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Pro Generika setzt auf Preiswettbewerb statt Regulierung

BERLIN (ks). Die Pharmaunternehmen in Deutschland beklagen seit Langem die vielen Regulierungsmaßnahmen, denen sie ausgesetzt sind. Jahr für Jahr wird das Dickicht der gesetzlichen Vorgaben dichter, immer häufiger zeigt sich, dass sie in sich nicht stimmig sind. Nun hat der Branchenverband Pro Generika einen Vorschlag vorgelegt, wie man im generikafähigen Markt mit weniger mehr erreichen könnte.
Überreguliert Die deutsche Generikaindustrie ächzt unter Regulierungsmaßnahmen und Preiserosion. Der Verband Pro Generika will nun gegen­steuern.

Festbeträge, Zuzahlungsfreistellungen, Aut-idem-Regelung, Zwangsrabatte – die Instrumentenkiste des Gesetzgebers zur Steuerung der Arzneimittelausgaben ist prall gefüllt. Als dezentrale Ergänzung wurde es Krankenkassen und Arzneimittelherstellern zudem ermöglicht, Rabattverträge abzuschließen. Für Pro Generika ist es höchste Zeit, aufzuräumen – und selbst unter Gesundheitspolitikern ist man sich mittlerweile einig, dass die Vielzahl von Regelungen auf den Prüfstand gehört. Wie eine Neuordnung des generikafähigen Marktes aussehen könnte, stellte der Verband am 2. Juni in Berlin vor.

Generikaindustrie im Schraubstock

Zwei Hauptziele verfolgt Pro Generika mit seiner Initiative: eine umfassende Deregulierung und ein Abbremsen der Preiserosion im generikafähigen Markt. "Die Leistungsfähigkeit der Generikaindustrie steht auf dem Spiel", erklärte Pro Generika-Hauptgeschäftsführer Peter Schmidt. Die Rabattverträge führten zu einem "ruinösen Unterbietungswettbewerb" und über kurz oder lang zu einer Oligo- wenn nicht Monopolisierung des Marktes. Dies werde es mit sich bringen, dass die Generikahersteller ihr Angebot ausdünnen, weniger in generische Innovationen investieren und ihre Produktion weiter in Billigstandorte verlagern, so Schmidt. Besonders die Herstellung von Biosimilars, Nachahmerpräparaten von hochpreisigen biotechnologisch herstellten Arzneimitteln, werde sich angesichts der hohen Investitionskosten kaum mehr lohnen – das Nachsehen hätten die Krankenkassen, die in diesem Marktsegment keine sinkenden Preise erwarten können.

Mehr als kostenneutral

Aus Sicht von Pro Generika könnte man Festbeträge samt Zuzahlungsfreistellungen, Rabattverträge, Importklauseln, Zwangsabschläge und ähnliches komplett streichen. Auch ohne sie würde ein spürbarer Preiswettbewerb unter den verschiedenen Herstellern stattfinden. Konzentrieren sollte man sich vielmehr auf einige wenige, aber konsistente, transparente und nachhaltige Steuerungsinstrumente, die nicht zuletzt die Qualität der Arzneimittelversorgung im Auge behalten. Stefan Plantör, Bereichsleiter Markt und Wissenschaft bei Pro Generika, rechnete vor, dass die Kassen allein mit einer Generikaquote von 85 Prozent, einer generellen Patientenzuzahlung von zehn Prozent (begrenzt auf maximal zehn Euro) und einer Mehrwertsteuer von sieben Prozent eine durchaus erkleckliche Summe sparen könnten: Während der Netto-Umsatz der GKV für Arzneimittel (ohne Verband- und Hilfsmittel) 2008 bei 25,6 Mrd. Euro gelegen habe, hätte man durch das Drehen an den genannten drei Stellschrauben einen Nettoumsatz von 24 Mrd. Euro erreichen können – also eine Ersparnis von 1,6 Mrd. Euro generieren können. Darüber hinaus würden beispielsweise auch die in den Apotheken anfallenden Transaktionskosten für die Umsetzung der Rabattverträge wegfallen.

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