Arzneimittel und Therapie

Ein großer kleiner Schritt in Richtung HIV-Impfstoff

Selbst Impfstoffforscher zeigen sich überrascht. Erstmals scheint eine Kombination von zwei Impfstoffen zumindest ein Drittel der Probanden vor einer HIV-Infektion geschützt zu haben. Das gibt Anlass zur Hoffnung.

Im Oktober 2003 wurde in Thailand die Studie RV144 mit einer Kombination von zwei HIV-Impfstoffen begonnen, die jeweils alleine gegeben zu keinem Impferfolg geführt hatten. Insgesamt nahmen 16.402 Freiwillige daran teil. Nun wurden erste Ergebnisse präsentiert, die auch Experten überrascht haben.

125 HIV-Infektionen

Eine viermalige Immunisierung mit dem HIV-Impfstoff Alvac von Sanofi Pasteur (zu Beginn der Studie sowie nach 1, 3 und 6 Monaten) wurde ergänzt durch den von Genentech entwickelten Impfstoff Aidsvax B/E, der nach drei und sechs Monaten gegeben wurde. Die Studie lief über drei Jahre. Alle sechs Monate wurden die Probanden auf HIV getestet. Insgesamt infizierten sich innerhalb von drei Jahren 125 der Studienteilnehmer mit HIV, 74 von ihnen gehörten der Placebo-Gruppe an, 51 der Impfstoffgruppe. Danach sank das Risiko für eine HIV-Infektion durch die Impfstoffkombination um 31%. Da in vorangegangenen HIV-Impfstoffstudien bislang noch nie eine Schutzwirkung festzustellen war, wird dieses Ergebnis schon als großer Erfolg gefeiert.

Warten auf detaillierte Ergebnisse

Doch eine fundierte Bewertung wird erst möglich sein, wenn die Studienergebnisse im Detail vorliegen. So scheint die Zahl der Infizierten sehr gering, der relativ kleine Unterschied von 23 Infizierten mehr in der Placebogruppe könnte auch eine Folge von mehr Risikoprobanden in dieser Gruppe sein.

Georg Behrens, Immunologe an der Hochschule Hannover und Mitglied im Kompetenznetzwerk HIV/Aids äußerte sich in der Ausgabe von Focus online vom 25. September 2009 dazu wie folgt: "Wenn die Probandengruppen homogen besetzt waren, also wenn in der einen beispielsweise nicht auffällig viele Drogensüchtige waren, halte ich diesen Unterschied von 30% nicht nur statistisch, sondern auch medizinisch-biologisch für relevant." Ein Schutz durch Impfung sei offensichtlich möglich. Auch seien insgesamt bei dieser großen Probandenzahl nicht mehr Infizierte zu erwarten gewesen.

Viele offene Fragen

Detaillierte Ergebnisse sollen erst auf der Fachtagung AIDS Vaccine in Paris vorgestellt werden. Sie findet am 20. Oktober 2009 statt.

Halten die jetzt bekannt gewordenen Ergebnisse einer kritischen Überprüfung stand, dann muss geklärt werden, warum zwei zunächst wirkungslose Impfstoffe zusammen in der Lage sind, eine Immunantwort auszulösen und welche Besonderheiten bei den Probanden vorlagen, die durch die kombinierte Impfung geschützt werden konnten. Antworten auf diese Fragen könnten dann die Grundlage für die Entwicklung eines Impfstoffs geben, der nicht nur 30%, sondern mehr als 70% der Geimpften schützt. Denn ein für die Massenimpfung tauglicher Impfstoff muss zumindest eine Schutzwirkung von 70% haben.

Darüber hinaus wurden bei den Impfungen in Thailand Impfstoffe eingesetzt, die auf die dort am weitesten verbreiteten HIV-Subtypen B und E des Virus zugeschnitten waren. In Europa und Nordamerika dominiert hingegen der Subtyp B, in Afrika der Subtyp C. Vor allem für Afrika wird diese Impfstoffkombination wohl nicht geeignet sein. Insgesamt ist also bis zur Marktreife eines HIV-Impfstoffs noch viel Forschungsarbeit zu leisten.

Quelle

NIH News 24. September 2009

du

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