DAZ Spezial

Deutliches Signal für den Verbraucherschutz

SAARBRÜCKEN (tmb). Dr. Fritz Trennheuser ist Inhaber der alteingesessenen Victoria-Apotheke in Saarbrücken in der Nachbarschaft der DocMorris-Filiale. Er ist einer der einzelnen Apotheker, die als Kläger gemeinsam mit der Apothekerkammer des Saarlandes in dem Verfahren gegen die Betriebserlaubnis für die DocMorris-Filiale aufgetreten sind. Der Rechtsweg sieht nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofes einen weiteren nationalen Instanzenweg vor, doch erwartet Trennheuser jetzt eine schnelle Entscheidung der zuständigen Erlaubnisbehörde. Unmittelbar nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofes stellte er sich den Fragen der DAZ.
DAZ Was ist Ihre spontane Reaktion auf das Urteil?

Trennheuser: Freude darüber, dass der Europäische Gerichtshof das Verbot des Apothekenbetriebs durch Nicht-Apotheker bestätigt hat. Wir haben auf der ganzen Linie gewonnen. Das Urteil ist zugleich ein deutliches Signal für die Stärkung des Verbraucherschutzes. Ich hoffe, dass daraufhin auch Pick-up-Stellen und zentrale Beschaffungsstellen kritischer gesehen werden und weiteres Nachdenken darüber angeregt wird.

DAZ Wie geht das Verfahren für Sie als einer der Nachbarn der DocMorris-Apotheke weiter?

Trennheuser: Mit dem Urteil verbinde ich die Hoffnung, dass die Zulassungsbehörde schnell handeln wird und die Zulassung für die Filiale einer Kapitalgesellschaft zurücknehmen wird. Es sollte schnell wieder eine einheitliche Umsetzung des deutschen Rechts eingeführt werden. Die Unsicherheit über einen Zeitraum von eineinhalb Jahren war unsäglich.

DAZ Welche Erfahrungen haben Sie in dieser Zeit mit der Nachbarschaft einer Kettenfiliale gemacht? Wie haben die Kunden reagiert?

Trennheuser: In den ersten Wochen war es wild. Jeder wollte sehen, ob eine solche Apotheke anders oder dramatisch billiger ist. Nach dieser ersten Phase der Neugier war die Bedeutung hier nur noch gering. Nur die Berichterstattung über den Rechtsstreit sorgt immer wieder für Publicity.

DAZ Wie sollten sich inhabergeführte Apotheken nach diesem Urteil positionieren?

Trennheuser: Die inhabergeführte Apotheke wurde deutlich gestärkt. Wir müssen daraus aber auch etwas machen und uns weiter um die Qualität der Beratung und um Prävention kümmern. Wir müssen unseren Stellenwert als Gesundheitsberater deutlich festigen. Es muss auch deutlich werden: Wenn Versorgungsbereiche aus der Apotheke ausgegliedert werden, geht dort auch die Beratung verloren. Pick-up-Stellen und zentrale Beschaffungsstellen umgehen die Beratung in der Apotheke. Letztlich geht es hier um seriöse Beratung zum Nutzen der Verbraucher. Das Gericht hat bestätigt, dass wir näher am Kunden sind und keiner Gefahr der Vertikalisierung unterliegen. Es soll nicht jeder an allem profitieren können, wir haben unsere besondere Ausbildung und daraus leitet sich unser Auftrag für die Allgemeinheit ab.

DAZ Vielen Dank für das Gespräch, Herr Dr. Trennheuser.

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