Prisma

Zweifelhafter Nutzen von Kompressionsstrümpfen

Die in vielen Ländern empfohlene Verwendung von Kompressionsstrümpfen bei Schlaganfallpatienten sollte nach Meinung britischer Wissenschaftler überdacht werden. In einer Studie sahen die Forscher keinen klinischen Nutzen dadurch in der Thromboseprophylaxe. Vielmehr scheinen die Kompressionsartikel durch Hautschädigungen eine Mangeldurchblutung der Beine noch zu fördern.

Etwa zwei Drittel der Schlaganfallpatienten sind bei Einweisung in die Klinik nicht mehr fähig zu laufen. Geschätzte zehn bis 20 Prozent von ihnen entwickeln Blutgerinnsel in den Beinen, mit steigendem Risiko für lebensbedrohliche Gefäßverschlüsse. Die nationalen Schlaganfall-Richtlinien verschiedener Länder empfehlen daher, Kompressionsstrümpfe zu verwenden, um tiefen Venenthrombosen vorzubeugen. Wissenschaftler der Universität Edinburgh zweifeln den Erfolg der oberschenkellangen Thromboseprophylaxestrümpfe (MTS) für diese Patienten jedoch an und unterstreichen ihre Bedenken mit den Ergebnissen einer randomisierten kontrollierten Studie. In die Untersuchung waren etwa 2500 Schlaganfallbetroffene involviert, von denen die Hälfte zusätzlich zur Standardversorgung Kompressionsstrümpfe erhielten. Bei allen Probanden wurden Ultraschalluntersuchungen der Beine nach sieben bis zehn und nach 25 bis 30 Tagen aufgenommen, wobei das Auftreten tiefer Venenthrombosen als primärer Endpunkt galt. Fazit: Etwa zehn Prozent der Patienten entwickelten jeweils entsprechende Gefäßverschlüsse, egal ob sie Strümpfe trugen oder nicht. In der MTS-Gruppe waren jedoch vier Prozent mehr Hautschädigungen, Geschwüre, Blasen und absterbendes Gewebe zu verzeichnen, die die mangelnde Durchblutung betroffener Venenabschnitte durchaus verstärken können. war

Quelle: The CLOTS Trials Collaboration: Lancet 2009; 373 (9679): 1958 – 1965

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