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Vom Rezept bis zum Warenwirtschaftssystem

Foto: Draxler

Zu Hause ist es in Hessen, aber genau genommen ebenso in Rheinland-Pfalz, Thüringen und dem Saarland. Das zeigt ein Blick in die Bilanzen: Rund 3000 Apotheken aus diesen Bundesländern setzen auf das standeseigene Apotheken-Rechen-Zentrum (ARZ) Darmstadt – mithin beachtliche vier von fünf. Sie rechnen Monat für Monat irgendwo zwischen drei bis fünf Millionen Rezepte mit den Darmstädtern ab. Und das zu einem Wert von rund 300 Millionen Euro.

Das ARZ, vor 40 Jahren gegründet, ist jedoch längst mehr als ein Abrechnungszentrum. Es ist ein Systemhaus, das rund um die Abrechnung Daten und Informationen einschließlich ihrer Auswertung anbietet. Und die verfügen aufgrund ihrer hohen Dichte nicht allein über eine bemerkenswerte Präzision, sondern auch über eine ebensolche Aussagekraft. Somit können die Kunden auf professionelle Werkzeuge zur wirtschaftlichen Optimierung ihrer Apotheken zurückgreifen.

Beispiel: Rezeptstatistik. Mit einer solchen Software, wie sie in Darmstadt entwickelt wurde, lassen sich bei Weitem nicht nur Zuzahlungsnachweise für Apothekenkunden drucken. Sie erlaubt darüber hinaus den Zugriff auf alle Rezeptbilder und ermöglicht ihrem Nutzer betriebswirtschaftliche – arzt-, apotheken- und kundenbezogene – Auswertungen.

Was den standeseigenen Dienstleister ebenfalls interessant macht, ist sein Hausmittel gegen die Regelungsdichte im Gesundheitswesen. Die hat längst die Grenzen dessen überschritten, was für eine einzelne Apotheke noch beherrschbar wäre. Damit die Rezeptabrechnung angesichts des politisch induzierten Vorschriftendickichts nicht unversehens zum Vabanquespiel wird, bietet das ARZ mittlerweile einen speziellen Onlinedienst an.

Dieser Internetservice, der unter anderem mit einer Taxhistorie ausgestattet ist, soll helfen, Retaxationen zu vermeiden. Apotheken, die dieses Angebot nutzen, wird zugesagt, dass sie, falls es doch zu Retaxationen kommen sollte, nicht nur ihren Verwaltungsaufwand reduzieren, sondern obendrein jeden Monat Bares sparen. Und das können bis zu 30 Euro sein. Erfahrungen zeigen außerdem, wie Nutzer wissen, dass zusätzlich der Anteil an Rezepten sinkt, die man vom Rechenzentrum zur Nachbearbeitung zurückgesandt bekommt.

Warenwirtschaftssystem für die Zukunft

Eine immer zentralere Rolle spielen Warenwirtschaftssysteme, die regelrechte Datenströme zu verarbeiten haben. Allein das Handling der aktuell mehr als 25.000 Rabattarzneimittel erfordert über 20 Millionen Datensätze. Die Anforderungen werden noch gewaltiger sein, wenn Heilberufsausweise, elektronische Gesundheitskarten, das Entschlüsseln von Verordnungsdaten von Zentralservern oder die Verschlüsselung und Übertragung von Abrechnungsdaten – und anderes mehr – verlangt werden.

Auch hier weiß man sich in Darmstadt bestens präpariert. Das 1999 eingeführte Warenwirtschafts- und Kassensystem CIDAnova wurde dieser Tage ersetzt – durch eine Software (namens CIDAnova-Plus), die selbst diesen Ansprüchen gewachsen ist, ohne an ihre Grenzen zu stoßen, wie die Entwicklungsexperten versichern.

Von daher dürfte es nicht nur um die Zukunftsaussichten der ARZ-Kunden gut bestellt sein. Das standeseigene Systemhaus (Eigner sind die Apothekerverbände von Hessen, Rheinland-Pfalz, Thüringen und dem Saarland) sieht sich selbst "breit aufgestellt": Während man sich als Rechenzentrum auf sein Abrechnungsgebiet konzentriert, operiert man bundesweit als EDV-Dienstleister, der als Warenwirtschaftsspezialist anerkannt ist.

J. R. Draxler

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