Arzneimittel und Therapie

Studien zu Roflumilast: Kein großer Fortschritt

Für COPD-Patienten bringt die Behandlung mit Roflumilast eine leichte Verbesserung der Lungenfunktion und verringert die Zahl an Exazerbationen. Offen bleiben Fragen zum langfristigen Nutzen: Die vorgelegten Studien belegen keine Reduktion der Morbidität und Mortalität bei der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung.

Insgesamt wurden vier randomisierte und placebokontrollierte Studien zur Wirksamkeit von Roflumilast im August in zwei Artikeln im Lancet veröffentlicht. In der unten stehenden Tabelle sind die vier Studien vergleichend zusammengefasst.

Für die Teilnahme in allen vier Studien wurden Patienten im Alter von über 40 Jahren, die aktuelle oder ehemalige Raucher mit einem Konsum von mindestens 20 Zigaretten pro Tag waren, rekrutiert. Das Durchschnittsalter der zu etwa 70% männlichen Teilnehmer betrug ca. 64 Jahre. Auch die Verteilung nach Schweregrad der COPD-Erkrankung der Patienten erfolgte in allen Studienarmen in vergleichbarer Zahl: Etwa zwei Drittel litten unter einer mittelschweren, ein Drittel unter einer schweren COPD. Die Ermittlung des Schweregrades erfolgte spirometrisch.

Roflumilast

Roflumilast (vorgesehener Handelsname Daxas®) ist ein Phosphodiesterase-4-Hemmer. Bereits 2005 wurde bei der EMEA ein Antrag auf Zulassung gestellt, der jedoch zurückgezogen wurde. 2009 wurde der Zulassungsantrag aufgrund von positiven Ergebnissen in klinischen Studien von Nycomed erneut eingereicht.

Keine Glucocorticoide als Komedikation

Die Teilnehmer der Studien 1 und 2 durften zusätzlich kurzwirksame β2-Agonisten in individuell benötigtem Umfang sowie bei Dosisbeibehaltung verordnete lang- oder kurzwirksame Anticholinergika verwenden. Für die Teilnehmer der Studien 3 und 4 wurde die Therapie mit einem inhalativ langwirksamen Bronchodilatator – entweder Salmeterol oder Tiotropium – ergänzt. Für alle Teilnehmer galt, dass während der gesamten Studiendauer keine inhalativen Glucocorticoide angewandt werden durften. Dies schränkte die letztlich teilnehmende Zahl der rekrutierten Patienten deutlich ein. Im Ergebnis konnten unter der Therapie mit Roflumilast Exazerbationen für alle Teilnehmer zwischen 16 und 21% verringert werden, wobei nur mittelschwere bis schwere Ereignisse erfasst wurden. Die Lungenleistung verbesserte sich ebenfalls leicht bei allen Patienten unter Roflumilast, wobei die Kombination mit inhalativen langwirksamen Bronchodilatatoren bessere Effekte zeigte. Die Ergebnisse der Studien 3 und 4 lassen jedoch keinen direkten Vergleich der beiden eingesetzten langwirksamen Bronchodilatatoren zu. Bei den Nebenwirkungen traten vor allem Diarrhö und Kopfschmerzen auf, die sehr häufig zum Studienabbruch führten. Von der Gewichtsabnahme von rund zwei Kilogramm, vor allem während der ersten sechs Monate, waren überwiegend Patienten mit ausgeprägten Nebenwirkungen betroffen. Darüber hinaus gab es keine erkennbare Ursache für den Gewichtsverlust.

Mögliche Kritikpunkte

Die vorgestellten Studien verzichten auf einen Vergleich der Wirksamkeit von Roflumilast zu Bronchospasmolytika. Zudem war in allen vier Studien die Komedikation mit inhalativen Glucocorticoiden ausgeschlossen, weshalb es sich um eine hochselektive Studiengruppe handelt, die nur eingeschränkt dem tatsächlichen Patientenkollektiv entspricht. Ebenfalls lässt sich aufgrund der vorgestellten Studiendaten keine Aussage zum allgemeinen Krankheitsverlauf unter Roflumilast machen.

Alle vier Studien wurden durch den Hersteller Nycomed finanziert.

 

Vergleich der vier Roflumilast-Studien
 Studie 1Studie 2Studie 3Studie 4
Was wurde untersucht?Roflumilast 500 µg täglich/PlaceboRoflumilast 500 µg täglich/Placebo 
unter Komedikation mit Salmeterol
Roflumilast 500 µg täglich/Placebo 
unter Komedikation mit Tiotropium
Dauer der Studie52 Wochen24 Wochen
Anzahl der rekrutierten (R) und der in der Studie aufgenommenen (A) Patienten

R = 2238

A = 1523

R = 2277

A = 1568

R = 1221

A = 933

R = 910

A = 743

Anzahl der bei der Auswertung berücksichtigten Patienten

1025

Verum: 501

Placebo: 524

1074

Verum: 526

Placebo: 548

744

Verum: 359

Placebo: 385

642

Verum: 309

Placebo: 333

Gründe für Studienabbruch

V = Verum

P = Placebo

Nebenwirkungen 
V: 119/P: 78

Patientenwunsch 
V: 120/P: 100

Exazerbation

V: 3/P: 69

sonstiges 
V: 53/P: 48

Nebenwirkungen 
V: 101/P: 83

Patientenwunsch 
V: 108/P: 107

Exazerbation 
V: 49/P: 66

sonstiges 
V: 60/P: 58

Nebenwirkungen 
V: 77/P: 45

Patientenwunsch 
V: 52/P: 39

Exazerbation 
V: 16/P: 27

sonstiges 
V: 14/P: 24

Nebenwirkungen 
V: 33/P: 20

Patientenwunsch 
V: 27/P: 11

Exazerbation 
V: 4/P: 8

sonstiges 
V: 7/P: 13

 

Quelle

Calverley, P. M., Rabe, K. F., Goehring et al.: Roflumilast in symptomatic chronic obstructive pulmonary disease: two randomised clinical trials. Lancet, 2009; 374 (9691), 685 – 694

Fabbri, L. M., Calverley, P. M., Izquierdo-Alonso, J. L. et al.: Roflumilast in moderate-to-severe chronic obstructive pulmonary disease treated with longacting bronchodilators: two randomised clinical trials. Lancet 2009; 374 (9691), 695 – 703

 


Apothekerin Dr. Constanze Schäfer

 

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