Prisma

Wie viel Bisphenol A bekommen wir ab?

Der Weichmacher Bisphenol A, der in verschiedenen Plastikprodukten enthalten ist, hat in den letzten Jahren mehrfach für Diskussionen gesorgt. Zuletzt wurde Entwarnung gegeben, die in den Produkten vorliegende Konzentration sei unbedenklich, hieß es. Falsch, sagen nun amerikanische Wissenschaftler. Sie gehen davon aus, dass die Belastung mit Bisphenol A für den Menschen wesentlich höher sein könnte, als bislang angenommen.

Vor rund zwei Jahren veröffentlichte die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit eine Metaanalyse von insgesamt 200 Studien. Danach wurde die tolerierbare tägliche Aufnahme mit 0,05 mg Bisphenol A pro Kilogramm Körpergewicht angegeben, wobei die Behörde davon ausging, dass die tatsächliche Exposition mit Bisphenol A deutlich darunter lag. Die von Frederick vom Saal, Universität in Columbia/Missouri, auf dem Jahrestreffen der amerikanischen Gesellschaft für Endokrinologie vorgestellten Daten sprechen eine andere Sprache. Vom Saal fütterte fünf weibliche Rhesusaffen mit einer Bisphenol-A-Dosis von 400 µg/kg KG. Das ist mehr als das 400-Fache der von der FDA geschätzten Exposition des Menschen und das 8-Fache der als sicher geltenden Zufuhr. Die Blutspiegel der Tiere waren dennoch niedriger als die normalerweise bei Menschen ermittelten Werte. Die Exposition des Menschen könnte somit in Wahrheit deutlich höher sein, als die FDA und die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit annehmen, schließt vom Saal hieraus.

Auf der Tagung wurden zudem Studien vorgestellt, die mögliche Gesundheitsrisiken von Bisphenol A aufzeigen. So fand Hugh Taylor von der Yale Universität in New Haven/Connecticut heraus, dass eine Exposition mit Bisphenol A während der Schwangerschaft zu Veränderungen in einem Gen führen, das unter anderem für die Entwicklung des Uterus verantwortlich ist. Und eine Gruppe um Scott Belcher von der Universität in Cincinnati zeigte, dass Bisphenol A möglicherweise einen negativen Einfluss auf die Herzrhythmustätigkeit hat. ral

Quelle: Vorträge auf dem Jahrestreffen der amerikanischen Gesellschaft für Endokrinologie, 10. – 13. 6. 2009, Washington.

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