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Apotheker wollen unabhängig bleiben

(av/daz). Im November 2008 hat das Institut für Handelsforschung, Köln, im Auftrag des Apothekerverbandes Nordrhein e. V. eine Befragung der Mitglieder des Apothekerverbandes Nordrhein durchgeführt. An der Mitgliederbefragung haben sich über 840 Apothekenleiterinnen und -leiter beteiligt. Damit wurde eine Rücklaufquote von 41% erzielt. Erstmalig wurden bei der Mitgliederbefragung auch gezielt Einschätzungen zur Bedeutung und Zukunft des Apothekerberufes sowie Bewertungen zum Apothekenmarkt abgefragt. Die Auswertung der Ergebnisse liegt nun vor und wird hiermit auszugsweise veröffentlicht.
Abb. 1: Die Zukunft der inhabergeführten Apotheke

Quelle aller Grafiken: Mitgliederbefragung des Apothekerverbands Nordrhein e.V. 2008; Institut für Handelsforschung, Köln

"Abgesehen vom klaren Votum für die unabhängige Ausübung des freien Heilberufs ist es aus Verbandssicht besonders erfreulich, dass sich die Mitgliederzufriedenheit im Vergleich zur Mitgliederbefragung im Jahr 2000 deutlich verbessert hat: Rund drei Viertel der Befragten (74,1 %) zeigten sich insgesamt zufrieden mit dem Apothekerverband Nordrhein e.V.", erklärt Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbandes Nordrhein e.V.

Unabhängigkeit hat herausragenden Stellenwert

Den freien Heilberuf Apotheker auch künftig unabhängig in der eigenen Apotheke ausüben – das wollen nahezu 100% der Befragten.

Über 80% der Befragten könnten sich – falls der Europäische Gerichtshof sich dem Votum seines Generalanwaltes nicht anschließen und das Fremdbesitzverbot kippen würde – noch nicht einmal dann vorstellen, als angestellter Apotheker in einer Apothekenkette zu arbeiten. Dieses herausragende Votum für die unabhängige Ausübung des Apothekerberufes ist umso höher einzuschätzen, weil die Mitgliederbefragung zwischen dem 10. November und 5. Dezember 2008 durchgeführt wurde, und damit vor dem Plädoyer des Generalanwalts Yves Bot am 16. Dezember 2008. Der Generalanwalt hatte bekanntlich das Fremdbesitzverbot bestätigt und dabei insbesondere die Unabhängigkeit als entscheidendes Qualitätskriterium für die Arzneimittelabgabe des Apothekers hervorgehoben (Abb. 1).

Zukunft liegt in der Funktion des Frei- und Heilberuflers. Ein Großteil der Befragten ist überzeugt, dass die Bedeutung des Apothekers in einer älter werdenden Gesellschaft zunehmen wird und die Zukunft des Apothekers in erster Linie in der Funktion des Frei- und Heilberuflers liegt (Abb. 2).

Prävention und Pharmazeutische Betreuung vor Ort sind Zukunftsfelder. Zwei Drittel der Befragten sind überzeugt davon, dass die Funktion des Apothekers als letzte Prüf- und Beratungsinstanz vor der Arzneimittelabgabe ebenso zunehmen wird. Ein stärkeres Engagement können sich die Befragten künftig insbesondere in den Bereichen Prävention und Pharmazeutische Betreuung vor Ort vorstellen. Dazu könnte dann künftig auch verstärkt die Wahrnehmung von zentralen Informations- und Koordinationsaufgaben im wohnortnahen Umfeld gehören – so jedenfalls die Einschätzung von knapp 80% der Befragten (Abb. 3 und 4).

Qualität in der persönlichen Beratung ist hoch. Dass der Qualität in der Beratung eine entscheidende Bedeutung zukommt, hat die Mitgliederbefragung ebenfalls eindeutig bestätigt: Nahezu alle gaben an (97,8%), dass Kunden ihre Apotheke vor allem wegen der Qualität der persönlichen Beratung aufsuchen (Abb. 5).

Apotheker investieren gezielt in Fachpersonal. Qualität in der Beratung kann nur dann gewährleistet werden, wenn das Personal entsprechend kompetent ist. Dass hier insbesondere in den letzten Jahren gezielt investiert wurde, belegt die Mitgliederbefragung eindeutig: Über 80% (82,4%) haben angegeben, dass ihr Personal höher qualifiziert ist als noch vor wenigen Jahren (Abb. 6).

Personalbeschaffung wird zunehmend schwieriger. Immerhin 73% gaben an, dass es zunehmend schwieriger wird, qualifiziertes Personal zu finden. Wobei hier regionale Unterschiede zu beachten sind. Die Auswertung nach Regionen zeigt, dass die Personalbeschaffung besonders im Bereich "Linker Niederrhein" und "Essen/Mühlheim/Oberhausen" als schwierig eingeschätzt wird. Dort liegen die ermittelten Werte deutlich höher (siehe Abb. 7).

Franchisesysteme sind kein Thema. Knapp über 60% der Befragten gaben an, Mitglied in einer Kooperation zu sein. Der Großteil (49,6%) davon befindet sich in einer großhandelsnahen Kooperation. Franchisesysteme stoßen lediglich auf eine kaum wahrnehmbare Resonanz – weniger als 1% nehmen daran teil (Abb. 8).

Apotheke erste Anlaufstelle bei kleineren Krankheiten. Zahlreiche Umfragen belegen bereits, dass Patienten den Besuch einer Apotheke oftmals als "kleinen Arztbesuch zwischendurch" werten. Diese Einschätzung wird durch die Mitgliederbefragung sehr deutlich bestätigt. Über 90% gaben an, dass Kunden bei kleineren Krankheiten immer häufiger zunächst ihre Apotheke aufsuchen (Abb. 9).

Fazit und Ausblick

"Die Mitgliederbefragung hat wichtige Ergebnisse zutage gefördert, die der Apothekerverband Nordrhein e.V. aktiv für sein Engagement im Interesse der inhabergeführten, öffentlichen Apotheken in Nordrhein nutzen und einbringen wird – gegenüber Krankenkassen, Politik und Öffentlichkeit", erklärt Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbandes Nordrhein e.V.

Abb. 2: Die zukünftige Rolle des Apothekers: Frei- und Heilberufler in einer alternden Gesellschaft
Abb. 3: Die zukünftige Rolle des Apothekers: Prüf-, Beratungs- und Betreuungsinstanz vor Ort
Abb. 4: Die zukünftige Rolle des Apothekers: Prävention, Information und Koordination
Abb. 5: Qualität der persönlichen Beratung
Abb. 6: Qualifiziertes Personal in der Apotheke
Abb. 7: Qualifiziertes Personal in der Apotheke. Aussage: "Es wird zunehmend schwerer, qualifiziertes Personal zu finden."
Abb. 8: Mitgliedschaften in Apothekenkooperationen bzw. –verbünden
Abb. 9: Der Apotheker als Arztersatz

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