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Söder: Unabhängige Apotheken sind unverzichtbar

MÜNCHEN (diz/wipig). "hauptsache prävention!" – unter dieser Überschrift haben das Wissenschaftliche Institut für Prävention im Gesundheitswesen (WIPIG) und die DAZ in diesem Jahr den Präventionspreis ausgeschrieben. Der Bayerische Staatsminister für Umwelt und Gesundheit, Dr. Markus Söder, hat die Schirmherrschaft für diesen Preis übernommen. In einem Interview fragten wir bei Söder nach, wo er den Platz der Apotheke im Gesundheitswesen sieht und wo sich die Apotheke in Zukunft positionieren soll.
DAZ: Sie haben die Schirmherrschaft für unseren Preis "hauptsache prävention!" übernommen! Warum ist Prävention in Ihren Augen so wichtig?

Söder: Prävention ist ein wichtiger Grundstein für ein gesundes Leben. Anreize für einen verantwortungsvollen Umgang mit der eigenen Gesundheit sind der richtige Weg, um frühzeitig Erkrankungen und hohe Folgekosten für das Gesundheitssystem abzuwenden. Nach Schätzungen von Experten können rund ein Viertel aller Gesundheitsausgaben durch langfristige Prävention eingespart werden. Deshalb wollen wir mit der bayerischen Gesundheitsinitiative "Gesund.Leben.Bayern." die Bevölkerung zu einem gesundheitsorientierten Lebensstil motivieren. Dabei ist es wichtig, dass wir die Menschen in ihrem Lebensalltag erreichen. Hierfür ist auch eine enge Kooperation mit der Apothekerschaft wichtig.

DAZ: Welchen Platz nimmt die Apotheke – nach Ihrer Auffassung – in unserem Gesundheitswesen heute ein?

Söder: Unabhängige Apotheken vor Ort sind in unserem Gesundheitswesen unverzichtbar. Die vielen Apotheker und Angestellten leisten einen enormen Beitrag für eine patientennahe Arzneimittelversorgung. Durch die Wochenend- und Nachtdienste sind sie rund um die Uhr ein kompetenter Ansprechpartner. Diese wohnortnahe und fachgerechte Beratung kann niemals durch Internetapotheken ersetzt werden. Wir sind froh, dass der Europäische Gerichtshof der Supermarktmedizin einen Riegel vorgeschoben hat. Medikamente dürfen nicht neben Schokolade und Schuhcreme im Einkaufsregal liegen. Eine sichere und qualitativ hochwertige Versorgung mit Arzneimitteln kann nur in Verbindung mit einer aktiven Beratung in der Präsenzapotheke gewährleistet werden.

DAZ: Wo sollte sich die Apotheke in Zukunft positionieren? Welche Felder könnte die Apotheke noch stärker besetzen?

Söder: Wir brauchen fachkompetente Apotheker, die die Patienten unabhängig und vertraulich beraten und auf individuell vorhandene Risiken achten. Diesen Service am Menschen können und wollen ökonomisch orientierte internationale Großkonzerne niemals leisten. Wir setzen uns deshalb für eine Arzneimittelversorgung ein, bei der die Sicherheit und Qualität von Arzneimitteln an erster Stelle stehen. Der Beruf des Apothekers ist im Kern ein freier Heilberuf mit hoher ethischer Verantwortung. Diese Verantwortung wollen wir stärken. Deshalb sollte der staatliche Versorgungsauftrag wieder stärker in den Vordergrund rücken.

DAZ: Was wünschen Sie sich von der deutschen Apothekerschaft?

Söder: Die Apotheker stehen vor der großen Herausforderung, die langfristige Kundenbindung zu erhalten. Dazu gehört, dass sie auch weiterhin die hohe Qualität der unabhängigen Beratung aufrechterhalten. Die Präsenzapotheken müssen deshalb ein überzeugendes Gegenmodell zum Internethandel anbieten. Die Arzneimittelabgabe darf nicht einfach Automaten oder apothekeneigenen Pick-up-Stellen überlassen werden. Nur durch die Apotheken kann der Schutz der Patienten vor gefälschten oder falsch ausgewählten Arzneimitteln gewahrt werden.

DAZ: Wie sehen Sie die derzeitige Entwicklung, wonach aufgrund der Versandhandelserlaubnis auch Drogeriemärkte und Tankstellen Arzneimittel ausliefern?

Söder: Wir wollen keine Supermarktmedizin. Arzneimittel sind keine x-beliebigen Konsumgüter "von der Stange". Eine verlässliche Arzneimittelversorgung ist eine der tragenden Säulen in unserem Gesundheitssystem. Nur die Apotheken garantieren einen sicheren Vertriebsweg: Hier können sich die Patienten darauf verlassen, wirklich Originalpräparate zu bekommen. Ein Verbot des Versandhandels mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln würde die Sicherheit für die Patienten klar verbessern. Dafür setzt sich die Bayerische Staatsregierung auch weiterhin ein.

DAZ: Vielen Dank für das Gespräch.

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