Gesundheitspolitik

Milliardenschäden durch Betrug im Gesundheitswesen

KKH deckt 2008 über 1000 Fälle auf

Hannover (ks). Die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) sieht beim Kampf gegen Betrug und Manipulation im Gesundheitswesen weiterhin großen Handlungsbedarf. "Gerade auch angesichts steigender Kosten im Gesundheitswesen ist es alarmierend, dass die Krankenkassen jährlich um Milliarden Euro betrogen und dadurch ihre Versicherten unnötig belastet werden", sagte Vorstandschef Ingo Kailuweit am 18. Februar anlässlich einer KKH-Fachtagung zum Betrug im Gesundheitswesen in Hannover. Schätzungen zufolge führt kriminelles Fehlverhalten bei den Kassen zu jährlichen Schäden zwischen sechs und 20 Mrd. Euro.

Allein die KKH hat eigenen Angaben zufolge seit 2001 mehr als 7250 Betrugsfälle aufgedeckt, von denen sich derzeit noch 1480 in laufender Bearbeitung befinden. Im Jahr 2008 wurden insgesamt 1042 neue Fälle aufgegriffen und bearbeitet. Laut KKH seien im vergangenen Jahr Schäden in Höhe von über einer Million Euro aufgedeckt und bereits mehr als 400.000 Euro wieder hereingeholt worden. Mit 279 Fällen stehen die Krankengymnasten und Physiotherapeuten an der Spitze der Betrugsliste. 233 Fälle entfallen auf Ärzte, 105 auf den Bereich der häuslichen Pflege. Es folgen Apotheken und Optiker mit jeweils 54 Fällen. Bei Zahnärzten wurden 52 Fälle gezählt, im Hilfsmittelbereich 48 Fälle. Bei den finanziellen Schäden sind die Optiker mit über 200.000 Euro Spitzenreiter. Es folgen die Ärzte mit rund 112.000 Euro und die Apotheker mit knapp 112.000 Euro.

Großes Dunkelfeld

Um Betrug und Manipulation künftig besser vorbeugen zu können, hat die KKH eine Studie für den Zeitraum 2007/2008 in Auftrag gegeben. Studienautor Prof. Bernd-Dieter Meier, Kriminologe von der juristischen Fakultät der Leibniz Universität Hannover, machte deutlich, dass sich bei den Betrügereien zulasten der GKV kein einheitliches Bild zeichnen lässt. Betrügerische Handlungen finde man bei sämtlichen Gruppen im Gesundheitswesen – und auch bei den Versicherten. Wie häufig es zu betrügerischen Handlungen kommt und welche Schäden dadurch entstehen, lasse sich nicht einfach sagen. Denn: "Betrug ist nur dann erfolgreich, wenn der Geschädigte ihn nicht bemerkt. Aus kriminologischer Sicht muss man hier von einem echten Dunkelfeld ausgehen." Meier verwies auch darauf, dass die Anzahl der Verdachtsfälle, die die Krankenkassen aufgespürt haben und denen sie nachgehen, ebenso wie die Schadenshöhe, bei den einzelnen Kassen sehr unterschiedlich sei. Etwa die Hälfte der Kassen habe in den Jahren 2004 und 2005 nur bis zu zehn Verdachtsfälle bearbeitet. Ebenfalls rund 50% stellen im diesem Zweijahreszeitraum keinen oder nur einen Schaden im dreistelligen Bereich fest. Auf der anderen Seite steht eine Kasse, die 2258 Fälle innerhalb von zwei Jahren verfolgt hat. Eine kleine Gruppe von Kassen (6%) hat bei ihren Nachforschungen einen Schaden von über einer Million Euro ermittelt. Meier betonte zudem, dass nicht jeder Verdacht auch eine Straftat aufdecke. Von allen Verdachtsfällen, denen die Fehlverhaltensbekämpfungsstellen in der GKV nachgegangen sind, sei nur in 2,4% der Fälle Anzeige erstattet worden. "Die Untersuchungsergebnisse machen deutlich, dass sich die Prävention verbessern lässt, wenn in der GKV im Abrechnungsbereich durchgängig ein hohes Kontrollniveau eingehalten wird", erklärte Meier. Notwendig sei eine stärkere personelle Ausstattung der Fehlverhaltensbekämpfungsstellen, die Intensivierung der Zusammenarbeit mit den anderen Kassen und den Kassenärztlichen Vereinigungen sowie ein konsequentes Vorgehen bei der Anzeigeerstattung.

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