ADEXA Info

Qualifikation fördern – Abschlüsse harmonisieren

Am 27. September 2009 sind alle Bürgerinnen und Bürger aufgerufen, den 17. Deutschen Bundestag zu wählen. Umfragen zufolge wissen aber viele Menschen noch nicht, welcher Partei sie ihre Stimme geben sollen. Als Orientierungshilfe vergleicht ADEXA – Die Apothekengewerkschaft Aussagen der Parteien zu verschiedenen Fragestellungen.

"In den letzten Wochen kontaktierten wir sämtliche Parteien", so Tanja Kratt, Zweite Vorsitzende von ADEXA. "Wir stellten konkrete Fragen zur Haushalts-, Gesundheits-, Sozial-, Tarif- und Gleichstellungspolitik, aber auch zu apothekenspezifischen Themen". Alle politischen Gruppierungen haben geantwortet. Zudem haben wir in den Portalen abgeordnetenwatch.de und kandidatenwatch.de recherchiert. Das Ergebnis stellt ADEXA in den nächsten Ausgaben der DAZ vor.

Lernen und studieren in Europa

Bildung und Forschung gehören zu den Kernzielen des Wahlprogramms der CDU/CSU. Entsprechend sollen die Ausgaben auf zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) erhöht werden – wie dies finanzierbar ist, bleibt allerdings unklar. Zur gezielten Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses verfolgt die Union den Hochschulpakt weiter. Bildung ist und bleibt allerdings Ländersache – das gilt etwa für die Hochschulen und deren umstrittene Studiengebühr. Die Union fordert in diesem Kontext, den Bologna-Prozess für alle Studiengänge individuell zu prüfen, aber nicht schematisch zu übertragen. Die Abschaffung des Hochschulrahmengesetzes soll den Unis dafür mehr Freiraum geben.

Auch die SPD plant Investitionen in Bildung (7% des BIP) und Forschung (3% des BIP), wobei ein Bildungszuschlag auf sehr hohe Einkommen zur Finanzierung beitragen soll. Allen Menschen ist Zugang zu Schulen und Universitäten zu gewähren, unabhängig vom Einkommen und vom Schulabschluss. Das betrifft vor allem Meister, Techniker oder Berufsschüler. Bis zum Master soll das Studium gebührenfrei bleiben. Und wer in späteren Jahren nochmals die Schul- oder Unibank drücken möchte, erhält BAföG. Momentan wird (mit Ausnahmen) nur gefördert, wer vor Vollendung des 30. Lebensjahres eine Ausbildung oder ein Studium beginnt. Ein Bildungszuschlag bei hohen Einkommen schafft die materielle Basis, und die notwendigen zusätzlichen Studienplätze entstehen dem Programm zufolge durch eine weitere Umsetzung des Hochschulpakts.

Grundsätzlich unterstützt die SPD die Internationalisierung der Ausbildung und des Studiums. In den entsprechenden Prozessen seien jedoch "deutliche Fehlentwicklungen aufgetreten", etwa durch thematische Überfrachtung oder durch mangelnde Flexibilität. Dem Übergang zum Master dürften keine unnötigen bürokratischen Hürden in den Weg gestellt werden. Auch bewährte Ausbildungskonzepte wie etwa das duale System könne man nicht ohne Not europäischen Vereinheitlichungsprozessen opfern.

Wie die anderen Parteien setzt auch die FDP ihre Richtschnur bei zehn Prozent für Bildung und Forschung – allerdings ohne klare Finanzierungspläne. Bei den Hochschulen äußern sich die Liberalen klar für Studiengebühren, deren Höhe von den Unis selbst festzulegen wäre; Stipendien sollen Studierende entlasten. Die FDP machen sich außerdem dafür stark, dass deutsche Abschlüsse im Ausland eine ihrem Niveau entsprechende Anerkennung erfahren. Zur Umsetzung soll der Europäische Qualifikationsrahmen, ergänzt durch den Deutschen Qualifikationsrahmen, dienen. Aussagen zum Bologna-Prozess werden hingegen nicht getroffen.

Mit Bildungsinvestitionen in Kitas, Schulen und Unis wollen Bündnis 90 / Die Grünen in den nächsten Jahren bis zu einer Million Jobs schaffen. Ein neuer "Bildungssoli" stellt das Konzept auf wirtschaftliche Füße, ergänzt durch eine Reform der Erbschaftssteuer.

Die Grünen sind strikt gegen jegliche Studiengebühren und planen eine stärkere wirtschaftliche Unterstützung für den Uni-Besuch: Kindergeld und Kinderfreibeträge gehen dem Konzept zufolge dann direkt an die Studierenden. Speziell beim Pharmaziestudium setzt man sich für den Bologna-Prozess ein, um die nationale und internationale Mobilität zu erhöhen. Das gilt aber nicht nur im akademischen Bereich. Ein Europäischer bzw. Deutscher Qualifikationsrahmen soll (Fach-) Ausbildungen und Kompetenzen besser vergleichbar machen, unabhängig vom Land, in dem diese erworben wurden.

EQR und DQR


Der Europäische Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen (EQR) ist eine Initiative der Europäischen Union, um die beruflichen Kompetenzen in Europa vergleichbarer zu machen. Durch ein Vergleichssystem können Angestellte ihre Qualifikationen in anderen Ländern der EU nutzen. Die entsprechenden Voraussetzungen dafür hat die Bundesrepublik durch den Deutschen Qualifikationsrahmen (DQR) geschaffen.

Die Linke plant in ihrem Programm zusätzliche 18 Mrd. Euro für die Bildung ein, ohne das Modell ökonomisch näher zu beleuchten. Über eine Finanzierungsumlage, die Unternehmen zu entrichten hätten, könnten konkret neue Ausbildungsplätze geschaffen werden.

Studiengebühren wird es beim Unibesuch nicht geben, und das Bafög soll elternunabhängig fließen. Auch an den Zugangsvoraussetzungen für Bachelors, die ihren Master machen möchten, wird gefeilt: Eine Zugangsbeschränkung, wie momentan bei etlichen Fächern üblich, kommt für die Partei nicht in Frage. Hinweise zur Vereinheitlichung und zur gegenseitigen Anerkennung von Abschlüssen hingegen wurden nicht gegeben.

Michael van den Heuvel

Keine Wahlempfehlung

ADEXA – Die Apothekengewerkschaft bietet mit den "Wahlprüfsteinen" Vergleichsmöglichkeiten aller Parteien zur verschiedenen Themen an. Diese Information ist als Orientierungshilfe gedacht – ADEXA gibt aber bewusst keine Empfehlung für ein bestimmtes Lager oder eine bestimmte Partei.

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.