Arzneimittel und Therapie

Neuartiger medikamentenfreisetzender Ballonkatheter

Der neue Drug Eluting Balloon SeQuent® Please ist mit einem Gemisch aus Paclitaxel und dem Röntgenkontrastmittel Iopromid beschichtet. Er hat die CE-Zertifizierung erhalten und ist für die Behandlung von verengten Herzkranzgefäßen zugelassen. Ebenso wie Stents, die Arzneistoffe freisetzen, kann mit diesem neuen Ballonkatheter ein Zellwachstum hemmendes Medikament in die Gefäßwand gegeben werden, dies aber wesentlich einfacher und schneller.
Der medikamentenfreisetzende Ballonkatheter wird entlang des Gefäßverschlusses in der Arterie platziert (oben). Dort wird der Ballon für 30 Sekunden aufgeblasen, wodurch das Gefäß wiedereröffnet wird (Mitte). Bei Kontakt der Ballonoberfläche mit der Gefäßwand wird der Paclitaxel von der Ballonoberfläche freigesetzt und direkt in die Gefäßwand abgegeben (unten).
Foto: SeQuent® Please, B. Braun

Der wirkstofffreisetzende Ballonkatheter wurde in einer Forschungskooperation von Prof. Dr. Ulrich Speck, Charité Berlin, und Prof. Dr. Bruno Scheller, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg/Saar, entwickelt und gemeinsam mit der B. Braun Melsungen AG zur Serienreife geführt.

Bisher beschichtete Stents

Die Aufdehnung verengter Koronargefäße mit einem herkömmlichen, unbeschichteten Ballonkatheter ist zwar relativ einfach. Das erweiterte Gefäß wächst jedoch häufig wieder zu. Diese Restenosen treten nach Implantation eines kleinen Metallröhrchens (Stent) seltener auf. Am seltensten sind sie bei beschichteten Stents, die zellwachstumhemmende Arzneistoffe freisetzen. Nachteil dieser wirkstofffreisetzenden Stents ist allerdings die verzögerte Einheilung aufgrund der langfristigen Medikamentenfreisetzung, was eine langfristige Einnahme von die Blutgerinnung hemmenden Medikamenten erforderlich macht. Ansonsten besteht ein erhöhtes Risiko für Blutgerinnsel und Herzinfarkte.

Neu: Wirkstofffreisetzung für 30 Sekunden

Eine vielversprechende Alternative bietet der wirkstofffreisetzende Ballonkatheter. Genau wie ein Stent ist auch er mit einem Arzneistoff beschichtet, der das Zellwachstum hemmt. Anders als beim Stent geschieht diese Freisetzung allerdings nicht über einen längeren Zeitraum, sondern innerhalb der wenigen Sekunden, in denen der Ballon aufgedehnt wird. Ein Fremdkörper, an dem sich Blutgerinnsel bilden könnten, bleibt bei diesem Verfahren nicht im Gefäß zurück, da der Katheter sich auflöst. Die Übertragung einer ausreichenden Wirkstoffdosis innerhalb einer sehr kurzen Zeit wird laut Prof. Dr. Speck durch die Beimischung eines Röntgenkontrastmittels möglich, welches die Löslichkeit mehr als 20fach verbessert. Der jetzt zugelassene wirkstofffreisetzende Ballonkatheter ist mit einem Gemisch aus Paclitaxel und dem Röntgenkontrastmittel Iopromid beschichtet. Er wird im Gefäß entlang der Stenose platziert. Dort wird der Ballon für 30 Sekunden aufgedehnt, wodurch das Gefäß wiedereröffnet wird. Beim Aufdehnen setzt er innerhalb weniger Sekunden genug Paclitaxel in die Gefäßwand frei, um das Zellwachstum signifikant zu vermindern und damit eine Restenose zu verhindern. Die Trägermatrix löst sich vollständig auf. So wird rückstandslos die Zellproliferation verhindert.

 

Quelle

Erster Medikament-freisetzender Ballonkatheter mit klinischer Wirksamkeit. Pressemitteilung der B. Braun Melsung AG, Melsungen, vom 30. März 2009. 

 

ck

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