Aus der Hochschule

Phytopharm 2009

Der 13. Kongress der quot;Phytopharm", die 1991 von russischen Wissenschaftlern initiiert worden war, fand vom 29. bis 31. Juli 2009 in Bonn statt. An der Organisation beteiligten sich u. a. die russische Firma Adaptogen, das Pharmazeutische Institut der Universität Bonn und die Kooperation Phytopharmaka. Die 120 Teilnehmer kamen großenteils aus dem Ausland.
Die Veranstalter der Phytopharm 2009: Prof. Dr. Harald Schweim, Prof. Dr. Alexander Shikov, Prof. Dr. Valery Makarov und Prof. Dr. Klaus-Jürgen Steffens (von links).

Foto: Schwöppe

Zur Eröffnung sprachen u. a. Prof. Valery Makarov, St. Petersburg, Prof. Konstantin Eller, Moskau, und Prof. Harald Schweim, Bonn. Highlights der drei Plenarsitzungen waren die Vorträge von Prof. Klaus-Jürgen Steffens, Bonn, und Prof. Wolfgang Blaschek, Kiel.

Steffens sprach über Probleme bei der Tablettierung von pflanzlichen Arzneimitteln und mögliche Lösungen. Dabei muss die Ideallinie gefunden werden zwischen Kompaktierung, Granulierung und Verpressung einerseits und dem Auflöseverhalten nach Einnahme der Tabletten andererseits. Steffens stellte ein empirisches Modell vor, wie man über die Kompaktibilität zu Aussagen über die Tablettenherstellung im Produktionsmaßstab kommen kann.

Blaschek informierte über Resveratrol, einen polyphenolischen Inhaltsstoff des Rotweins. Nach Prüfung traditioneller und moderner Erkenntnisse kam er zu dem Schluss, dass es nur wenig überzeugende Belege für gesundheitsfördernde Effekte beim Menschen gibt.

Ein zentrales Thema waren die Adaptogene, eine klassische Domäne russischer Wissenschaftler. Prof. Alexander Shikov, St. Petersburg, schlug den Bogen von den traditionellen Anwendungen zu modernen Studien. Heute sind in Russland acht Arzneipflanzen als Adaptogene anerkannt: Aralia, Echinopanax, Eleutherococcus, Panax (Ginseng), Rheum (Medizinalrhabarber), Rhodiola (Rosenwurz), Sterculia und Schisandra. Aus seiner Sicht ist erwiesen, dass Adaptogene den Organismus vor negativen Auswirkungen von Stress schützen und die zelluläre Abwehr gegen reaktiven Sauerstoff stärken. Klinische Daten gebe es bei der Anwendung gegen Müdigkeit, Stress und zur Stärkung des Immunsystems.

Die Bandbreite der weiteren Vorträge war sehr groß. So referierte ein Wissenschaftler aus dem Iran über antidepressive Effekte von Granatapfelextrakten bei Mäusen, und eine Professorin von Maikop in der Nähe des Kaukasus berichtete über Hafer als Arzneipflanze. Pflanzen und Pflanzenteile stellen für die Mehrheit der Weltbevölkerung eine wesentliche Basis der Gesundheitsversorgung dar, weil sie sich moderne Arzneimittel finanziell nicht leisten kann. Andererseits bilden traditionell oder volksmedizinisch verwendeten Arzneimittel auch heute noch ein Reservoir für die Entdeckung neuer Wirkstoffe.

Die sechs Seminare befassten sich mit Nahrungs- und Arzneipflanzen, auch hinsichtlich ihrer Kultivierung, sowie mit technologischen Aspekten der Herstellung und Qualitätskontrolle von Phytopharmaka. Pharmakologie und Ethnopharmakologie (was eigentlich kein Gegensatz sein sollte) waren neben neuen Darreichungsformen und Wirksamkeitsnachweisen von pflanzlichen Arzneien weitere Schwerpunkte der Tagung.

In seiner Schlussrede dankte Prof. Makarov den Veranstaltern und den Sponsoren: den Firmen Bionorica, Finzelberg, Klosterfrau, Krewel-Meuselbach, Phytolab, Sanofi-Aventis, Schwabe und Steigerwald.

Cornelia Schwöppe, Bonn
Internet: www.adaptogen.ru

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