Arzneimittel und Therapie

Lässt sich kindlicher Typ-1-Diabetes verhindern?

Die schwedische Aufsichtsbehörde für Medizinprodukte hat eine Studie zur Prüfung eines Impfstoffs bei Kindern mit einem hohen Erkrankungsrisiko für Typ-1-Diabetes genehmigt. In die randomisierte und placebokontrollierte Studie werden bis zu 50 Kinder ab vier Jahren aufgenommen, von denen man weiß, dass sie ein hohes Risiko haben, einen Typ-1-Diabetes zu entwickeln. Mittels eines auf Glutaminsäuredecarboxylase basierenden Impfstoffs (Diamyd®) soll versucht werden, die Entwicklung eines Diabetes zu verhindern.

Typ-1-Diabetes ist eine Autoimmunerkrankung, bei der es zur Selbstzerstörung der insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse kommt. Die Ursachen sind noch nicht vollständig geklärt. Auffällig ist jedoch der Zusammenhang mit lokalen Faktoren. So gibt es in Finnland den Typ-1-Diabetes am häufigsten, in Japan tritt die Erkrankung sehr selten auf. Dies könnte auf einen populationsgenetischen Hintergrund hinweisen, zumal eine Anzahl von Risikogenen in den letzten Jahren aufgezeigt wurden. Die genetische Veranlagung ist durch die Lymphozytenantigene, spezielle Eiweißstrukturen auf den weißen Blutkörperchen, bedingt, die jeder Mensch besitzt, die aber individuell unterschiedlich ausgeprägt sind. So besteht bei Menschen mit dem Typ HLA-DR3-DQ2 oder HLA-DR4-DQ8 eine genetische Veranlagung zur Entwicklung eines Typ-1-Diabetes. Personen, bei denen beide genetischen Merkmale vorhanden sind, haben im Vergleich zu Menschen mit nur einem dieser Merkmale, ein 200-fach erhöhtes Risiko, einen Typ-1-Diabetes zu entwickeln. Bei bis zu 10% der Betroffenen leidet auch ein Elternteil an einem Typ-1-Diabetes, bei etwa 5% der Patienten ist ein Großelternteil betroffen. Wenn zu dieser genetischen Veranlagung bestimmte Auslöser hinzukommen, kann es zur Entstehung der Erkrankung kommen. Infrage kommen bestimmte Virusinfektionen, z. B. Masern, Mumps und Röteln sowie Infektionen mit Coxsackie-Viren.

Schätzungen zufolge erkranken weltweit pro Jahr rund 70.000 Kinder am Typ-1-Diabetes, vor allem Kleinkinder. Vor diesem Hintergrund wurde eine schwedische Studie zur Prävention der Erkrankung initiiert, die randomisiert und placebokontrolliert durchgeführt wird und an der bis zu 50 Kinder ab vier Jahren mit einem hohen Erkrankungsrisiko für Typ-1-Diabetes teilnehmen werden. Die teilnehmenden Kinder wurden ausgewählt, indem man durch Bestimmung von verschiedenen Biomarkern bereits in einem Frühstadium nachweisen konnte, dass bei ihnen eine Autoimmunerkrankung die Insulin-produzierenden Zellen zerstört. Eingesetzt werden soll ein auf einer Glutaminsäuredecarboxylase basierter Impfstoff, der eine Struktur als Ziel hat, die das Immunsystem bei Diabetes-Typ-1 fälschlicherweise attackiert. Das Immunsystem soll so beeinflusst werden, dass ein deutlicher Anstieg der regulierenden T-Zellen-Aktivität resultiert und der Angriff auf die insulinproduzierenden Zellen verringert wird. Das Unterbrechen dieses Autoimmunprozesses scheint dem Verlauf der Autoimmunerkrankung Typ-1-Diabetes entgegenzuwirken.

 

Quellen
Diamyd Medical AB: Pressemitteilung, 5. März 2009.
Vetter, C.: Diabetes bei Kindern: hohe Zuwachsraten. DAZ 2007; 147(46): 58.

 

Dr. Hans-Peter Hanssen

 

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