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Apotheken stärker einbinden!

Viel hilft viel: Unter diesem Leitsatz scheint die Pharmakotherapie zahlreicher Kinder und älterer Bürger zu stehen. Das hat das Gutachten "Koordination und Integration – Gesundheitsversorgung in einer Gesellschaft des längeren Lebens" des Sachverständigenrats zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen gezeigt. Das Papier bescheinigt dem deutschen Gesundheitswesen vor allem Mängel bei der Koordination. Hier können Apotheken aktiv werden und Defizite ausgleichen.

Beispiel Kinder

Kinder erhalten besonders oft Psychostimulanzien, ohne dass eine entsprechende fachärztliche Diagnose gestellt wird. So zeigen etwa drei bis zehn Prozent aller kleinen Patienten Symptome im Sinne einer ADHS verschiedenen Schweregrads. Die Zahl der Verschreibungen entsprechender Präparate stieg aber unabhängig von dieser Zahl überproportional an. Auch Antibiotika werden bei jungen Patienten oft leichtfertig verschrieben, ohne vorab differenzialdiagnostisch zwischen bakteriellen und viralen Infekten zu unterscheiden.

Beispiel Multimorbidität

Bei älteren Menschen bringt speziell die Multimorbidität Probleme mit sich: Zwei von drei über 65-Jährigen haben mindestens eine chronische Krankheit. Die Folge: Etwa 35% der Männer und 40% der Frauen nehmen als Dauertherapie neun oder mehr Wirkstoffe ein, die in der Regel von verschiedenen Fachärzten verordnet wurden. Teilweise wissen die Mediziner nichts von den anderen Therapien, so kommt es zu Wechsel- und Nebenwirkungen. Dadurch sinkt die Compliance, d. h. dass die Patienten die verordneten Arzneien nicht oder nur unregelmäßig einnehmen. Bereits 1991 hatte der Amerikaner Mark Beers auf das Problem reagiert und eine Liste von Wirkstoffen veröffentlicht, die bei Menschen über 65 Jahren tunlichst vermieden werden sollten. In der aktuellen Fassung der Beers-Liste unterscheidet man Arzneimittel, die generell bei über 65-Jährigen vermieden werden sollen, von solchen, die lediglich bei bestimmten Erkrankungen vermieden werden sollen.

Mehr pharmazeutische Betreuung

"Solchen Listen wird in der Praxis noch zu wenig Bedeutung beigemessen", meint Eva-Maria Plank, die bei ADEXA die Fachgruppe Approbierte leitet. "Genau hier kommen die Apotheken ins Spiel: In Zukunft werden wir uns viel stärker der pharmazeutischen Betreuung widmen müssen."

Das Ziel ist eine Optimierung der Arzneimittelanwendung, um arzneimittelbezogene Probleme zu lösen und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern. Dieses Konzept sieht vor, durch eine intensivere Einbindung der Apotheke die therapeutischen Ziele besser und sicherer zu erreichen. Wichtig ist vor allem die enge Zusammenarbeit aller Beteiligten, also Patienten, Arzt und Apotheker – und das nicht nur bei Chronikern.

Plank: "Davon profitieren letztlich alle Patienten. Leben Sie also Ihren Heilberuf – damit leisten Sie präventiven Verbraucherschutz!"

Michael van den Heuvel

Gutachten des Sachverständigenrats: www.svr-gesundheit.de

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