Arzneimittel und Therapie

Chronobiologische Erkenntnisse galenisch umgesetzt

Am 15. April 2009 wird in Deutschland eine neuartige Prednison-Formulierung mit verzögerter Wirkstofffreisetzung eingeführt. Sie ist zur Behandlung der mäßigen bis schweren rheumatoiden Arthritis zugelassen und eignet sich besonders für diejenigen Patienten, die stark unter morgendlicher Gelenksteifigkeit leiden. Die Entwicklung dieser Prednisontablette (Lodotra®) wurde durch neue Erkenntnisse zur Chronobiologie von Entzündungsmediatoren möglich.
Lodotra wird in Schüttbehältern mit ergonomischem Drehverschluss angeboten, der für Patienten mit rheumatoider Arthritis leicht handhabbar ist.

Man weiß heute, dass bei Patienten mit rheumatoider Arthritis nachts zwischen zwei und vier Uhr die Spiegel proinflammatorischer Zytokine, vor allem Interleukin 6 (IL-6), bis auf das Zehnfache im Vergleich zu Gesunden ansteigen. Die körpereigene Cortisol-Produktion reicht nicht aus, um dem gegenzusteuern. Interleukin 6 fördert Entzündungsprozesse in den Gelenken und im Gewebe und ist daher neben anderen Faktoren für die nach dem Aufwachen am Morgen auftretende Gelenksteifigkeit (auch als Morgensteifigkeit bezeichnet) verantwortlich. Zur Milderung dieses belastenden Symptoms werden Glucocorticoide wie beispielsweise Prednison verabreicht.

Innovative Galenik

Die Tabletten mit verzögerter Wirkstofffreisetzung bestehen aus einem Prednison-haltigen Kern und einem Mantel aus inaktiven Hilfsstoffen. Bei Einnahme vor dem Schlafengehen (etwa um 22 Uhr) kommt es ca. vier Stunden später zur Freisetzung des Wirkstoffs. Damit können die IL-6-Spiegel genau in dem Zeitraum gesenkt werden, in dem sie bei Patienten mit rheumatoider Arthritis erwiesenermaßen ansteigen. Eine Studie mit RA-Patienten hatte gezeigt, dass Lodotra® die Dauer der Morgensteifigkeit um fast die Hälfte zu reduzieren vermag.

Dosistitration in kleinen Schritten möglich

Lodotra® wurde zur Behandlung im Niedrigdosis-Bereich entwickelt. Das Präparat wird in den Wirkstärken 1 mg, 2 mg und 5 mg (zu jeweils 30 und 100 Tabletten) eingeführt, was eine Titration der Dosis in kleinen Schritten bis zur gewünschten Erhaltungsdosis ermöglicht. Zur Einstellung werden initial 10 mg/d, in Ausnahmefällen auch bis 15 bis 20 mg/d, empfohlen. In der Langzeitbehandlung sollte die Dosierung ≤ 10 mg/d betragen. Wird ein Patient von herkömmlichem Cortison auf diese Tabletten mit verzögerter Wirkstofffreisetzung umgestellt, so sollte die Dosis entsprechend dem Prednisonäquivalent zunächst beibehalten werden.

Nüchtern-Einnahme vermeiden

In klinischen Untersuchungen hatte sich gezeigt, dass die neue Tablette mit verzögerter Wirkstofffreisetzung bei Nüchtern-Einnahme nicht die volle Wirksamkeit entfaltet. Patienten, die ihre Abendmahlzeit üblicherweise sehr früh, das heißt zwischen 17 und 18 Uhr verzehren, sollte daher empfohlen werden, vor Einnahme der Tablette eine Kleinigkeit zu essen. Dies verlangsamt deren Passage durch den Magen-Darm-Trakt und verbessert damit die Resorption des Wirkstoffes.
 

Quelle 

Prof. Dr. med. Frank Buttgereit, Berlin; Rosel Fleischmann, Frankfurt; Dr. Volker Cezanne, Darmstadt: "Weltneuheit Lodotra®: Morgensteifigkeit effektiv behandeln", Berlin, 2. April 2009, veranstaltet von der Merck Pharma GmbH, Darmstadt. 

Buttgereit, F., et al.: Efficacy of modified-release versus standard prednisone to reduce duration of morning stiffness of the joints in rheumatoid arthritis (Capra-1): a double-blind, randomised controlled trial. Lancet 371: 205-214 (2008).

 

Apothekerin Dr. Claudia Bruhn

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