-jährigen Schülerin aus Kassel. Karin Müller vom Gesundheitsamt Kassel sagt dazu, bis heute sei überhaupt nicht klar, ob die Schweinegrippe in irgendeiner Weise mit dem Tod des Mädchens im Zusammenhang stehe. Erstaunlich sei laut Monitor, dass das Robert Koch-Institut den Fall bereits in seiner Statistik der Schweinegrippe-Toten führe, obwohl dies medizinisch noch nicht geklärt sei.

Professor Michael Kochen, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin, sieht die Schweinegrippe als relativ harmlose Infektion an, wenn man die Zahl der Infizierten sieht (hohe Dunkelziffer) und die Zahl der Toten.

Ein Blick nach Mexiko, wo das H1N1-Virus zum ersten Mal für Unruhe sorgte, zeigt, dass sich dort zwar viele mit dem Virus angesteckt hatten, aber die Zahl der Schweinegrippe-Toten viel niedriger war als befürchtet: unter den 110 Millionen Menschen gab es nur 63 Tote aufgrund dieser Infektion.

Ein ähnliches Bild ergibt sich in der Ukraine. Nachdem man laut Boulevard-Zeitungen anfangs fast glauben musste, die nationale Sicherheit sei durch die Schweinegrippe bedroht, ergibt sich auch hier bei genauer Betrachtung, dass es bei vielen Infektionen nur 29 untersuchte Todesfälle gibt. Nachgewiesen wurde das Virus bei nur 17 Toten, weitere Verdachtsfälle werden geprüft.

Monitor schaut auch nach Australien, ein Land, wo der Winter bereits vorbei ist und mit ihm auch die Grippesaison. Nach anfänglichen schlimmen Befürchtungen zog man dort Bilanz: die Zahl der Toten blieb weit hinter den Erwartungen zurück, es gab nur 189 nachgewiesene Todesfälle durch H1N1. Normalerweise zählte das Land in den Jahren zuvor 2000 bis 3000 Grippetote im Winter. Professor Peter Collignon, Direktor der School of Medicine der Universität Canberra, sagte: "Die Schweinegrippe hat das saisonale Grippe-Virus fast vollständig verdrängt." Und Professor Kochen, der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin, fügte hinzu: Das neue Virus wird unser normales saisonales Grippevirus sein." Und daher werde man in den nächsten Jahren mit sehr viel geringeren Todeszahlen zu rechnen haben als in den letzten Jahren durch die saisonale Grippe.

Fazit von Monitor: In Einzelfällen kann das Virus gefährlich werden, für Panik und Hysterie besteht bisher kein Grund, "die eigentliche Pandemie ist die Angst vor ihr".


Der Link zur Monitor-Sendung:

"http://www.wdr.de/tv/monitor/sendungen/2009/1119/grippe.php5"

[diz/DAZ.online 24. 11. 2009]

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