Deutscher Apothekertag 2009

We are family

Beatrice Rall

Vielleicht lag es am Hörsaalcharakter, den der Plenarsaal vermittelte. Vielleicht trug auch das EuGH-Urteil dazu bei, das dem diesjährigen Apothekertag im Vorfeld sicher viel an Brisanz genommen hat. Was es auch war – die Delegierten schienen sich in Düsseldorf jedenfalls ziemlich wohl zu fühlen. Es ging entspannt und locker zu. Man freute sich, mal wieder zusammenzukommen und eine Gelegenheit zum Plaudern und (natürlich) zum fachlichen Austausch zu haben. We are family, kam es friedlich, freundlich rüber. Nicht zuletzt kam einem der Apothekertag wohl aber auch so familiär vor, weil sich auf dem Podium eine neue Mode eingeschlichen hatte: das Duzen. Bereits in den vergangenen Jahren konnte man ab und an ein Du und Vornamen hören, wenn Wortmeldungen von Delegierten aufgerufen wurden oder wenn sich die Podiumsteilnehmer untereinander ansprachen. So extrem wie in diesem Jahr war das Geduze bislang allerdings nicht. "Ja, lieber Heinz-Günter", "du hast natürlich recht, lieber Fritz", "möchtest Du Deinem Antrag noch etwas hinzufügen, lieber Thomas?" So in etwa war der Slang in Düsseldorf. Wirklich sehr familiär. Allerdings empfanden das möglicherweise nicht alle nur positiv, z. B. diejenigen, die dann zur Abwechslung mit "Bitte, Herr Kollege" oder "Wir hören die Kollegin aus Bundesland X" angesprochen wurden. Sie hatten – so schien es jedenfalls – gegenüber den Duzfreunden einen gewissen Nachteil, gehörten nicht so ganz zum inneren Kreis, sondern waren eher ein gewisser "Störfaktor". Daher: Auch wenn es sich noch so kuschelig anfühlt, vielleicht sollte man das Duzen doch lieber auf die Abende im privaten Kreis beschränken und nicht zur bevorzugten Anrede in einem so offiziellen Rahmen wie dem Apothekertag erheben.

Beatrice Rall

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