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Merck & Co. kauft Schering-Plough

BERLIN (tw). Amerikas drittgrößter Pharmakonzern, Merck & Co., zahlt gut 41 Milliarden Dollar – rund 32 Milliarden Euro – für Schering-Plough, die Nummer sieben in Amerika. Wenn Merck & Co. sich wie geplant von 15 Prozent der kombinierten Belegschaft trennt, würde die Übernahme rund 16.000 Arbeitsplätze kosten.

Nach dem Kauf des Biologika-Spezialisten Wyeth durch Weltmarktführer Pfizer im Januar ist dies bereits die zweite Großübernahme in diesem Jahr, wobei die Beweggründe vermutlich ähnlich liegen: Wie Pfizer fiel es auch Merck & Co. immer schwerer, aus eigener Kraft zu wachsen. So mussten beide Unternehmen im vergangenen Jahr Umsatzrückgänge hinnehmen. Durch den Ablauf des Patentschutzes von ehemals zuverlässigen Bestsellern wie dem Cholesterinsenker Zocor oder dem Osteoporosetherapeutikum Fosamax, gingen erhebliche Einnahmen an die günstigeren Generika verloren. Der Ausgleich durch Neuentwicklungen scheiterte in vielen Fällen bereits in der klinischen Prüfung oder an den wachsenden Anforderungen an Sicherheit und Wirksamkeit. Weitere Rückschläge wie die Vioxx-Affäre, die Merck & Co. nicht nur ein einträgliches Medikament kostete, sondern auch eine Flut von Klagen nach sich zog, taten ein Übriges.

Gleichzeitig galt Schering-Plough schon lange als Übernahmekandidat speziell für Merck, da die beiden Unternehmen im Indikationsbereich Cholesterinsenker in einem Joint-Venture bereits seit Längerem eng zusammenarbeiten. Allerdings gab es auch hier Probleme: Der Absatz der gemeinsam vermarkteten Cholesterinsenker Vytorin und Zetia geriet im letzten Jahr ins Stocken, nachdem eine Studie ihre Wirksamkeit angezweifelt hatte.

Auf den wachsenden wirtschaftlichen Druck reagiert Merck nun mit dem Kauf des kleineren Partners, dessen Preis zu 44 Prozent in bar und ansonsten mit eigenen Aktien finanziert werden soll. Der Anteil der Merck-Aktionäre am kombinierten Unternehmen würde dann 68 Prozent betragen, der Rest entfiele auf die Anteilseigner von Schering-Plough.

Die Führung des Gesamtunternehmens soll der bisherige Vorstandsvorsitzende von Merck, Richard Clark, übernehmen. Clark war lange auch im eigenen Unternehmen umstritten. Mit Erfolgen wie der Verkürzung der Pipeline in der Produktentwicklung oder der Beilegung eines Großteils der imagezehrenden Schadenersatzklagen von Vioxx-Geschädigten konnte er sich aber zunehmend Achtung verschaffen. Mit der Übernahme landet er nun nach Ansicht der Branchenkenner erneut einen großen Coup. "Wir freuen uns auf den Zusammenschluss mit einem hervorragenden Partner, den wir gut kennen", so Clark bei der Ankündigung der Übernahme am 9. März. Auf weniger Freude dürfte diese bei den rund 106.000 Beschäftigten beider Unternehmen stoßen: Zu unmittelbaren Entlassungen im Zuge der Fusion soll es zwar nicht kommen, auf längere Sicht sei aber ein Abbau von rund 16.000 Stellen zu erwarten, so eine Sprecherin des Pharmariesen.

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