Prisma

Gentherapie stoppt Adrenoleukodystrophie

Bei zwei Kindern mit der seltenen tödlichen Nervenkrankheit Adrenoleukodystrophie konnten die Krankheitssymptome durch eine Gentherapie aufgehalten werden. Pariser Ärzte reparierten den Gendefekt in den Blutstammzellen der Kinder und setzten dabei als Gentransporter erstmals inaktivierte Viren aus der HIV-Familie ein.
Erfolgreich Zwei Jahre nach der Gentherapie bilden die Blutstammzellen der behandelten Kinder immer noch ALD-Protein (pink).

Foto: Patrick Aubourg, Inserm Unité 74

Bei der seltenen, tödlichen Nervenkrankheit Adrenoleukodystrophie (ALD) wird Myelin im Gehirn zerstört, was einen schnellen körperlichen und geistigen Verfall bewirkt und schließlich zum Tod führt. Als Ursache der Erbkrankheit gilt die Veränderung im Gen eines Transportproteins in der Zellmembran. Die einzig bisher verfügbare Therapie ist eine Übertragung von Blutstammzellen gesunder Spender. Nicht immer jedoch werden Spender mit den passenden Gewebemerkmalen gefunden, außerdem kommt es oft zu Transplantatabstoßung und anderen Komplikationen. Pariser Ärzte erprobten nun erstmals eine Gentherapie gegen ALD. Sie entnahmen zwei siebenjährigen Jungen, die beide den für ALD verantwortlichen Gendefekt tragen, Stammzellen, statteten sie mit dem intakten Gen aus und transplantierten sie den Kindern zurück. Da der Effekt der Gentherapie jahrelang anhalten soll, mussten als Gentransporter Viren verwendet werden, die ihr Erbgut fest in das Genom der Zelle einbauen. Dafür wurde erstmals eine inaktivierte Form des HI-Virus eingesetzt, das sehr gut Zellen infiziert, die sich nicht teilen.

Der Einbau des Viruserbguts in die DNA der Zelle ist ein kritischer Schritt, je nach Position können etwa Krebsgene dauerhaft aktiviert werden. Bei einer früheren Gentherapie zur Behandlung eines Immundefekts war genau das geschehen. Bei den beiden ALD-Patienten wurde daher in regelmäßigen Abständen überprüft, ob das Virus einen bleibenden Schaden in den Blutstammzellen angerichtet hat, der später zu Komplikationen führen kann.

Den beiden behandelten Kindern geht es gut: Einige Monate nach der Zellübertragung stoppte der Myelin-Abbau im Zentralnervensystem, körperliche und geistige Beeinträchtigungen traten bis 14 und 16 Monate nach der Zellübertragung nicht auf, auch gab es kaum unerwünschte Wirkungen. Die Ärzte hoffen, dass mit diesen neuartigen Gentransportern noch weitere erbliche Gendefekte behandelt werden können. hel

Quelle: Cartier-Lacave, N. et al.: Science 2009; 326 (5954): 818 – 823

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