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Freiverkäufliche Arzneimittel mit gemischter Qualität

(öko-test/ck). In seinem Märzheft hat Öko-Test die Qualität von Gesundheitsprodukten untersucht, die in Discountern wie Aldi, Lidl oder Penny angeboten werden. Dabei wurden 27 Arzneimittel, 53 Nahrungsergänzungsmittel und neun Medizinprodukte unter die Lupe genommen. Das Ergebnis ist durchwachsen: Öko-Test findet genauso viele "sehr gute" wie "ungenügende" Produkte. Die Mehrzahl schneidet mit "gut" ab, der Rest liegt mit den Urteilen "befriedigend" und "ausreichend" im Mittelfeld.

Die Palette reichte dabei von Husten- und Schnupfenmitteln, Johanniskrautpräparaten über Fischöle bis hin zu Multivitaminpräparaten. Bewertet wurden unter anderem die enthaltenen Wirkstoffe bzw. maßgeblichen Inhaltsstoffe sowie deren Wirksamkeitsnachweis. Bei weit mehr als der Hälfte der untersuchten Produkte handelt es sich um Nahrungsergänzungsmittel. Vor allem Vitamine und Mineralstoffe werden in großer Vielzahl angeboten, "in zum Teil haarsträubenden Dosierungen", so Öko-Test. Einige Produkte enthielten unter anderem zu viel Niacin, Vitamin A, Eisen, Kupfer, Mangan und Zink. Die Dosierungen gingen zum Teil deutlich über die Empfehlungen des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) hinaus. Einige Präparate enthielten sogar Substanzen, die laut BfR gar nicht enthalten sein dürften.

Bei den untersuchten Arzneimitteln handelt es sich um Hustenmittel, Johanniskrautpräparate, Schlafmittel und Blasen- und Nierentees. Die Blasen- und Nierentees bewertete Öko-Test alle mit "gut". Sie sind ähnlich zusammengesetzt und eignen sich zur unterstützenden Behandlung bei Harnwegsinfektionen, da sie zwar nicht die Infektion als solche bekämpfen, aber dazu beitragen, die Harnmenge zu erhöhen. Die drei Schlafmittel auf Baldrianbasis enthielten einen gleichartig hergestellten Extrakt in einer Dosierung, in der Baldrian tatsächlich helfen kann, Schlafstörungen zu bessern. Alle besuchten Discounter haben einen Spitzwegerich-Hustensirup oder -saft im Sortiment, der Hustenreiz lindern kann. Aber auch Schleimlöser wie Fenchelhonig sowie eukalyptushaltige Tropfen und Kapseln werden verkauft. Da sie bestenfalls unterstützend wirken, kommen sie über ein "gut" nicht hinaus. Die Johanniskrautpräparate, die als traditionelle Arzneimittel im Discounter angeboten werden, beanspruchen als Anwendungsgebiet die "Besserung des Befindens bei nervlicher Belastung". Verglichen mit entsprechenden apothekenpflichtigen Arzneimitteln zur Behandlung leichter vorübergehender depressiver Störungen enthalten die freiverkäuflichen Präparate aber viel weniger Johanniskrautextrakt in einer Tagesdosis, Öko-Test stufte die Präparate als "unterdosiert" ein. Bei allen untersuchten Arzneimitteln wird kritisiert, dass Studien zur Wirksamkeit nicht vorliegen und der Nutzen "selbst bei schwammig formulierten Anwendungsgebieten mehr als fraglich" sei.

Die zusammenfassende Empfehlung von Öko-Test an die Verbraucher: "Beratung zu den Präparaten gibt es im Discounter nicht. Bei Fragen zu Risiken und Nebenwirkungen, Verträglichkeit oder der gleichzeitigen Einnahme anderer Medikamente ist die Apotheke Einkaufsort der Wahl – auch wenn die Beratungsleistung der Apotheker immer wieder zu wünschen übrig lässt."

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