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"Und in Jene forscht sich’s bene, und in Jena tagt sich’s gut.”

JENA (hb). Zum zweiten Mal nach 1995 fand die Jahrestagung der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG) in diesem Jahr vom 28. September bis zum 1. Oktober 2009 in Jena statt. Unter dem Schwerpunktthema "Biotechnologisch erzeugte Wirkstoffe – Konzepte, Erfolge, Erwartungen" wurde eine breite Palette wissenschaftlicher Forschungserkenntnisse geboten, über die die Deutsche Apotheker Zeitung in ihrer nächsten Ausgabe ausführlicher berichten wird.
Jena-Tower Er ist mittlerweile zum Wahrzeichen der Stadt geworden, die berühmt für ihre optische Industrie ist.

Ausrichter der DPhG-Jahrestagung war das Institut für Pharmazie der Friedrich-Schiller-Universität Jena unter der Leitung von Tagungspräsident Prof. Dr. Thomas Winckler. 620 Teilnehmer hatte das attraktive Schwerpunktthema in die thüringische Stadt an der Saale gelockt. Zehn Plenarvorträge, 80 Kurzvorträge und 239 Poster, so die stattliche Bilanz des im Hörsaalgebäude auf dem Campus am Ernst-Abbe-Platz im Herzen von Jena dargebotenen wissenschaftlichen Programms.

Jena: Zeiss, Abbe und Schott

Einen besseren Ort hätte die DPhG für ihre Tagung kaum finden können, meinte der Jenaer Oberbürgermeister Dr. Albrecht Schröter in seinem Grußwort. Schließlich gab es in seiner Stadt seit Jahrhunderten enge Verbindung zwischen Naturwissenschaften, Forschung und Industrie. Berühmt ist das heutige Zentrum der Biotechnologie-Cluster in Thüringen im wesentlichen durch den Mechaniker Carl Zeiss, der zusammen mit dem Physiker Ernst Abbe eine weltweit führende Expertise in der Entwicklung und Produktion mechanischer und optischer Instrumente aufbaute, komplettiert durch den Chemiker Otto Schott, der in Jena ein Werk für optische Gläser errichtete. Heute zeugen zahlreiche Ausgründungen aus der Universität, gerade auf dem Feld des Bioinstrumente-Baus, davon, dass diese wissenschaftliche Tradition in Jena fortlebt. Nicht umsonst wird die Stadt laut Tröger wegen ihrer hellen Köpfe, Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen auch als "Lichtstadt” bezeichnet. Und Jena ist eine junge Stadt: Mehr als fünfzig Prozent seiner Bürger sind jünger als 50 Jahre, und so führte Tröger deren Anziehungskraft auf ein Faktum zurück, das in einem alten Studentenlied zum Ausdruck kommt: "Und in Jene lebt sich’s bene, und in Jena lebt sich’s gut.”

Eine Zusammenfassung der Diskussion zu Arzneimittelfälschungen, ein Thema, dessen sich die DPhG durch die Gründung einer neuen Arbeitsgemeinschaft zum Thema Arzneimittelsicherheit/Arzneimittelfälschungen im Oktober 2008 verstärkt angenommen hat, finden Sie hier.
Den Bericht über die Verleihung von Ehrungen und Preisen auf der DPhG-Jahrestagung finden Sie in dieser Ausgabe in unserer Rubrik "Personen".
Die wichtigsten Ergebnisse der Hauptversammlung lesen sie in der Rubrik "Aus Kammern und Verbänden".

Wiedergründung der Pharmazie in Jena

Der Prorektor der Friedrich-Schiller-Universität Prof. Dr. Herbert Witte ging in seinem Grußwort auf die Wiedergründung des Pharmazeutischen Instituts am 23. Oktober 1992 ein. Begleitet von "Aufs" und "Abs" wurden die Abteilungen für Pharmazeutische/Medizinische Chemie, Pharmazeutische Biologie und Pharmazeutische Technologie aufgebaut und durch Neuberufungen eine weiterentwickelte Forschungslandschaft geschaffen. Gemeinsam haben sich die Jenaer Pharmazeuten unabhängig von eigenen Forschungsinteressen dem Forschungsthema Demenzforschung verschrieben. Dass das Institut hinsichtlich der Drittmittelbeschaffung sehr konstruktiv ist, hat zusätzlich zu seiner Wiedererstarkung beigetragen. "Richtig gehandelt", meinte Witte abschließend zu der Jenaer Initiative, "weiter so".

Pharmazie und Biologie unter einem Dach

Der Dekan der Biologisch-pharmazeutischen Fakultät Prof. Dr. Jochen Lehmann stellte in seiner kurzen Ansprache darüber hinaus die Besonderheit der rein biologisch-pharmazeutischen Fakultät in Jena heraus. Er sieht in dieser Symbiose durchaus Vorzüge, denn pharmazeutische Chemiker würden von den Biologen hoch geachtet, da sie in der Lage sind, bisher nicht existente Substanzen herzustellen, die auch noch biologische Wirkungen haben, und die Pharmazie werde schließlich zunehmend auch von der Biologie angetrieben. Die Wiedergründung der Pharmazie in Jena bezeichnete Lehmann als ein Beispiel für eine gelungene Ost-West-Kooperation, in der Prof. Dr. Gerhard Reuter eine herausragende Rolle gespielt hat. Zwar haben sich die Jenaer Pharmazeuten umsonst auf den versprochenen Pharmazie-Neubau gefreut, er hält das Institut aber dennoch für gut verwurzelt und kraftvoll genug, um seinen Stand in der universitären Landschaft in Jena zu behaupten. Vor diesem Hintergrund erachtete es Lehmann als Auszeichnung und Vertrauensbeweis, dass die Tagung nach Jena gekommen ist und ermutigte vor allem die jungen Kolleginnen und Kollegen, die Gelegenheit zu nutzen und tatkräftig wissenschaftliche Kontakte zu knüpfen.

Biotechnologische Arzneistoffe, ein Thema, das zieht

Wie DPhG-Präsident Prof. Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz, Frankfurt, betonte, zeugen die mehr als 600 Teilnehmer an der Jahrestagung in Jena zum einen von der großen Geschlossenheit der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft und zum anderen von der Attraktivität des Tagungsthemas. Er hob in diesem Zusammenhang zudem die führende Rolle hervor, die der Gastgeber Jena auf diesem Gebiet inne hat. Für ihn sind biotechnologische Arzneistoffe heute aus der Pharmazie nicht mehr wegzudenken und stellen zudem ein absolut zukunftsträchtiges Segment dar, mit Umsatzsteigerungen, die in anderen Sektoren der pharmazeutischen Wissenschaften kaum zu erbringen sind. Hierzu haben aus Schubert-Zsilavecz’ Sicht Wissenschaftler sowohl aus den Universitäten als auch aus der Industrie beigetragen, ein Spektrum, das sich in gleicher Weise in der Auswahl der Referenten bei der Jahrestagung widerspiegelte.

DPhG-Jahrestagung Sie fand vom 28. September bis 1. Oktober 2009 im Institut für Pharmazie in Jena statt.

Fotos: DAZ/hb

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