Deutscher Apothekertag 2009

Täglich 300.000-mal

Doris Uhl

"Apotheker lösen täglich 300.000 Probleme!" – Diese Nachricht, in vielen Medien zu lesen, ist auf den ersten Blick eine gute Nachricht. Hinter dieser Meldung steckt eine deutschlandweite Erhebung mithilfe von 109 Apothekerinnen und Apothekern zu Fragen, wie häufig Arzneimittel-bezogene Probleme in der Selbstmedikation auftreten, welches die häufigsten Probleme sind und wie die Apotheke zu Lösungen beitragen kann. Ausführlich vorgestellt wurde diese Studie mit dem etwas schwer verständlichen Titel: "ABP in der Selbstmedikation: Chance und Auftrag für die Apotheke" im Rahmen der Pressekonferenz zum Deutschen Apothekertag. Erfasst wurden 11.069 Patientenkontakte, 12.567 OTC-Wünsche wurden dokumentiert. Arzneimittelbezogene Probleme traten dabei bei 2206 Patienten auf, also nahezu bei jedem fünften Patienten (17,6%). Oft war das gewünschte Präparat zur Behandlung der Symptome ungeeignet, in nahezu 30% der Fälle war das Problem durch Selbstmedikation nicht zu lösen und der Patient musste zum Arzt geschickt werden. In 991 Fällen konnten die Probleme durch den Apotheker gelöst werden. Vor dem Hintergrund von 564 Millionen abgegebenen OTC-Arzneimittelpackungen im Jahr 2007, den 17,6% in der Erhebung aufgetretenen arzneimittelbezogenen Problemen, die zu 90% von Apothekern ganz oder teilweise gelöst wurden, wird hochgerechnet, dass Apotheker täglich 300.000 Probleme lösen.

Nun mag man sich darüber streiten, ob die Erhebung tatsächlich repräsentativ ist, ob anhand von 109 wie auch immer ausgewählten vorbildlich agierenden Apothekerinnen und Apothekern der Rückschluss zulässig ist, dass in deutschen Apotheken täglich 300.000 Probleme gelöst werden. Aber das ist nicht der Punkt.

Was die Studie so interessant macht ist die Tatsache, dass sie zeigt, wie groß der Beratungsbedarf gerade bei OTC-Produkten ist. Dass in der Tat jeden Tag in Deutschlands Apotheken wahrscheinlich über 300.000 ernstzunehmende Probleme auftreten, die gelöst werden müssen. Dass täglich mehr als 300.000 Mal in Deutschlands Apotheken Apothekerinnen und Apotheker gefordert sind, ihr Wissen zum Wohle der Patienten einzusetzen und sie vor Schäden zu bewahren. Dass wir dringend gut aus- und fortgebildete Apothekerinnen und Apotheker benötigen, die diese Probleme auch erkennen und lösen können. Dass jeder, der den Verbraucherschutz ernst nimmt, vor dem Hintergrund dieser Zahlen auch den Versandhandel von OTC-Produkten nicht mehr guten Gewissens befürworten kann.

Die Erhebung bietet die Chance, neue Ansprüche an die Politik zu formulieren, sie bietet uns Apothekerinnen und Apothekern die Chance, uns auf unseren tatsächlichen Auftrag und unsere Fähigkeiten zu besinnen. Sie hätte eine wunderbare Diskussionsgrundlage auf dem Deutschen Apothekertag bieten können, gerade im Zusammenhang mit dem aufrüttelnden und weisen Vortrag des ehemaligen Vizepräsidenten des US-amerikanischen Apothekerverbandes ASHP, William A. Zellmer. Dazu hätte man sich einen Arbeitskreis unter der fachkundigen Leitung des ABDA-Geschäftsführers des Geschäftsbereichs Arzneimittel, Prof. Dr. Martin Schulz, gewünscht. Doch leider spielte diese wichtige Erhebung nur eine untergeordnete Rolle. Eine verpasste Chance, den Apothekerinnen und Apothekern die Chance und den Auftrag der Erhebung nahezubringen!

Doris Uhlclass>

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