Prisma

Der schlechte Beigeschmack der Lüge

Unmoralisches oder unfaires Verhalten kann bei Menschen den gleichen Ekel hervorrufen, wie ein widerlicher Geschmack. In beiden Fällen äußert sich die Abneigung gegen das Empfundene in einem typisch verzerrten Gesichtsausdruck. Wissenschaftler vermuten darin evolutionsbedingt entwickelte Verhaltensmuster, die für das gemeinschaftliche Überleben nützlich sind.

Freude, Trauer, Ärger und Ekel gelten als grundlegende Emotionen, die sich in allen Gesichtern der Menschen auf gleiche Weise äußern. Eine gerümpfte Nase mit hochgezogenen Oberlippen spiegelt dabei häufig die Abneigung gegen bitteren Geschmack wider – ein grundlegender Instinkt als Reaktion auf möglicherweise giftige oder ungenießbare Nahrung. Mit ähnlich verzerrten Gesichtszügen reagieren Menschen, wenn sie belogen wurden oder sich ungerecht behandelt fühlen, fanden kanadische Wissenschaftler jetzt heraus. In ihrer Studie baten sie Probanden, unangenehme Flüssigkeiten zu trinken, sich abstoßende Bilder anzusehen und an einem Spiel teilzunehmen, bei dem sie unfaire Bedingungen vorfanden. In allen Fällen waren die Gesichtsmuskeln auf die gleiche Weise aktiv – sowohl durch primär empfundenen Ekel, als auch bei ungerechtem Spielausgang. Die Forscher vermuten, dass sich im Lauf der Evolution das Ekelkonzept von konkreten Auslösern auch auf moralische Verhaltensweisen ausgebreitet hat. Somit reagieren Menschen auf unfaires Verhalten mit Vermeidung der Ursache und schließen beispielsweise Verräter aus ihrem sozialen Kreis aus.
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Quelle:
Chapman, H., Science 2009; 323 (5918): 1222 –1226.

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