Arzneimittel und Therapie

Mikrometastasen beeinflussen die Prognose

Profitieren Frauen mit einer Brustkrebserkrankung im frühen Stadium, bei denen Mikrometastasen oder isolierte Tumorzellen in den Lymphknoten festgestellt wurden, von einer systemischen Therapie? Mit dieser Frage befasste sich eine niederländische Studie und kommt zu dem Schluss, dass eine adjuvante systemische Therapie das krankheitsfreie Überleben nodal-positiver Patientinnen verbessern kann.

Beim frühen Mammakarzinom ist der Lymphknotenstatus ein wichtiger prognostischer Parameter. Zur Beurteilung des Lymphknotenbefalls werden entweder mehrere (15 bis 40) Lymphknoten entnommen und histopathologisch untersucht oder eine Sentinel-Biopsie vorgenommen. Sind im Wächterlymphknoten keine Tumorzellen nachweisbar, erübrigt sich die Entnahme weiterer Lymphknoten. Enthalten die Lymphknoten Krebszellen, so unterscheidet man zwischen Mikrometastasen (> 0,2 bis < 2,0 mm; pN1mi) oder isolierten Tumorzellen (< 0,2 mm; pN0[i+]). Liegen keine weiteren ungünstigen Faktoren vor und wird das Rezidivrisiko für eine Brustkrebspatientin als gering eingestuft, besteht bislang Unklarheit darüber, ob bei Vorliegen von Mikrometastasen oder beim Nachweis isolierter Tumorzellen eine zusätzliche systemische Therapie die Prognose verbessern kann. Die niederländische Mirror-Studie (Mirror = Micrometastases and isolated tumor cells: relevant and robust or rubbish?) befasste sich mit dieser Frage.

Mithilfe des niederländischen Krebsregisters konnten die Daten folgender Gruppen erfasst und ausgewertet werden:

  • Gruppe A: 856 Frauen mit nodal-negativer Erkrankung, bei denen keine systemische Therapie durchgeführt wurde,
  • Gruppe B: 856 nodal-positive Patientinnen, bei denen isolierte Tumorzellen oder Mikrometastasen nachgewiesen wurden, die aber keine systemische Therapie erhalten hatten,
  • Gruppe C: 995 Frauen mit nodal-positiver Erkrankung, die eine systemische adjuvante Therapie erhalten hatten.

Prognosefaktoren beim Mammakarzinom

  • axillärer Lymphknotenstatus
  • primäre Tumorgröße
  • Grading
  • Estrogen- und Progesteronrezeptorstatus
  • HER-2-neu-Status
  • Alter der Patientin bzw. Menopausenstatus
  • Gefäßinvasion
  • tumorassoziierte Proteolysefaktoren uPA und PAI-1
  • Knochenmarkstatus (KM)

Außer dem möglichen Lymphknotenbefall hatten alle Patientinnen ein geringes Rezidivrisiko (Low-risk-Gruppe). Der primäre Studienendpunkt war das krankheitsfreie Überleben. Das mediane Follow-up betrug 5,1 Jahre. Nach fünf Jahren betrug das krankheitsfreie Überleben 86% bei den Frauen der Gruppe A, 76% in der Gruppe B und 86% in der Gruppe C. Nach Berücksichtigung weiterer prognostischer Faktoren wie etwa Alter, Tumorgröße und Differenzierungsgrad konnten folgende Aussagen gemacht werden:

  • Vergleich Gruppe B mit A: Die Hazard ratio für das Auftreten eines krankheitsbezogenen Ereignisses (lokoregionales Auftreten der Erkrankung, Fernmetastasen, kontralaterales oder ductales Karzinom, Tod) betrug im Vergleich zu nodal-negativen Patientinnen für nicht-systemisch therapierte Patientinnen mit isolierten Tumorzellen 1,5 (95% Konfidenzintervall 1,15 bis 1,94), für nicht systemisch therapierte Patientinnen mit Mikrometastasen 1,56 (95% Konfidenzintervall 1,15 bis 2,13). Das heißt, der Lymphknotenbefall erhöht das Rezidivrisiko und verringert das krankheitsfreie Überleben.
  • Vergleich Gruppe C mit B: Die Hazard ratio für das Auftreten eines Ereignisses betrug für nodal-positive, therapierte Frauen 0,57 (95% Konfidenzintervall 0,45 bis 0,73) im Vergleich zu nodal-positiven, nicht therapierten Frauen. Das heißt, durch den Verzicht auf eine systemische Therapie wurde das Risiko bei nodal-positiven Patientinnen erhöht oder – anders ausgedrückt – eine adjuvante systemische Therapie verbessert das krankheitsfreie Überleben nodal-positiver Patientinnen.

 

Quelle

De Boer M., et al.: Micrometastases or isolated tumor cells and the outcome of breast cancer. N Engl J Med 361, 653 –663 (2009).

 


Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

 

 

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