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Mehr Drogentote, weniger rauchende Jugendliche

BERLIN (ks). Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Sabine Bätzing (SPD), hat am 4. Mai den aktuellen Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung vorgestellt. Sorge bereitet ihr der übermäßige Alkoholkonsum unter Jugendlichen. Dagegen freut sich Bätzing darüber, dass die Zahl der rauchenden Jugendlichen weiter sinkt. An die Adresse des Koalitionspartners CDU/CSU richtete die Drogenbeauftragte die Forderung, ihre Blockadehaltung in drogenpolitischen Fragen aufzugeben.
Programme ermöglichen Sabine Bätzing fordert von der CDU/CSU ihre Blockadehaltung bei Aktionsprogrammen zur Alkohol- und Tabakprävention aufzugeben.

Dem Bericht zufolge konsumieren 9,5 Millionen Menschen in Deutschland Alkohol in gesundheitlich riskanter Form. Etwa 1,3 Millionen gelten als alkoholabhängig, jedes Jahr sterben mindestens 73.000 Menschen an den Folgen ihres Alkoholmissbrauchs. Konkretere Zahlen gibt es für Kinder und Jugendliche. So zeigen Erhebungen aus dem Jahr 2008, dass das exzessive Rauschtrinken (Binge-Drinking) unter Jugendlichen immer noch weit verbreitet ist: Der Anteil Jugendlicher, die in den letzten 30 Tagen mindestens einmal mehr als fünf Gläser alkoholischer Getränke konsumierten, lag mit über 20 Prozent auf hohem Niveau. Allerdings ist gegenüber 2007 ein Rückgang zu verzeichnen – damals lag der Anteil noch bei 25,5 Prozent.

Dagegen hat sich der positive Trend zum Nichtrauchen unter Jugendlichen im Jahr 2008 weiter fortgesetzt. 2001 lag die Raucherquote der Jugendlichen im Alter von zwölf bis 17 Jahren noch bei 28 Prozent, 2008 "nur" noch bei 15,4 Prozent. Trotz rückläufiger Tendenzen muss aus Bätzings Sicht noch mehr getan werden. Vorschläge für weitere Maßnahmen lägen vor. Nun liege es an der CDU/CSU, ihre Blockadehaltung aufzugeben. "Dem inhaltlich bereits gefundenen Kompromiss muss jetzt zugestimmt und die Aktionsprogramme zur Tabak- und Alkoholprävention im Interesse des Jugendschutzes verabschiedet werden", forderte Bätzing.

Wenig Bewegung bei illegalen Drogen

Die Zahl der Drogentoten von 1394 im Jahr 2007 ist im vergangenen Jahr auf 1449 angestiegen. Dem Bericht zufolge weisen epidemiologische Studien aber darauf hin, dass in Deutschland der Konsum von Amphetaminen, Ecstasy, Kokain und Opiaten stabil ist oder leicht abgenommen hat. Amphetamine und Ecstasy haben danach jeweils rund 4 Prozent der Erwachsenen zumindest einmal im Leben konsumiert, der aktuelle Konsum liege bei rund 1 Prozent der Bevölkerung. Ähnliche Zahlen zeigen sich für Kokain. Auch der Konsum von Opiaten ist leicht rückläufig und liegt bei 1,4 Prozent, die jemals Opiate probiert haben und bei 0,4 Prozent mit aktuellem Konsum. Bätzing forderte angesichts der gestiegenen Zahl der Drogentodesfälle erneut, für eine bestimmte Gruppe Schwerst-Opiatabhängiger die diamorphingestützte Behandlung in die GKV-Regelversorgung zu übernehmen.

Mehr Aufmerksamkeit für Medikamentensucht

Dem Medikamentenmissbrauch ist ein siebenseitiges Kapitel des Drogen- und Suchtberichts gewidmet. Geschätzte 1,4 bis 1,9 Millionen Menschen gelten in Deutschland als medikamentenabhängig, davon sind 70 Prozent Frauen. Lange Zeit schenkte man dieser zumeist im Stillen verlaufenden Sucht wenig Aufmerksamkeit. Mittlerweile laufen Studien und Projekte, die sich dem Problem annehmen. So verweist der Bericht auf die vom Bundesgesundheitsministerium geförderte Studie "Motivierende Intervention bei Medikamentenabhängigen im Krankenhaus": Von November 2005 bis Ende 2008 wurde hier die Wirksamkeit einer proaktiven Intervention auf Basis der Motivierenden Gesprächsführung bei Medikamentenabhängigen überprüft. Die Ergebnisse zeigen laut Bericht, dass Kurzinterventionen im Allgemeinkrankenhaus bei Patienten, die keine Behandlung wegen Medikamentenabhängigkeit suchten, deutliche Wirkung zeigten. Verwiesen wird zudem auf das in München durchgeführte Monitoring-System PHAR-MON, das deutschlandweit den missbräuchlichen und abhängigen Konsum von Arzneimitteln unter Klienten ambulanter Suchtberatungsstellen erfasst. Erwähnung finden auch die Leitfäden der Ärzte und der Apotheker zum Medikamentenmissbrauch sowie das Thema "Doping am Arbeitsplatz".

Der Drogen- und Suchtbericht steht unter www.drogenbeauftragte.de zum Download bereit.

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