Arzneimittel und Therapie

Zoledronsäure bei prämenopausalen Frauen

Zoledronsäure hat als intravenös applizierbares Bisphosphonat einen festen Platz in der Therapie von tumorbedingten skelettbezogenen Komplikationen. In präklinischen Untersuchungen wurden darüber hinaus spezifische Anti-Tumor-Eigenschaften gefunden. Ob diese Eigenschaften auch klinisch relevant sind, untersuchte eine randomisierte Studie: Die zusätzliche Gabe von Zoledronsäure zur endokrinen Standardtherapie bei prämenopausalem Brustkrebs konnte das krankheitsfreie Überleben im Nachbeobachtungszeitraum signifikant verlängern.

Für Frauen mit niedrigem Rezidivrisiko und hormonsensiblen Tumoren hat sich eine endokrine Therapie als bei besserer Verträglichkeit gleichwirksame Alternative zur Chemotherapie etabliert. Diese beinhaltet die Ausschaltung der Ovarialfunktion mit einem LH-RH-Agonisten sowie die Gabe des Östrogenrezeptorantagonisten Tamoxifen.

Zwei Fragestellungen sollte die von Gnant et al. im New England Journal of Medicine veröffentlichte Studie klären:

  • Bestätigt sich die Überlegenheit von Aromataseinhibitoren gegenüber Tamoxifen bei Brustkrebs nach der Menopause auch für prämenopausale Frauen?
  • Kann Zoledronsäure, die neben der Therapie von Knochenmetastasen auch für die Behandlung von durch Aromatasehemmern induzierte Skelett- und Gelenkkomplikationen eingesetzt wird, darüber hinaus die Wirksamkeit der Hormontherapie verbessern?

Die 1803 Patientinnen wurden zwischen 1999 und 2006 in vier etwa gleichstarke Gruppen randomisiert und erhielten über drei Jahre als adjuvante Therapie den LHRH- Agonisten Goserelin plus Tamoxifen oder den Aromatasehemmer Anastrozol jeweils mit oder ohne Zoledronsäure. Eine durchgeführte postoperative Chemotherapie war Ausschlusskriterium. Primärer Endpunkt war das krankheitsfreie Überleben. Rückfallfreies Überleben, Gesamtüberleben sowie die Knochendichte wurden als sekundäre Endpunkte ausgewertet. Die Dosierung von Zoledronsäure wurde nach der Rekrutierung von 254 Patientinnen von anfangs 8 mg alle vier Wochen auf in anderen onkologischen Studien übliche 4 mg alle sechs Monate angepasst.

Die Studie

Bisherige Erkenntnisse zum Thema

  • Standardtherapie für prämenopausalen rezeptorpositiven frühen Brustkrebs ist Ovarialsuppression mit einem LHRH- Agonisten plus Tamoxifen.
  • Aromataseinhibitoren sind bei postmenopausalen Patientinnen Tamoxifen überlegen.
  • Daten aus vorklinischen Untersuchungen zeigen Antitumorwirkung von Zoledronsäure.

Neue Erkenntnisse der Studie

  • Die Wirksamkeit der Standardtherapie bei prämenopausalem, rezeptorpositivem frühem Brustkrebs wurde bestätigt.
  • Bei prämenopausalen Patientinnen unterscheiden sich Aromataseinhibitoren und Tamoxifen nicht in der Wirkung auf das krankheitsfreie Überleben.
  • Zoledronsäure, zusätzlich zur Standardtherapie gegeben, verlängert das krankheitsfreie Überleben, nicht jedoch das Gesamtüberleben.

Risiko für Krankheitsprogression verringert

Die Auswertungen der Kaplan- Meier-Überlebenskurven ergaben eine signifikante Verlängerung des krankheitsfreien Überlebens in der Zoledronsäuregruppe (Hazard ratio, 0,64, 95% Konfidenzintervall, 0,46 bis 0,91, p = 0,01). Dies bedeutet eine absolute Risikoreduktion von 3,2% bzw. eine relative Risikoreduktion von 36% durch die zusätzliche Gabe von Zoledronsäure. Die Number needed to treat zur Verhinderung eines Ereignisses beträgt 31 und zeigt damit eine vergleichbare Wirksamkeit wie eine Taxan-haltige Chemotherapie in der postmenopausalen Situation. Das Risiko für ein Wiederauftreten der Erkrankung konnte in ähnlicher Größenordnung reduziert werden. Das Gesamtüberleben wurde innerhalb des Beobachtungszeitraumes nicht signifikant verlängert.

Die Gabe von Anastrozol verbesserte keinen der genannten Studienendpunkte. Die Bedeutung von Tamoxifen in der Behandlung von jungen Frauen wurde daher bestätigt.

Verträglichkeit

Erneut hat die endokrine Hormontherapie ihre gute Verträglichkeit unter Beweis gestellt. Bisphosphonate können Knochenschmerzen und vorübergehendes Fieber auslösen. Die Nierenfunktion der Patientinnen wurde durch die Therapie nicht beeinträchtigt. Der in drei Fällen geäußerte Verdacht auf das Auftreten der seltenen und schweren Nebenwirkung Kiefernekrose konnte bei genauerer Analyse der zahnärztlichen Dokumentation ausgeschlossen werden.

 

Quelle

Gnant, M., et al.: Endocrine Therapy plus Zoledronic Acid in Premenopausal Breast Cancer. N Eng J Med 2009; 360: 679 – 691.

 

Apotheker Peter Tschiersch

 

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