Deutscher Apothekertag 2009

Besonders dringlich!

Carolina Kusnick

Beim Arbeitskreis 2 "Konsequenzen für eine umfassende pharmazeutische Betreuung" am Freitagnachmittag war mit Hannelore Loskill, der stellvertretenden Bundesvorsitzenden der Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe e.V., eine Patientenvertreterin geladen. Sie wurde nach Wünschen der Patienten an die Apothekerschaft gefragt. Loskill klagte, dass die chronisch Kranken in der Vergangenheit nicht ausreichend über die Möglichkeiten und Vorteile des Hausapothekenmodells informiert worden seien. Infolge einseitiger Informationen der Kassen und Ärzte sei bei Patienten der Eindruck entstanden, dass sie im Rahmen des Hausarzt- und Hausapothekenmodells nicht mehr das Recht auf freie Arzt- und Apothekenwahl hätten, so Loskill. Die Mitglieder ihres Verbandes fühlten sich von den Apothekern nicht ausreichend unterstützt und informiert. Die Reaktion im Auditorium: Heftige Proteste unter dem Motto "Das kann ja gar nicht sein!" – und es wurde zügig zum nächsten Tagesordnungspunkt übergegangen. Mich ärgert diese Ignoranz, oder ist es Arroganz? Warum hört denn niemand hin? Die stellvertretende Bundesvorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe, eines Dachverbandes von 104 Selbsthilfeorganisationen, 14 Landesarbeitsgemeinschaften und vier Fachverbänden, die die Interessen von mehr als einer Million Patienten und ihrer Angehörigen vertritt, spricht ganz konkret ein Defizit aus Patientensicht an. Sie zeigt einen "blinden Fleck" der Apothekerschaft auf, der einfach beseitigt werden könnte, bittet die Apotheker, sie mögen ihr Informationsangebot verbessern! Was für eine positive Einladung zum Handeln! Doch was passiert? Wurden alle Hebel in Gang gesetzt, um eine Informationssprache zu finden, die bei den Selbsthilfegruppen, bei den Patienten ankommt? Nein. Anstatt zu sagen: "Danke, Frau Loskill, für dieses feedback und den Hinweis darauf, wie wir unser Image, unsere Arbeit verbessern können!" oder "Selbstverständlich informieren wir Apotheker Euch gern über die Vorteile der öffentlichen Apotheke vor Ort und ihr breites Leistungsangebot!" kam weder aus dem Saal noch vom Podium eine einzige positive Reaktion. An dieser Stelle hätte ich mir sehr einen Ad-hoc-Antrag mit höchster Dringlichkeit gewünscht: "Die Hauptversammlung der deutschen Apothekerinnen und Apotheker fordert die zuständigen Gremien auf, sich mit Patientenorganisationen in Verbindung zu setzen, um ein Informationsangebot und eine strukturierte Zusammenarbeit mit Patienten und Patientenverbänden zu initiieren." Frau Loskill hätte diese Botschaft bestimmt gern in ihre Organisation mitgenommen. Aber so wurde in Düsseldorf eine Chance auf eine kostenlose positive Öffentlichkeitsarbeit verschenkt.

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