Ernährung aktuell

Von der Aktion zur festen Instanz

Es begann im Jahr 2000 mit einer kleinen zeitlich und lokal begrenzten Aktion, heute ist das von Apotheken gestützte Abnehmkonzept "Leichter leben in Deutschland" (LliD) eine feste Größe in der Diätenlandschaft. Rund 1200 Apotheken tragen derzeit das LliD-Zeichen, über 400.000 Personen haben seit der ersten Aktion das Konzept zur Gewichtsreduktion genutzt. Wir haben diese Zahlen zum Anlass genommen, LliD ein wenig genauer unter die Lupe zu nehmen.
Abnehmen mit Genuss Bei LliD ist sattessen erlaubt. Wer sich an die Regeln des Abnehmkonzeptes hält, soll dennoch im Schnitt ein Pfund Gewicht pro Woche verlieren.
Foto: LliD

"Fit ohne Fett" nannte sich die im Jahr 2000 im niederbayerischen Straubing durchgeführte Gesundheitsaktion. Initiiert wurde sie von Hans Gerlach, Inhaber der Einhorn-Apotheke in Straubing. Ihn störte die zunehmende Zahl übergewichtiger Menschen in seiner Stadt, dagegen wollte der Fachapotheker für Offizinpharmazie und Ernährungsberatung etwas unternehmen. Gemeinsam mit seinem Freund, dem Starkoch Valentin Lehermaier, der sich selbst der fettarmen Speisenzubereitung verschrieben hatte, begeisterte Gerlach die ansässigen Bäcker, Metzger, das Sportgeschäft und andere Gewerbetreibende für seine Idee: eine gemeinsame Abspeckaktion. Rund 700 Straubinger nahmen daran teil. Sie ließen sich in der Apotheke ihren Körperfettanteil messen und über Ernährungssünden aufklären. Gemeinsam machten sie jede Woche Sport und schränkten ihren Fettkonsum ein. Die Aktion wurde ein voller Erfolg – und spornte Gerlach zum Weitermachen an. Im Jahr 2001 brachte er mit "Straubing fastet" über 2000 Menschen zum Abnehmen, 2002 waren es 5000. Im Jahr 2003 wurde die Aktion dann auf Bayern ausgeweitet und erreichte unter dem Namen "Bayern Light" 30.000 Teilnehmer, im Folgejahr fast 50.000 Teilnehmer. 2005 wurde das Programm erstmals bundesweit durchgeführt und hat sich seitdem als "Leichter leben in Deutschland" zu einer festen Größe unter den verschiedenen Diätenkonzepten gemausert.

Am Anfang standen die Fettpunkte

"Sie dürfen nicht hungern" lautet eine Grundregel von LliD. Sie galt auch schon bei "Fit ohne Fett". Um abzunehmen, wurde damals eine Ernährungsumstellung hin zu einer fettreduzierten Kost empfohlen. Maximal 60 g Fett waren erlaubt. Extra erstellte Lebensmittellisten, in denen das enthaltene Fett in Form von Fettpunkten (1 Punkt = 1 g Fett) aufgeführt war, sollten den Teilnehmern die Fettreduktion erleichtern. Verbote für bestimmte Speisen gab es keine – nur die Regel "maximal 60 Fettpunkte am Tag" galt es einzuhalten.

Nur drei Mahlzeiten

Auch beim heutigen LliD-Konzept soll der Fettkonsum auf 60 g oder 60 Punkte täglich begrenzt werden. Darüber hinaus wurden jedoch weitere Erkenntnisse der Ernährungswissenschaft in das Konzept aufgenommen. Die wichtigsten fünf LliD-Regeln lauten nun:

  • Nur drei Mahlzeiten am Tag
  • Etwas weniger Fett (max. 60 g/d)
  • Zuckerkonsum einschränken (Zucker ist ein Gewürz)
  • Vollkorn über alles
  • Ballaststoffe, nicht Kalorien machen satt

Die erste Regel wird mit der "Insulinfalle" begründet, in die der Körper durch mehrere kleine Mahlzeiten gerät. Nach jeder Mahlzeit steigt der Insulinspiegel im Blut an. Wenn er wieder sinkt, bekommt man Hunger und greift zur nächsten Mahlzeit. Ein zuckerhaltiger Snack oder auch nur ein Glas Saft lässt das Spiel dann von vorn beginnen. Insgesamt wird der Insulinspiegel laut LliD durch häufige zuckerhaltige Snacks auf einem erhöhten Niveau gehalten und der Körper darüber auf Einlagerung programmiert bzw. eine Fettverbrennung verhindert. Werden dagegen längere Esspausen eingehalten (mindestens vier Stunden sollen laut LliD zwischen den Mahlzeiten liegen), sinkt die Insulinproduktion so weit ab, dass der Körper in die Fettverbrennungszone kommt.

