Neue Grippe

Eine Zusatzbemerkung zur Redaktionsumfrage

Als H1N1-Geimpfte (Pandemrix®) staunten wir nicht schlecht, als wir die Umfrage zur Impfbereitschaft der DAV-Redaktionen lasen. Es drängt sich der Eindruck auf, dass diese Umfrage in geselliger Runde gemacht wurde, da hier Argumente auftauchen, wie man sie in der Form vom Redaktionsteam einer pharmazeutischen Fachzeitschrift nicht erwartet hätte. Hier einige der Argumente: Das Risiko der Grippe wird weniger hoch erachtet als es propagiert wird; einem scheinbar unzureichend getesteten Impfstoff traut man nicht; man verlässt sich auf sein Immunsystem; Grippeimpfung? Nein Danke: Nicht unter den Bedingungen einer Massenimpfung; man kann sich nicht gegen alles absichern; man gehört nach RKI-Systematik einer nicht erhöht gefährdeten Gruppe an; und so weiter und so fort (DAZ 45/2009, S. 18ff).

Von 18 Meinungsbeiträgen bekennt sich ein einziger zur Impfung! Da lohnt es sich doch einmal, genau hinzusehen, was das für eine Außenseiterin ist. Es ist eine Mutter! Respekt, können wir da nur sagen und möchten ungefragt (denn aufgefordert waren wir, uns zu den Ajuvanzien zu äußern) ganz wenige Argumente geben, weshalb man seine Meinung vielleicht doch noch einmal überdenken sollte:

1. Impfstoffe sind ganz besondere Arzneimittel: Sie schützen diejenigen, die sich impfen lassen. Sie schützen aber auch solche, die sich aus unterschiedlichen Gründen nicht impfen lassen können und die darauf angewiesen sind, dass sie nicht angesteckt werden. Dies wiederum ist nur möglich, wenn sich der größte Teil (ca. 80%) der Bevölkerung z. B. im Rahmen einer "Massenimpfung" impfen lässt. In diesem Fall spricht man von einem Herdenschutz. Insofern übernimmt jeder, der sich für oder gegen eine Impfung, egal ob gegen Influenza oder andere Infektionskrankheiten entscheidet, nicht nur eine persönliche, sondern zu einem erheblichen Teil auch eine gesellschaftliche Verantwortung.

2. Vor wenigen Tagen bat uns eine Mitarbeiterin, die seit Kurzem weiß, dass sie schwanger (STIKO-Indikationsgruppe 3) ist, um eine Meinung zur Impfung. Was rät man da? Oder was würde man raten, wenn man gefragt würde, ob man ein knapp einjähriges Kind impfen lassen sollte? Für diese in unserer Gesellschaft besonders Schutzbefohlenen fehlen wirklich wichtige Daten zum Risiko der Impfung. Andererseits zeichnet sich gerade für diese Gruppen Schlimmes ab für das Risiko einer Erkrankung. Gerne hätten wir der Kollegin gesagt, dass sie sich keine Sorgen machen brauche, da alle Gesunden um sie herum immunisiert seien. Das ist allerdings eine Illusion.

3. Hält man den Krankheitsverlauf einer Neuen Grippe für harmlos, so lohnt sich ein direkter Vergleich zur Impfung. Immunologisch wird sehr Ähnliches passieren, bei der Infektion und bei der Impfung. Wie ist es denn mit den Risiken? Was eine Infektion anbelangt, so kann man lesen, dass bisher in Deutschland 18 und weltweit 10.375 Tote (Stand 16. 11. 2009) gezählt wurden. So gesehen ist ja wohl eine Infektion dann doch etwas anderes als eine Impfung, zumal nicht ausgeschlossen ist, dass im Laufe der Infektion beispielsweise eine Myokarditis induziert wird, die nicht zwingend akut, sondern eventuell später einmal beim Treppensteigen oder Joggen relevant wird.

4. Mit wenig biologischen Grundkenntnissen kann man sich zusammenreimen, welche biologische Brisanz sich hinter diesem Virus verbirgt. Es ist ein hoch-humaninfektiöses (allerdings noch gering pathogenes) Virus mit einem segmentierten RNA-Genom. Das jetzt kursierende H1N1/09-Virus ist durch die "bunte" Mischung von Influenza-Viren aus Vögeln, Schweinen und Menschen entstanden, die sich zufällig in einem dieser Organismen gefunden haben. Unzählige andere Kombinationen mit völlig unklaren Eigenschaften sind denkbar und viele davon unter geeigneten Bedingungen auch machbar. Hier liegt die Sorge der Epidemiologen, deren Bedenken an einem Adjuvans, einem vermeintlich starken Immunsystem, oder an den Bedingungen einer Massenimpfung abprallen. Ein Blick hinüber zu den Tierepidemien zeigt, wie dort strategisch verfahren wird: Heilen spielt da keine Rolle! Alles konzentriert sich auf das Stoppen der Epidemie mit den bekannten Maßnahmen! Wir könnten durch eine möglichst flächendeckende Immunisierung die Epidemie stoppen.

5. Die Impfung schmerzt – keine Frage! Das liegt vor allem am Adjuvans, das, wie oben geschildert, eine lokale Entzündung induziert. Man schläft wahrscheinlich schlecht in der ersten Nacht, oder hat vielleicht sogar ein wenig Fieber oder Schüttelfrost. Aber nach 1,5 Tagen (im Schnitt) ist das vorbei. Ehrlich!

Ilse Zündorf und Theo Dingermann

Lesen Sie hierzu auch:

Editorial: Impfwillige und -unwillige: Warum wir Babys und Schwangere so schlecht schützen können.

Leserbriefe und Antwort der Redaktion in DAZ 46/2009; S. 72

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