Arzneimittel und Therapie

Trastuzumab bei Magenkrebs

Magenkrebs ist die zweithäufigste Todesursache aller Krebserkrankungen, weltweit werden ca. eine Million neue Fälle pro Jahr diagnostiziert. Bei vielen Patienten ist die Erkrankung dann schon lokal fortgeschritten oder metastasiert. Eine klassische Chemotherapie, meist aus einem Platinderivat und Fluorouracil, kann zwar das mediane Überleben um neun bis elf Monate verlängern. Um aber hier eine weitere Verbesserung zu erreichen, wird sehr intensiv nach neuen Therapieoptionen auch im Hinblick auf zielgerichtete Therapien geforscht. Der Antikörper Trastuzumab (Herceptin®) verspricht hier eine weitere Option zu sein.

Der Antikörper Trastuzumab, der den HER2 Rezeptor inhibiert, ist sehr effektiv bei seinem Einsatz bei Patientinnen mit HER2-positivem Brustkrebs. Nun konnte eine Überexprimierung des HER2-Rezeptors auch in ähnlichem Prozentsatz wie bei Brustkrebs bei Patienten mit Magenkrebs nachgewiesen werden. Während des amerikanischen Krebskongresses ASCO wurde nun die erste, randomisierte Studie vorgestellt, in der der Einsatz von Trastuzumab (Herceptin®) bei Patienten mit Magenkrebs überprüft wurde. In dieser Phase-II-Studie konnte gezeigt werden, dass Patienten, die Trastuzumab als Ergänzung zur Standardtherapie bekamen, signifikant länger lebten als diejenigen, die nur die Standardtherapie erhalten hatten. Das Sterberisiko wurde um 26% gesenkt. Damit konnte zum ersten Mal gezeigt werden, dass Trastuzumab, das mit großem Erfolg bei HER2-positivem Brustkrebs eingesetzt wird, auch bei einer anderen Krebsentität wirksam ist.

Bei 3807 Patienten mit lokal fortgeschrittenem, rezidivierendem oder metastasiertem Magenkarzinom, die im Vorfeld dieser Studie gescreent wurden, konnten bei 22% verstärkt HER2-Rezeptoren im Tumorgewebe nachgewiesen werden. Von diesen Patienten wiederum wurden 594 randomisiert und erhielten entweder nur die Standardchemotherapie aus Fluorouracil oder Capecitabin und Cisplatin alle drei Wochen für sechs Zyklen (CT) oder zusätzlich zu dieser noch Trastuzumab. Trastuzumab wurde bis zur Krankheitsprogression gegeben. Der erste Studienendpunkt war das Gesamtüberleben, sekundäre Endpunkte waren Ansprechraten, progressionsfreies Überleben, Zeit bis zur Progression, Dauer des Ansprechens und Verträglichkeit. Es zeigte sich ein signifikant längeres Gesamtüberleben mit Trastuzumab + CT im Vergleich zur alleinigen Chemotherapie (13,8 vs. 11,1 Monate; p = 0,0048; HR 0,74; 95% CI 0,60, 0,91). Die Ansprechraten unterschieden sich ebenfalls signifikant: 47,3% im Trastuzumab + CT Arm und 34,5% im Chemotherapie-Arm (p = 0,0017). Die Behandlung wurde im Allgemeinen gut vertragen. Es kam nicht zu unerwarteten Toxizitäten in der Trastuzumab-Gruppe, so war die Rate an symptomatischer Herzinsuffizienz in den beiden Gruppen gleich. Die Inzidenz einer Verminderung der linksventrikulären Auswurffraktion war generell gering (6% in der Trastuzumab-Gruppe vs. 1% in der Standardtherapiegruppe), und die Gesamtauswurfleistung blieb bei allen Patienten in der gesamten Studie über 60%. Zusammenfassend wurde auf dem ASCO festgestellt, dass hier zum ersten Mal eine personalisierte, zielgerichtete Therapie auch beim Magenkarzinom seine Wirksamkeit bewiesen hat. Diese Option sollte nach Ansicht der Experten bei HER2-positiven Magenkarzinompatienten in die Planung einer Behandlungsstrategie mit einbezogen werden.

 

Quelle

Van Cutsem, E.; et al.: Efficacy results from the ToGA trial: a Phase III study of trastuzumab added to standard chemotherapy (CT) in first-line human epidermal growth factor receptor 2 (HER2)positive advanced gastric cancer (GC). Proceed Am Soc Clin Oncol 2009, abstr. LBA4509.

 

Apothekerin Dr. Annette Junker

 

 

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