Selbstmedikation

Komplementärmedizin verbessert die Lebensqualität

Komplementärmedizinische Maßnahmen sollen die onkologische Standardtherapie ergänzen und die Lebensqualität der Patienten verbessern, so Prof. Dr. Josef Beuth auf dem Pharmacon Meran. Sie finden zunehmend Eingang in schulmedizinische Behandlungskonzepte und werden in Disease Management Programme aufgenommen. Dies spiegelt zum einen den Patientenwunsch nach aktiver Krankheitsbewältigung und zum andern positive, belegbare Erfahrungen mit komplementäronkologischen Methoden wider.

Möglichst kein Gewicht verlieren Unter einer onkologischen Standardtherapie darf – bei Vorliegen eines normalen Körpergewichts – in Grenzen alles gegessen ­werden, was der Patient will. Wichtig ist nur, dass keine größere Gewichtsabnahme ­erfolgt.

Foto: Schweizerische Brotinformation

Unter den Begriff Komplementäronkologie fallen Therapien, die zusätzlich zu den klassischen operativen, radiologischen und zytotoxischen Behandlungen eingesetzt werden, um Nebenwirkungen zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Alternative Ansätze, die auf schulmedizinische Therapien verzichten, lehnt die Komplementäronkologie ab. Nach Möglichkeit sollte der Nutzen einer bestimmten komplementäronkologischen Maßnahme durch Studien bestätigt sein, was aber nicht immer der Fall ist. Für den Benefit folgender Ansätze liegen teilweise evidenzbasierte Studien vor:

  • Ernährungsoptimierung
  • Bewegung
  • psychoonkologische Maßnahmen
  • komplementäre Arzneimittel

Die Ernährung sollte fett-, zucker- und alkoholarm, aber reich an Gemüse, Obst und Getreide sein. Der Verzehr von rotem Obst oder Gemüse kann die Nebenwirkungen einer Chemo- und Strahlentherapie abschwächen. Die Nahrungsaufnahme sollte aber keinen dogmatischen Regeln folgen und bei Vorliegen eines normalen Körpergewichts darf in Grenzen alles gegessen werden. Während der Chemo- oder Strahlentherapie soll der Patient essen, was er will; wichtig ist nur, dass keine größere Gewichtsabnahme erfolgt.

Moderate, regelmäßige Bewegung zwei- bis dreimal wöchentlich während 30 bis 40 Minuten mildert die Fatigue, stärkt das Immunsystem und verbessert Körpergefühl und Lebensqualität. Psychoonkologische Interventionen dienen der Entspannung, Schmerzbewältigung und Visualisierung. Sie helfen bei der Bewältigung von Angst, Depressionen und sozialen Rückzugstendenzen, stabilisieren die Persönlichkeit und fördern die Eigenverantwortung des Patienten.

Tipps zur komplementärmedizinischen Unterstützung

  • Hand-Fuß-Syndrom
  • – Haut regelmäßig fetten (Fettcreme, Olivenöl)
  • – zwei mal täglich ein warmes Hand- bzw. Fußbad mit abgekochtem Leinsamen (5 Esslöffel geschroteten Leinsamen etwa 5 Minuten kochen, abkühlen lassen und Hände bzw. Füße 5 bis 10 Minuten darin baden)
  • Fatigue

– Sport

– Colostrumextrakte

  • Hitzewallungen

– Sojaextrakte (nicht bei rezeptorpositivem Mammakarzinom)

– Salbeiextrakte (können auch bei endokrin abhängigen Tumoren eingesetzt werden)

– Tragen entsprechender Kleidung, Ernährung, Entspannung

  • trockene Schleimhäute

 

– Gabe eines Linsenlektingemisches

– Akupunktur

– Glandosane®

Medikamentöse Maßnahmen

Als sinnvolle medikamentöse Ergänzung führte Beuth eine Kombination aus Natriumselenit, Linsenproteinen und proteolytischen Enzymen auf. Diese Kombination kann während der Chemo- und Strahlentherapie gegeben werden; eine Verminderung der zytotoxischen Wirkung ist Beuth zufolge nicht zu befürchten, und die Lebensqualität der Patienten kann verbessert werden. Insbesondere schwächen Enzyme aus Ananas und Papaya die Nebenwirkungen der zytotoxischen Therapie ab, und Lektine aus Lens culinarius (Linse) können die Schleimhaut stabilisieren.

Vitamine sollten am besten in ihrem natürlichen Verbund, das heißt mit der Nahrung aufgenommen werden. Ist dies nicht möglich, können die von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung empfohlenen Mengen auch in Form eines Arzneimittels (bilanzierte Produkte im Niedrigbereich) zugeführt werden. Allerdings sollte das ausgewählte Präparat kein Eisen enthalten, da Eisen im Überschuss als Wachstumsfaktor für Tumorzellen und als Karzinogen für Schleimhautzellen im Magen-Darm-Trakt fungieren kann.

Immunologische Stimulanzien wie etwa Mistelextrakte sollten zurückhaltend, nur bei einer nachgewiesenen Schwäche des Immunsystems und nicht während der akuten Behandlungsphase eingesetzt werden. Sie haben ihren Platz in der palliativen Behandlung zur Stärkung der Lebensqualität.

 

 

Quelle

Prof. Dr. Josef Beuth, Köln: "Komplementäronkologie: Was ist zu empfehlen?" Pharmacon Meran, 8. Juni 2009.

 

 

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

 

 

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