Arzneimittel und Therapie

Famotidin senkt effektiv Risiko von Ulcerationen

Acetylsalicylsäure gilt in der kardiovaskulären Primär- und Sekundärprotektion als Mittel der Wahl. Allerdings kann durch die Einnahme das Risiko für gastrointestinale Blutungen ansteigen. In einer Studie sollte das Potenzial des H2 -Antagonisten Famotidin untersucht werden, die Entwicklung peptidischer Ulcera bei gleichzeitiger Einnahme von ASS zu reduzieren. Das Ergebnis zeigt, dass Famotidin effektiv vor diesen Komplikationen schützt.

Nehmen Thrombose-gefährdete Patienten zur Kardioprotektion über einen längeren Zeitraum Acetylsalicylsäure oder nicht-steroidale Antirheumatika ein, geht die schleimhautprotektive Funktion der Prostaglandine verloren und es können vermehrt Ulcera oder Ösophagitiden entstehen. Die bisherige Therapieoption sind Protonenpumpenhemmer, die jedoch wegen ihrer hohen Kosten und dem Risiko, mit Clopidogrel zu interagieren, nicht die optimale Lösung bieten. Eine Alternative sind H2 -Antihistaminika, die durch eine indirekte Hemmung der Magensäuresekretion ebenfalls die Ulcusheilung beschleunigen. Britische Wissenschaftler untersuchten nun, ob Famotidin effektiv in der Prävention gastrointestinaler Erkrankungen sein könnte. Famotidin blockiert die H2 -Rezeptoren der säurebildenden Zellen der Magenschleimhaut nach einem noch nicht ganz aufgeklärten Mechanismus. Es wird die Säuresekretion gehemmt, wobei nicht nur die basale, sondern auch die durch Gastrin und Histamin stimulierte Sekretion gehemmt wird. Auch die durch vagale Stimulation vermehrte Salzsäureproduktion wird reduziert. Als Folge kann die erkrankte Schleimhaut besser heilen.

Das Studiendesign

Zur Behandlung in dieser Phase-III-Studie wurden 404 Patienten randomisiert: neben einer täglichen antithrombotischen Prophylaxetherapie von 75 bis 325 mg ASS nahm die Hälfte der Studienpopulation zweimal täglich über zwölf Wochen eine Standardmedikation von 20 mg Famotidin ein, die andere Hälfte erhielt Placebo. Andere Medikamente wie Thrombozytenaggregationshemmer (Clopidogrel oder Dipyridamol) waren als Begleitmedikation zugelassen. Den primären Endpunkt der Studie stellte der endoskopische Nachweis von neu entwickelten Geschwüren im Magen/Darm-Bereich oder eine errosive Ösophagitis dar.

Famotidin zur Verhinderung von Ulcera effektiv

Insgesamt wurden 204 Probanden der Famotidin- und 200 Probanden der Placebogruppe in die Intention-to-treat-Analyse einbezogen. 82 der 404 Patienten erhielten nach zwölf Wochen keine endoskopische Abschlussuntersuchung, da sie die Behandlung vorzeitig abbrachen. Die Anzahl der Studienabbrecher war in der Famotidingruppe mit 33 Probanden geringer als in der Placebogruppe (n = 49). Außerdem traten in der Placebogruppe mehr unerwünschte Ereignisse auf (15 vs. 9). So erkrankten vier Placebopatienten an Angina pectoris und weitere vier an gastrointestinalen Blutungen. In der Placebogruppe mussten aufgrund von Nebenwirkungen mehr Patienten (11 vs. 3) zusätzlich mit Protonenpumpenhemmern behandelt werden. Nach zwölf Wochen zeigte die endoskopische Untersuchung, dass in der Famotidingruppe sieben (3%) und in der Placebogruppe 30 (15%) Patienten (OR 0,20, 95% CI 0,09-0,47; p = 0,0002) gastrische Ulcera entwickelt hatten. Ein Zwölfingerdarmgeschwür trat unter Famotidin nur bei einem Patienten (0,5%) auf, verglichen mit 17 (9%) in der Placebogruppe. Errosive Ösophagitiden wurden in der Famotidingruppe mit neun (4%) Fällen signifikant seltener diagnostiziert als in der Placebogruppe, hier traten 38 (19%) Fälle auf.

Interaktion mit Clopidogrel

In der Studie sollte außerdem die Frage beantwortet werden, ob Famotidin mit Clopidogrel interagiert. Bei Clopidogrel handelt es sich um ein Prodrug, das über das Cytochrom-P2C19-System abgebaut wird. Gleichzeitig eingenommene Medikamente, wie H2 -Antagonisten, die die Aktivität von CYP2C19 hemmen, können die Umwandlung in den aktiven Metaboliten verhindern und so zu einer Wirkungsminderung führen. Die Zahl der unerwünschten Ereignisse stieg bei einer gleichzeitigen Einnahme von Clopidogrel und Famotidin jedoch nicht an. Von den neun Patienten, die in der Famotidingruppe ein unerwünschtes Ereignis erfuhren, nahmen fünf (56%) gleichzeitig Clopidogrel ein. In der Placebogruppe wurden insgesamt bei 15 Patienten unerwünschte Ereignisse beobachtet, sechs (40%) von ihnen standen zusätzlich unter einer Clopidogrelmedikation.

Das Fazit der Studie: Patienten, die neben niedrig dosierter Acetylsalicylsäure zur Kardioprotektion zusätzlich Famotidin einnehmen, entwickeln signifikant weniger Magenulcera, Zwölffingerdarmgeschwüre und Ösophagitiden. Im Unterschied zu früheren Studien konnte gezeigt werden, dass Famotidin auch dann präventiv wirkt, wenn die Patienten unter dyspeptischen Beschwerden oder einer Helicobacter-pylori -Infektion litten oder zu einem früheren Zeitpunkt eine Ulceraerkrankung davongetragen hatten. Während der Famotidintherapie traten im Vergleich zur bisherigen Therapie mit Protonenpumpenhemmern weniger Nebenwirkungen auf und es wurden seltener Interaktionsereignisse mit Clopidogrel beobachtet. Für Patienten, die auf die Einnahme von niedrig dosierter Acetylsalicylsäure angewiesen sind, könnte Famotidin eine wirkungsvolle Alternative zu bisherigen Therapieformen sein.

 

Quelle

Taha, Ali S.; et al: Famotidine for the prevention of peptic ulcers and oesophagitis in patients taking low-dose aspirin (Famous): a phase III, randomised, double-blind, placebo-controlled trial. Lancet (2009) 374; 119-125.

 


acs

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