Selbstmedikation

Große Verantwortung der Apotheken in der Selbstmedikation

Die Apotheke ist als Informationsquelle gefragt, wenn Arzneimittel im Rahmen der Selbstmedikation gekauft werden. So das Ergebnis des Bevölkerungssurveys 2008 des nordrhein-westfälischen Landesinstituts für Gesundheit und Arbeit (LIGA.NRW) dessen Ergebnisse jetzt vorliegen. Befragungen zur Gesundheit werden jährlich bei ca. 2000 Bürgerinnen und Bürgern aus NRW durchgeführt. Erstmals hatte das LIGA im Dezember 2008 Fragen zur Selbstmedikation aufgenommen.

Von den 2000 Interviewten gaben 773 (38,7%) an, in den letzten vier Wochen ein Medikament genommen zu haben, ohne dass es ihnen vom Arzt verordnet worden war. Davon besorgten sich ca. 70% vor dem Kauf eines Präparates Informationen über das gewünschte Arzneimittel, oder sie erhielten vorher über das Arzneimittel die notwendigen Hinweise. Dabei stand die Apotheke als Informationsquelle an erster Stelle, gefolgt von Ratschlägen aus der Familie oder von Freunden.

Die Beratung durch die Apotheke erfolgte bei 46% der Befragten im Rahmen der Selbstmedikation unaufgefordert, 48% hatten in der Apotheke aktiv um eine Beratung gebeten.

Ungefähr 80% der 773 Personen mit einer Selbstmedikation nahmen das Arzneimittel ohne vorherigen Arztbesuch ein, da die Beschwerde ihrer Meinung nach nur eine Bagatelle sei und deshalb ein Arztbesuch nicht nötig gewesen war. Oder sie hatten keine Zeit zum Arzt zu gehen und glaubten, dass der Arzt das Medikament nicht oder nicht mehr verschreiben dürfe. Außerdem wollten ca. 10% der Personen mit einer Selbstmedikation die Praxisgebühr sparen.

Aktiv Information und Beratung anbieten

Wichtig für Apotheken: 40% der Befragten mit einer Selbstmedikation in den letzten vier Wochen nahmen gleichzeitig ein rezeptpflichtiges Arzneimittel ein, die Hälfte dieses Personenkreises besprach aber diese Arzneimitteleinnahme im Rahmen der Selbstmedikation nicht mit ihrem behandelnden Arzt. Hier zeigt sich nochmals deutlich, wie wichtig es ist, Kunden aktiv Information und Beratung bei der Selbstmedikation anzubieten, um Wechselwirkungen zu vermeiden.

Zu den weiteren Ergebnissen der Befragung: Am häufigsten wurden Schmerzmittel gekauft, gefolgt von Husten- bzw. Erkältungsmitteln. Dabei griffen Frauen häufiger zu Selbstmedikationsarzneimitteln als Männer (einmalige oder mehrmalige Selbstmedikation im Erhebungszeitraum: Frauen 41%, Männer 36%). Rezeptfreie Arzneimittel wurden hauptsächlich aus der Apotheke bezogen (ca. 86%). Nur 2,8% der Befragten mit Selbstmedikation bezogen Arzneimittel aus einem Drogeriemarkt/Reformhaus oder per Internet.

Die nach soziodemographischen Daten definierte Ober- und Mittelschicht macht eher von der Selbstmedikation Gebrauch als Personen aus der einkommensschwächeren und bildungsferneren Bevölkerungsschicht (je 44% zu 34%). Bei älteren Personen ist der Gebrauch von rezeptfreien Arzneimitteln seltener (24%) als beispielsweise bei Menschen im Alter von 30 bis 44 Jahren (47%). Ob die Befragten einen Migrationshintergrund hatten, war nach den vorliegenden Ergebnissen unerheblich.

Das nordrhein-westfälische Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit führt jährlich Bevölkerungsbefragungen in NRW durch. Es handelt sich um Querschnittsstudien, für die jeweils eine eigene Stichprobe gezogen wird. Der Aufbau der Interviews bzw. der Fragenformulierung gewährleistet dabei eine Vergleichbarkeit mit Surveys auf Bundes- und EU-Ebene. Diese Angaben wurden mit den soziodemographischen Daten der Befragten verknüpft, um z. B. soziale Unterschiede hinsichtlich Erkrankungen, gesundheitsbezogene Lebensführung und der Nutzung und Beurteilung des Gesundheitssystems zu ermitteln. Weitere Ergebnisse der Befragung zum Bereich Selbstmedikation oder zu unterschiedlichen Erkrankungen finden sich in der Originalpublikation.

 

Quelle

 www.loegd.nrw.de/1pdf_dokumente/2_gesundheitspolitik_gesundheitsmanagement/nrw-kurz-und-informativ/bevoelkerungssurvey-2008_0905.pdf

 www.liga.nrw.de

 

 

Autoren

Manuela Leifeld
Monika Mensing
Dr. Udo Puteanus
Landesinstitut für Gesundheit
und Arbeit NRW
Dienstgebäude
Von-Stauffenberg-Str. 36
48151 Münster
Tel. (02 51) 77 93-2 18
Fax (02 51) 77 93-2 40
udo.puteanus@liga.nrw.de

 

 

Warum haben Sie das Medikament ohne vorherigen Arztbesuch eingenommen? Mehrfachantwort möglich [Telefonischer Bevölkerungssurvey NRW

2008 (n = 773), LIGA.NRW]

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