Arzneimittel und Therapie

Immunsystem gibt Hinweise auf Erfolg der Chemotherapie

Eine Chemotherapie bei Brustkrebspatientinnen verläuft offensichtlich besonders erfolgreich, wenn bereits vor Beginn der Behandlung tumorassoziierte Lymphozyten im Tumorgewebe vorhanden sind. Diese Abwehrzellen aktivieren das Immunsystem im Bereich des Tumors und verstärken die Wirkung der Chemotherapie. In einer Studie war die Wahrscheinlichkeit, dass der Tumor nach der Therapie vollkommen verschwunden ist, bei Vorhandensein der Lymphozyten deutlich höher. Hier zeigen sich neue Diagnosemöglichkeiten und verbesserte Optionen bei der Therapie des Mammakarzinoms auf.

Das Mammakarzinom ist eine der häufigsten malignen Erkrankungen der Frau. Etwa 10% aller Frauen erkranken während ihres Lebens an Brustkrebs; in Deutschland sind es jährlich mehr als 57.000 Frauen. Ungefähr 25% aller Krebstodesfälle von Frauen sind auf Mammakarzinome zurückzuführen. Eine "Standardtherapie" gibt es nicht, die Berücksichtigung aller verschiedenen Faktoren führt zu einer individuellen Anpassung der Therapie an den Verlauf und das Stadium der Erkrankung und die Patientin selbst. Häufig folgt nach der Operation für viele Patientinnen eine Chemotherapie mit dem Ziel, verbliebene Tumorzellen zu eliminieren. Zumeist werden die Zytostatika in Kombination eingesetzt. Bei der neoadjuvanten (primären) Therapie wird ein Einsatz von Zytostatika bereits vor der chirurgischen Entfernung des Tumors durchgeführt. Ziel ist es dann, den Tumor zu verkleinern, um eine vollständige Entfernung des Tumors oder sogar eine brusterhaltende Operation zu ermöglichen. Auch kann nach dem Abschluss der neoadjuvanten Therapie der Erfolg einer weiteren, adjuvanten Behandlung abgeschätzt werden.

Tumorassoziierte Lymphozyten unterstützen Therapie

In der jetzt veröffentlichten Studie wurden von Berliner Wissenschaftlern des Instituts für Pathologie am Campus Charité Mitte in Zusammenarbeit mit der German Breast Group und Siemens Healthcare Diagnostics mehr als 1000 Biopsien aus zwei präklinischen neoadjuvanten Anthracyclin/Taxan-Therapien untersucht. Sie konnten zeigen, dass eine Chemotherapie bei Brustkrebspatientinnen immer dann besonders erfolgreich ist, wenn bereits vor Beginn der Behandlung Abwehrzellen im Tumorgewebe nachgewiesen werden können. Diese tumorassoziierten Lymphozyten führen zu einer Aktivierung des Immunsystems im Bereich des Tumors; die Wirkung der Chemotherapie kann so offensichtlich verstärkt werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Tumor unter der Therapie vollkommen verschwindet, ist in diesem Fall deutlich höher: Wenn im Tumorgewebe vermehrt Abwehrzellen vorhanden waren, hat die Chemotherapie bei etwa 40% der Patientinnen den Tumor erfolgreich zerstört. Hingegen erfolgte ohne diese Abwehrzellen bei nur 3 bis 7% eine komplette Auflösung des Tumors. Die Ergebnisse eröffnen neue Möglichkeiten für die Entwicklung diagnostischer Tests. "Wir können dann Chemotherapien gezielter einsetzen und unnötige Nebenwirkungen vermeiden", sagt Prof. Dr. Denkert vom Institut für Pathologie am Campus Charité Mitte. Der Forscher hofft, durch die Kombination von Chemo- und Immuntherapie neue Ansätze zu finden, um Tumore noch besser zu bekämpfen.

 

Quellen

Denkert, C.; et al: Tumor-Associated Lymphocytes As an Independent Predictor of Response to Neoadjuvant Chemotherapy in Breast Cancer. J Clin Oncol. 2009; 16. 11. 2009; DOI:10.1200/JCO.2009.23.7370.

Wann wirkt Chemotherapie bei Brustkrebs? Pressemitteilung der Charité Universitätsmedizin Berlin vom 18. November 2009.

 


Dr. Hans-Peter Hanssen

 

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