Weniger Zucker

Damit Regel 1 funktioniert, muss sie mit Regel 3 – weniger Zucker – kombiniert werden. Hier kommt der glykämische Index ins Spiel. Zucker bzw. Lebensmittel, die leicht verfügbare Zucker enthalten (Süßigkeiten, Limonade etc.), führen zu einem raschen Blutzuckeranstieg und darüber zu einer hohen Insulinausschüttung. Sie haben einen hohen glykämischen Index, der im Verdacht steht, Übergewicht und Adipositas zu fördern. Der Anteil dieser Kohlenhydrate soll bei LliD daher reduziert und zugunsten von Kohlenhydraten mit niedrigem glykämischen Index ersetzt werden. In gewissem Sinn ist LliD somit eine Kombination aus Low-fat- und Glyx-Diät. Darüber hinaus enthält das Konzept auch Bestandteile von Low-carb-Diäten: Während Frühstück und Mittagessen eine leicht fettreduzierte Mischkost sein sollen, wird für die Abendmahlzeit eine proteinreiche und kohlenhydratarme Kost empfohlen. Damit soll erreicht werden, dass man bereits mit einem leicht erniedrigten Insulinspiegel in die Nacht geht und die Fettverbrennungsphase somit möglichst lange dauert.

Viel Vollkorn

Die Regel "Vollkorn über alles" ist ein praktischer Ansatz, um das Verhältnis von Lebensmitteln mit hohem glykämischem Index zugunsten von solchen mit niedrigem glykämischem Index zu verschieben. Denn Vollkornbrot und Vollkornprodukte lassen den Blutzuckerspiegel langsamer ansteigen als Weißbrot und Co. Zudem enthalten Vollkornprodukte mehr Ballaststoffe als Produkte aus Auszugsmehl, was Regel Nummer 5 zugute kommt. Ihr zufolge haben ballaststoffhaltige Lebensmittel zwei positive Folgen: Zum einen füllen sie Magen und Darm stärker als Lebensmittel mit "leeren" Kalorien und machen somit schneller satt, zum anderen sorgen sie auch für mehr Volumen auf dem Teller. Hier kommt also ein weiterer Diättrend ins Spiel: die sogenannte Volumetric Diät.

Langsam ans Ziel

Wer mit LliD abnehmen will, soll dies langsam und gründlich tun. Eine Crashdiät will LliD auf keinen Fall sein. Etwa ein halbes Kilogramm Gewichtsverlust pro Woche wird angestrebt. Etwa 20 Wochen soll eine erste Diätphase dauern. Das bedeutet einen Gewichtsverlust von rund 10 Kilogramm. Neben der Ernährungsumstellung soll auch regelmäßige Bewegung zur Erlangung dieses Diätziels beitragen.

Apotheker als Diätlotsen

Eine Besonderheit von LliD ist die Einbeziehung der Apotheke in das Diätkonzept. Der Apotheker fungiert als Lotse, der den Abnehmwilligen während der Diät betreut, ihn schult und motiviert. Die Idee, das eigene Konzept auch anderen Apotheken anzubieten, kam Gerlach, da verschiedene Kollegen nach der ersten erfolgreichen Aktion auf den Zug aufspringen wollten.

Heute tragen rund 1200 Apotheken das LliD-Zeichen. Sie bieten Kunden, die mit LliD abnehmen wollen, Schulungen an und haben LliD-Materialien wie die umfangreiche schriftliche Diätanleitung, einen 20-Wochen-Erfolgsplaner, in dem für jede Woche Aufgaben vorgegeben und Ziele definiert werden, Rezeptbücher und LliD-Diätprodukte (Formulanahrung, Riegel, Müsli, Vollkornbrotbackmischungen) vorrätig. Alle vier Wochen messen sie Gewicht und Körperfettanteil der Kunden. Darüber hinaus stehen sie bei Bedarf für Fragen rund ums Abnehmen zur Verfügung.

Infos im Web

Wer eine LliD-Apotheke werden möchte, erhält Informationen und Anmeldeunterlagen bei der Leichter Leben in Deutschland Vertriebsgesellschaft mbH oder online unter www.llid.de. Nicht jede Apotheke kann allerdings eine LliD-Apotheke werden. Um einen einheitlichen und hohen Qualitätsstandard zu gewährleisten, müssen folgende Bedingungen erfüllt werden:
  • Erfahrung in der Ernährungsberatung oder Vorliegen der Gebietsbezeichnung "Ernährungsberatung" oder Beschäftigung einer entsprechenden Fachkraft.
  • Teilnahme an einer Schulung für den verantwortlichen Leiter der Aktion
  • Bereitschaft, Vorträge und Seminare abzuhalten, regelmäßige Kontrollen für LliD-Kunden (Gewicht und Körperfett) anzubieten und die Teilnehmer sachkundig zu beraten. Ein angepasstes Bewegungsangebot sollte extern organisiert werden.

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