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"Die Standesvertretung lässt uns im Regen stehen"

STUTTGART (diz). "Die Standesvertretung lässt uns Versandapotheker im Regen stehen und betreibt sogar aktive Politik gegen uns. Kein Wunder, dass sich die Apotheker eine neue Verbandsheimat suchen." Mit dieser Aussage ging vor Kurzem der Vorsitzende des BVDVA, Christian Buse, an die Öffentlichkeit.
Christian Buse Die Standesvertretung betreibt aktive Politik gegen uns.
Foto: BVDVA

Anlass für diese Meldung des BVDVA war der Eintritt weiterer Versandapotheker in den Verband. Allein in diesem Jahr ist der Verband um weitere zehn Versandapotheken gewachsen und vertritt damit die Interessen von insgesamt 33 Mitgliedern, davon 26 Versandapotheken, so die Pressemitteilung weiter. "Der Mitgliederzuwachs bestätigt unsere Arbeit und reflektiert das überdurchschnittliche Wachstum dieser Branche", erklärte der BVDVA-Vorsitzende Buse. Nach seiner Kenntnis treten viele Versandapotheken dem Verband bei, da sie sich durch ihre Standesvertretung im Stich gelassen fühlen. Buse weiter: "Die Standesvertretung lässt uns Versandapotheker im Regen stehen und betreibt sogar aktive Politik gegen uns. Kein Wunder, dass sich die Apotheker eine neue Verbandsheimat suchen."

Der BVDVA sei auch bei der Politik angekommen. Zahlreiche Gespräche mit Bundes- und Landespolitikern hätten die große Akzeptanz der Arbeit der Versender bestätigt. Ein großes Plus der Versandapotheken sei gerade die Versorgung der Bevölkerung in strukturschwachen Gebieten mit den benötigten Pharmaka. Denn aus diesen Gebieten zögen sich stationäre Apotheker mehr und mehr zurück.

Die DAZ nahm diese Äußerungen zum Anlass und fragte bei Buse nach:

DAZ Warum fühlt sich der BVDVA von der Standesvertretung im Stich gelassen?

Buse: Weil nach unserer Erkenntnis weiterhin ein Verbot des Versandes von Rx-Arzneimitteln durch die Standesvertretung gefordert wird und diese Forderung klar gegen beitragszahlende deutsche Apotheken mit Versanderlaubnis gerichtet ist.

Weil statt Aufklärung der Bevölkerung Verunsicherung Ziel der Aktivitäten der ABDA sind. (Bsp. lt. Pressetext: Seriös arbeitende Online-Apotheken sind in Deutschland jedenfalls rar gesät. Am deutschen Markt seien etwa nur ein Dutzend rechtschaffener Anbieter vertreten, erläutert der Pressesprecher Thomas Bellartz).

Weil anstatt einer konstruktiven Zusammenarbeit und Weiterentwicklung der pharmazeutischen Landschaft nur sehr partiell Dialoge angestrebt werden und man Lebenswirklichkeiten nicht akzeptiert. Es ist längst überfällig, in einen offiziellen Dialog mit den Versandapotheken zu treten und deren Erfahrungen als Optionen für die Apothekerschaft insgesamt zu nutzen.


DAZ Ist es nicht verständlich, dass die Standesvertretung Versandapotheken, die Arzneimittel verramschen (Kracher der Woche), nur auf Discount setzen und offensichtlich die Beratung nicht in den Vordergrund stellen, nicht wohlgesonnen ist? Und wie sehen Sie selbst diese Mitgliedsapotheken, die Arzneimittel verschleudern?

Buse: Als erstes muss die Frage nach der Kalkulation jeder einzelne Apotheker für sich stellen und als e.K. muss er die auch entsprechend beantworten. Ich halte nichts davon, wenn man pauschal hohe Preise mit hoher Qualität gleich setzt und umgekehrt – dann hätten wir auch keine Generika in Deutschland. Allerdings sollten sich auch die Verbände dann die Frage stellen, zu welchen Konditionen Lieferverträge abgeschlossen werden (Beispiel Hilfsmittel und das entsprechende Preisdumping). Zu der Beratungsqualität im Hinblick auf Präsenz- und Versandapotheken hat sich die Stiftung Warentest etc. ausführlich geäußert, Konsens sollte doch so weit herrschen, das hier prinzipiell sowohl in der Präsenz- als auch in der Versandapotheke noch Verbesserungspotenzial vorhanden ist.


DAZ Worauf stützen Sie Ihre Aussage, dass sich stationäre Apotheken mehr und mehr aus strukturschwachen Gebieten zurückziehen? Gibt es Zahlen, Statistiken?

Buse: Das ist eine persönliche Erfahrung in den ostdeutschen Bundesländern, die bald offensichtlich wird, d. h., sehr viele Apothekeninhaber sind "um die 60", ein hoher Filialisierungsgrad und der sich abzeichnende Rückgang niedergelassener Ärzte im ländlichen Bereich werden zu diesem Problem führen.

DAZ Herr Buse, vielen Dank für das Gespräch.

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