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Glaubersalz mit Alaun verwechselt

In einer Apotheke in Schwäbisch Gmünd kam es vergangene Woche zu einer fatalen Verwechslung: Statt Glaubersalz erhielt eine Kundin ein falsch etikettiertes Gefäß mit 100 g Alaun.

Das Glaubersalz war für die Kundin per Hand abgefüllt und dabei das Original-Glaubersalzgefäß mit dem Alaun-Gefäß vertauscht worden. Glaubersalz wird meist in einer Dosierung von 20 g eingenommen – in dieser Menge hätte Alaun bei einem Erwachsenen zu erheblichen Verätzungen im Magen-Darm-Trakt geführt. Für Kinder kann bereits eine Dosis von 2 g Alaun tödlich sein.

Mitarbeiter der Apotheke bemerkten den Irrtum zwar, allerdings erst nachdem die Kundin die Apotheke verlassen hatte. Sie informierten die Polizei, die zunächst per Lautsprecherdurchsagen und Warnaufrufe im Radio versuchte, die 39jährige Frau ausfindig zu machen. Schließlich stellte sich heraus, dass die Kundin per EC-Karte bezahlt hatte. Von der Bank erhielten die Polizeibeamten daraufhin die Adresse der Frau und riefen sofort an, um sie zu warnen. Sie hatte das – vermeintliche – Abführmittel für ihren Mann gekauft, der zum Glück noch nicht zu Hause war und es somit auch noch nicht einnehmen konnte.

Für die betreffende Apotheke wird die Verwechslung keine strafrechtlichen Folgen haben. "Es wird einen Bericht an die Staatsanwaltschaft geben, aber keine Anzeige. Es liegt kein Vorwurf im strafrechtlichen Sinn vor", wird ein Polizeisprecher in der Online-Ausgabe der Schwäbischen Zeitung zitiert.

Der Pharmagroßhändler Celesio hat den Fall zum Anlass genommen, eine "massive Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit" in deutschen Apotheken zu fordern. Zur Vermeidung von Abgabefehlern wie dem oben beschriebenen sollten Celesio zufolge sogennante SOPs (Standard Operating Procedures) – formalisierte Abläufe vom Eintreffen eines Medikaments über das Lagern bis hin zu seiner Abgabe – eingeführt werden. ral

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