Medizin

Was steckt eigentlich hinter Zittern?

Wer die Arme stramm nach vorne streckt und versucht, die Hände auch nur 30 Sekunden lang ruhig zu halten, wird bald ein Zittern der Finger bemerken. Dieser physiologische Tremor zeigt sich, wenn Muskeln in Halteposition der Sauerstoff ausgeht. Die Übergänge zum pathologischen Tremor sind dabei fließend. Wenn im Raum steht, ob der Betroffene zum Hausarzt oder gar zum Neurologen gehen soll, helfen am ehesten die sonstigen Beschwerden weiter.

Ein gelegentlicher Ruhetremor kann bei jedem an entspannten Muskeln auftreten, manchmal sogar während des Schlafens. Ein ständiger Ruhetremor dagegen kann auf eine beginnende Parkinson-Erkrankung deuten. Leicht abzugrenzen ist er vom Ruhetremor des älteren Menschen: Der senile Tremor zeigt nämlich keines der beiden anderen Leitbeschwerden des Parkinson, also weder Rigor (steife Muskeln) noch Akinesie (Bewegungsarmut, z. B. der Gesichtsmuskulatur).

 

Der Intentionstremor dagegen tritt ausschließlich zu Beginn einer neuen Bewegung auf. Ihm liegt typischerweise eine Kleinhirnschädigung zugrunde. Hier ist immer eine ärztliche Diagnostik angezeigt.

 

Wenn Zitterbewegungen unregelmäßig wirken, jedoch bei Ablenkung sogleich verschwinden, ist am ehesten an einen psychogenen Tremor zu denken. Der ist lästig, aber harmlos.

 

Zumeist erblich bedingt ist der essenzielle Tremor, der häufig schon im Alter von 20 Jahren beginnt und progredient verläuft. Zeigen sich die Beschwerden erst im höheren Lebensalter, geht dieser nahtlos in den schon erwähnten senilen Tremor über: Kennzeichnend für beide ist das heftige Zittern der Hände, meist begleitet von Kopfschütteln und unkontrollierbaren Mundbewegungen. Zunächst besteht ein Haltetremor (Zittern z. B. beim Halten von Gegenständen), im weiteren Verlauf kommt meist ein Intentionstremor dazu. Nur im Stehen, dann aber hochfrequent bis 16 Hz, manifestiert sich der orthostatische Tremor. Er äußert sich in einem Zittern der Beine beim Aufstehen und beim Stehenbleiben, hört bei Beginn der Gehbewegung jedoch sofort auf.

 

Dr. med. Arne Schäffler, 
Augsburg 
www.schaeffler.cc

 

Beschwerdebild
Was steckt dahinter?
Muskelzittern bei starken Emotionen (Angst, Freude, Wut) oder isometrischer Belastung
Psychogener Tremor
(normale Reaktion)
Gelegentliches Händezittern bei Nervosität
Überforderung, seelische
Belastung, auch Schlafmangel
Starkes Zittern, das bei Ablenkung völlig
verschwindet
Psychogener Tremor
Zittern der Beine beim Aufstehen und bei
längerem Stehen
Orthostatischer Tremor
Hände-, Kopf-, Stimmzittern bei Muskelanspannung und Bewegung. Verstärkt bei
Aufregung, verringert nach Alkoholgenuss.
Essenzieller Tremor, erblich und harmlos. Die meisten Betroffenen können damit leben.
Unregelmäßiges Händezittern bei älteren Menschen, oft auch häufiges Kopfschütteln oder Mundbewegungen.
Alterszittern (seniler Tremor)
Rhythmisches, oft einseitiges Ruhezittern (Ruhetremor) v. a. an den Händen ("Pillendrehen"), zusammen mit steifen Muskeln, kleinschrittigem Gang und undeutlicher, monotoner Aussprache.
Parkinson-Krankheit oder
-Syndrom, evtl. auch
Medikamenten-Nebenwirkung
Langsames Zittern bei gezielten
Bewegungen (Intentionstremor)

Unsicherheit beim Gehen

Augenzittern, abgehackte Sprache
Schädigung im Kleinhirn, bei
multipler Sklerose

Gehirntumor

jahrelangem Alkoholkonsum

Die häufigsten Tremorursachen. Selbstverständlich gibt es noch viele weitere
Tremorformen. Im Zweifel sollte der Patient den Neurologen aufsuchen.

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