Aus der Hochschule

Studentenfasching mit Laborfrack und Eppendorf Tubes

Ob Jazzdance, Wiener Walzer oder Foxtrott – Christin Nitzschke beherrscht alle Schritte im Schlaf. Ihre Tanzkünste helfen der Pharmaziestudentin zwar nicht viel, wenn sie im Labor nach Ionen sucht oder Salben herstellt. Doch ganz besondere Talentsucher an der Universität Leipzig interessieren sich dafür: die "Elferräte". Sie veranstalten demnächst wieder den traditionellen Studentenfasching, der als Leuchtfackel in der winterlichen Prüfungszeit schon seit Jahren seinen festen Platz im Leipziger Studentenleben hat.
Foto: Bio11erRat

Auf einen Tusch nach jeder Pointe oder dem Auftritt eines Prinzenpaars warten die Leipziger Faschingsbesucher vergeblich. Dafür gibt es andere Bräuche, die sich aus dem studentischen Hintergrund entwickelt haben und dem Leipziger Studentenfasching sogar einen eigenen Eintrag im Online-Lexikon Wikipedia bescherten. Die Geschichte der Elferräte lässt sich bis in die 50er-Jahre zurückverfolgen, als sich die ersten studentischen Faschingsvereine der Bauingenieure und der Mediziner bildeten. Mittlerweile existieren neun solche Vereine an den Leipziger Hochschulen, die ihre eigenen Elferräte und damit auch ihr eigenes Profil haben. Sie sind Sammelbecken für Studenten mit einem Hang für Sketche, skurrile Verkleidungen und natürlich Karnevalslaune.

Kreative Laborratten

Die Pharmaziestudenten gehören zum "Bio11erRat", weil die Pharmazeuten mit den Biologen, Biochemikern und Psychologen in Leipzig in einer gemeinsamen Fakultät forschen und lernen. Das Logo des Bio11erRats ist eine Laborratte mit Faschingshut. Nicht nur deswegen sind die Parallelen zur Welt der Rotationsverdampfer und Bunsenbrenner unschwer zu erkennen. Denn die traditionelle Faschingskluft der Naturwissenschaftler ist ein Laborkittel, der zum Frack geschnitten wurde. Statt Kamellen regnet es bei den Faschingsveranstaltungen Eppendorf Tubes mit Ethanol verschiedenster Konzentrationen.

Doch beim großen Faschingsprogramm im Februar verarbeiten die Elferratsmitglieder nicht nur naturwissenschaftliche Themen. "Vergangenes Jahr haben wir sogar Kritik bekommen, weil wir zu politisch waren", erinnert sich Benno Müller. Der Pharmaziestudent im dritten Semester ist wie seine Kommilitonin Christin Nitzschke einer der "Elfen". Im Gegenwind der Prüfungszeit organisieren die beiden zusammen mit weit über 20 anderen Helfern das Faschingsprogramm. Ein gravierendes Zeitproblem tritt dabei nicht auf. "Die Terminfindung ist zwar wegen der Klausuren immer schwierig", räumt Benno Müller ein. "Doch wenn man es wirklich machen möchte, nimmt man sich die Zeit", sagt Christin Nitzschke. Lohn genug für den ganzen Aufwand ist der Stolz und die Freude nach einem erfolgreichen Programm. Den Applaus, den man von rund 300 Studenten für den gelungenen Abend bekommt, kann man nicht bezahlen.

Gut gefülltes Jahresprogramm

Doch neben diesen Faschingsabenden startet der Elferrat noch weitere Aktionen. Nach dem gut gefüllten Jahresprogramm mit einer Kneipentour mit den Erstsemestern und verschiedenen Aktionen zum 11. November freuen sich alle auf die berühmt-berüchtigte Elferratsfahrt nach Zingst an der Ostsee. Dort findet die "Taufe" aller neuen Mitglieder statt. "Was dort genau passiert, wird eigentlich nicht verraten. Ich hatte zuerst Angst, dass ich ins Meer geschmissen werde, aber es waren nur kleine spaßige Prüfungen, für die man viel Selbstironie brauchte", sagt Christin.

Auf zur Moritzbastei!

Kollektive Verschwiegenheit ist eine Tugend beim Bio11erRat. Die angehenden "Hustensaftschmuggler" und ihre Kommilitonen verlieren kein Wort darüber, was beim Faschingsprogramm am Donnerstag und Freitag, dem 5. und 6. Februar in der Leipziger Moritzbastei passieren wird. Nur das Motto "Alles nur gespielt" ist zu den Studenten durchgedrungen, außerdem zeigt der Elferrat einen Film, den er im Sommer gedreht hat. Die Resonanz bei den Studenten ist sehr gut, und so ist schon jetzt abzusehen, dass die jeweils 300 Karten für beide Abende schnell vergriffen sein werden. Der Eintritt kostet fünf Euro (ermäßigt vier Euro), Einlass ist jeweils um 19.30 Uhr.


Elisabeth Kersten, stud. pharm., Leipzig

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