Briefe

Den Bock zum Gärtner machen

Zum Beitrag "Hecken als Bundesgesundheitsminister?" in DAZ Nr. 28, Seite 16, vom 9. Juli 2009:

Was den Ex-Minister des Saarlandes, Herrn Hecken, betrifft, steht doch im Vordergrund nicht DocMorris, sondern die Tatsache, dass ein Vertreter des Landes respektive Staates, der einen Amtseid leisten musste (zumal als Justizminister) schlichtweg das Gesetz gebrochen und als Despot bestimmt hat, was Gesetz ist. Dies allein ist zwar schon skandalös genug, wird aber von der unappetitlichen Tatsache übertroffen, dass Herr Hecken vor seiner Amtszeit bei gerade dem Hanielkonzern, dem auch Celesio angehört, in Lohn und Brot stand.

Politische Macht und wirtschaftliche Verflechtungen werden benutzt, um einen erstklassigen Berufsstand mit exzellenter Ausbildung, der im Gesundheitswesen vielfältige Aufgaben übernimmt und noch mehr übernehmen kann und sollte (damit meine ich nicht Rabattverträge etc), in den Boden zu stampfen zugunsten von Konzernen und Wirtschaftsinteressen. Das alles nur zu unserem Besten, versteht sich.

Wie können wir als Apotheker, wie können unsere Standesvertreter sich mit einem Mann an den Verhandlungstisch setzen, der sich mit Ralf Däinghaus grinsenderweise der Pressekonferenz stellt und sich über "unflätige" Zuschriften von Apothekern beschwert, die sich erlaubt haben, Kritik – wie sich gezeigt hat berechtigterweise – zu üben? Sollen wir uns dafür bedanken, dass man uns das Messer in den Rücken treiben will?

Wir als deutsche Apotheken sind wohnortnah, bringen Medikamente ans Krankenbett, kennen die Patienten persönlich usw. Aber wir "brauchen" Versandhandel, Pick-up-Stellen etc. mit all den "klimaverbessernden" Logistikfolgen ... so wollen uns und der Öffentlichkeit die Herren das klar machen. Ich schließe daraus, dass wir in einer Filzokratie leben, die von den Machtinteressen der Konzerne bestimmt wird. Manche bezeichnen das auch als Lobbyarbeit. Früher hat man gesagt, man macht den Bock zum Gärtner.

Was lehrt und das? Nun, wir alle nebst Angestellten in den Apotheken könnten Demokratie wörtlich nehmen. Jeder kann eine E-Mail an die Bundeskanzlerin schicken und zum einen seine Bedenken gegen den Gesetzesbruch des Herrn Hecken höflich vorbringen und zum anderen auch die CDU/CSU auf ihr Wahlprogramm festnageln. Wenn diese Parteien unsere Stimme wollen –wir können auch anders und Parteien wählen, die unsere Interessen vertreteten!

Dr. Regine Tillmann, erlen-apotheke@t-online.de, Barsbüttel

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