Prisma

Toxine im Schlepptau von Fett

Der Konsum großer Mengen fetthaltiger Nahrung ist nicht nur wegen des damit verbundenen Risikos für Übergewicht schädlich, er begünstigt auch die Entstehung von Entzündungsprozessen im Körper. Amerikanische Forscher glauben nun, dem Mechanismus für letzteres auf der Spur zu sein. Sie haben festgestellt, dass Toxine der Darmflora im Schlepptau von Fett verstärkt in den Organismus gelangen.

Damit Nahrungsfette aus dem Darm in die Blutbahn gelangen können, bedürfen sie eines Transportvehikels. Dabei handelt es sich um Chylomikronen, Lipoproteine, die in den Zellen der Darmschleimhaut entstehen und Nahrungsfette von hier aus über die Lymphe und das Blut zur Leber transportieren. Wie ein Team um Erik Eckhardt von der Universität Kentucky nun herausgefunden hat, befördern diese Chylomikronen neben Nahrungsfetten auch Lipopolysaccharide, die von Bakterien der Darmschleimhaut gebildet werden. Das Immunsystem erkennt sie als körperfremd und geht dagegen vor – es entsteht eine Entzündung. In Zellkulturen und im Mausmodell konnten die Wissenschaftler entsprechende Effekte nachweisen. Es zeigte sich sowohl, dass Toxine über Chylomikronen eingeschleppt werden können, als auch, dass diese Toxine Entzündungsreaktionen auslösen. So wurden bei Mäusen, die langkettige Ölsäure verabreicht bekamen, die Lymphknoten im Darm aktiviert und bildeten Entzündungsmediatoren. Wurde parallel zur Ölsäure-Gabe die Bildung von Chylomikronen durch Gabe eines Hemmstoffs unterdrückt, blieb die Reaktion dagegen aus. Die Erkenntnisse könnten sich langfristig möglicherweise auf die Behandlung entzündlicher Darmerkrankungen auswirken. Eckhardt und Kollegen vermuten jedenfalls, dass Nahrungsfette über den beobachteten Effekt auch den Verlauf entzündlicher Darmerkrankungen wie Morbus Crohn beeinflussen. ral


Quelle: Eckhardt, E. et al.: J. Lipids Res. 2008; 50: 90 –97

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