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Herausforderungen und gute Chancen für Apotheker

ROSTOCK (tmb). Rein wirtschaftlich orientierte Sichtweisen in der Gesellschaft und verminderte Ausbildungsanforderungen könnten die freien Heilberufe bedrohen. Dagegen sollten Apotheker zu Gesundheitsmanagern werden, sich in der Prävention engagieren und die Verbraucher in den Mittelpunkt rücken. Dann hätten sie gute Zukunftsaussichten, erläuterte Dr. Ulrich Krötsch, Präsident der Bayerischen Landesapothekerkammer, am 14. November beim Apothekertag Mecklenburg-Vorpommern.
Rund 250 Teilnehmer zählte der diesjährige Apothekertag Mecklenburg-Vorpommern.

Foto: DAZ/tmb

Krötsch kritisierte, Wirtschaftswissenschaftler würden Arzneimittel oft nur als gewöhnliche Waren ohne Beratungsbedarf und Apotheken daher nur als Arzneimittelabgabestellen sehen. So habe Prof. Norbert Walter, Chefvolkswirt der Deutschen Bank, das EuGH-Urteil kürzlich bei einer Veranstaltung als "Sündenfall" und "Rückfall in alte Schwächen und Fehler" kritisiert. Walter sehe das Gesundheitswesen nur "mit volkswirtschaftlichen Scheuklappen" und beurteile es "mit Lehrbuchweisheiten aus den Neunzigerjahren", so Krötsch. Doch dieses System habe versagt, seine Befürworter sollten "für fünf Jahre den Mund halten und von anderen Branchen lernen", meint Krötsch. Der EuGH hingegen habe die Besonderheiten der Apotheken und der Arzneimittel erkannt. Jetzt sei eine neue Wertediskussion nötig, bei der die Verbraucher und Patienten sowie Mitmenschlichkeit und Solidarität im Vordergrund stehen sollten.

Vorsicht Barfuß-Ausbildung

Andere Probleme könnten durch verminderte Ausbildungsanforderungen auf die Apotheken zukommen. Der Bologna-Prozess ziele auf eine preiswerte Ausbildung, bei der nur ein Drittel der Absolventen einen Masterabschluss erhält. "Dies ist aber bei Apothekern und Ärzten nicht zu machen", so Krötsch. Darum seien diese ebenso wie Theologen, Juristen und Künstler von den Bachelor-Master-Studiengängen ausgenommen worden. Außerdem werde dieses System in seinem Ursprungsland USA inzwischen wieder abgebaut. Dagegen sei an der Universität Greifswald vorgesehen, künftig "Barfuß-Ärzte" mit Bachelor-Abschluss für unterversorgte Gebiete auszubilden. Bundesärztekammerpräsident Hoppe verweise zudem mit großer Sorge auf Bestrebungen, in Nordrhein-Westfalen an Fachhochschulen "einfache" Ärzte gemeinsam mit Krankenpflegern auszubilden.

Wirtschaftliche Weiterentwicklung

Zu den wirtschaftlichen Zukunftsaspekten für die Apotheken betonte Krötsch: "Das Kombimodell war ein absolut richtiger Schritt." Die Apothekeneinnahmen seien vom Preis abgekoppelt worden, die konsequente Weiterentwicklung sei das Versorgungsmanagement, wie es im Wirtschaftlichkeitsstärkungsgesetz von 2007 angedacht ist. Darüber verhandle die ABDA derzeit.

Die Apotheker müssten zudem ihr Berufsbild weiterentwickeln, forderte Krötsch. Alle Apotheker sollten sich an der Qualitätsoffensive der Bundesapothekerkammer beteiligen, beispielsweise mit Qualitätszirkeln und vertraulicher Beratung. Zum weiteren Ausbau der Beratung gehöre es auch, pharmazeutische Bedenken bei Rabattverträgen geltend zu machen. Bisher werde dies nur bei zwei Prozent der Rezepte genutzt, es seien mehr erwartet worden. "Die Kassen gestehen uns das zu", so Krötsch.

" Jammern ist keine unternehmerische Aktivität."

Dr. Ulrich Krötsch, Präsident der Bayerischen Landesapothekerkammer

Mehr Einsatz für Prävention

Außerdem solle das Berufsbild auf die Prävention ausgeweitet werden. Dies werde von Ärzten anders gesehen, die die Prävention als rein ärztliche Aufgabe betrachten und streng krankheitsbezogen interpretieren. Daher könne dieses Engagement der Apotheker die laufenden Verhandlungen mit den Ärzten über Wirkstoffverordnungen belasten, aber "wir machen nicht die gleiche Prävention", so Krötsch, "die Ärzte meinen etwas anderes als wir, aber es ist zufällig das gleiche Wort". Doch die Apotheker hätten mit ihrem breit angelegten Wissen die idealen Voraussetzungen für Beratungen zur Ernährung und zur Umstellung des Lebensstils – und die Apotheken bieten durch die vielen Kundenkontakte die besten Bedingungen, um viele Menschen auf Probleme aufmerksam zu machen.

Darum engagiere sich Bayern besonders stark in der Prävention, das Wissenschaftliche Institut für Prävention im Gesundheitswesen (WIPIG) ist Teil der Apothekerkammer. Krötsch berichtete über verschiedene Präventionsprojekte von einer interdisziplinär pharmazeutisch und medizinisch betreuten Dissertation bis zum Projekt "Apotheke macht Schule", das von der Apothekerkammer Baden-Württemberg übernommen wurde. In Bayern können alle Apotheker das Material des Projektes für Vorträge nutzen. Solche Veranstaltungen mit Apothekern in Schulen haben im Zusammenhang mit einem landesweiten Gesundheitstag bereits zu großer Resonanz in der Öffentlichkeit geführt. Doch letztlich sollten die Dienstleistungen der Apotheker zur Prävention auch honoriert werden, meint Krötsch.

Weiterentwickeln müssen die Apotheker ihr Berufsbild nach Ansicht von Dr. Ulrich Krötsch, Präsident der Bayerischen Landesapothekerkammer
Foto: DAZ/tmb

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