DAZ aktuell

Zuversichtliche Ärzte

BERLIN (ks). Ausdrücklich bekennt sich die neue Regierung in ihrem Koalitionsvertrag zum freien Arztberuf. Die Freiberuflichkeit sei "tragendes Prinzip unserer Gesundheitsversorgung und sichert die Therapiefreiheit". Medizinische Versorgungszentren (MVZ) sollen nach dem Willen von Schwarz-Gelb nur unter "bestimmten Voraussetzungen" zugelassen werden. Zudem soll die Honorarreform kritisch überprüft und Kurskorrekturen unterzogen werden. In der Ärzteschaft hört man dies gerne und signalisiert den Willen zu einer konstruktiven Zusammenarbeit.

Viele Ärzte haben im Vorfeld der Wahlen die Werbetrommel für die FDP gerührt. Nun wird das Gesundheitsressort tatsächlich von einem liberalen Politiker besetzt. Der Traumkandidat vieler Mediziner, Daniel Bahr, wird immerhin Staatssekretär werden. Ob ihnen das neu besetzte Ministerium tatsächlich viel Freude bereiten wird, wird sich weisen. In der organisierten Ärzteschaft ist man optimistisch, dass das Ruder nach fast neun Jahren Ulla Schmidt umgeschwenkt wird.

Der Präsident der Bundesärztekammer, Prof. Dr. Jörg-Dietrich Hoppe, sieht im Koalitionsvertrag die Chance, eine neue Gesundheitskultur in Deutschland aufzubauen: "Wenn der Versicherte wieder zum Patienten wird und Ärzte wieder Ärzte sein können, dann ist der richtige Kurs eingeschlagen." Auch das Ziel, das Gesundheitswesen zu entbürokratisieren und nicht weiter zu kommerzialisieren sei "richtig und wichtig", damit das Gesundheitssystem wieder human werde. Das Versprechen des Vertrages, die medizinischen Versorgungsstrukturen auf eine Gesellschaft des langen Lebens hin auszurichten, lasse überdies hoffen, dass Gesundheitspolitik nicht länger Einsparpolitik medizinischer Leistungen bleiben wird, so Hoppe.

Bei der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KVB) wertet man die Betonung der Freiberuflichkeit und die Aussagen zu MVZ sowie zur Honorarreform positiv. Allerdings sieht man hier auch Schatten. KBV-Vorstandschef Andreas Köhler bedauert vor allem, dass die gesetzliche Regelung zur hausarztzentrierten Versorgung vorerst erhalten bleiben soll. Im Vertrag heißt es schlicht: "Wir werden nach drei Jahren feststellen, wie viele Hausarztverträge deutschlandweit abgeschlossen worden sind." Für Köhler stellt sich damit die Frage, "wie unter diesen Voraussetzungen eine flächendeckende und qualitativ hochwertige ambulante Versorgung auf Dauer aufrecht erhalten bleiben soll".

Aus Sicht des Verbandes der niedergelassenen Ärzte – NAV-Virchow-Bund – hat die Einigung der Koalition im Bereich Gesundheit das "Potenzial zu einem großen Wurf, wenn die entworfene Skizze und deren Optionen konsequent fortgeschrieben werden". Insbesondere müsse der Weg zu einer echten und gangbaren Kostenerstattung beschritten werden. Aber auch der geplante Umbau der Finanzierung sei ein "mutiger und notwendiger Schritt" sagte der Bundesvorsitzende Dr. Klaus Bittmann.

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.