Gesundheitspolitik

Heile Welt – nur heute

Peter Ditzel

Kennen Sie schon das neue Rundschreiben der AOK: "Sehr verehrte Frau Apothekerin, sehr geehrter Herr Apotheker, für die 100 wichtigsten Generika konnten wir soeben mit der Industrie Rabattverträge abschließen. Die Zuschläge erfolgten nach ordentlicher Ausschreibung und Angebotsabgabe. Klagen von Firmen, die dieses Mal nicht zum Zuge gekommen sind, wurden nicht eingereicht. Somit können unsere neuen Rabattverträge pünktlich zum 1. September 2009 in Kraft treten. Die Hersteller haben ausreichend Zeit, die Produktion der betroffenen Arzneimittel hochzufahren, so dass es in den Apotheken nicht zu Lieferschwierigkeiten kommen sollte. Um Compliance-Probleme bei unseren Versicherten zu vermeiden, haben wir mittlerweile mit allen namhaften Generikaherstellern Verträge abgeschlossen, so dass Alternativen bei der Auswahl zur Verfügung stehen und somit in den meisten Fällen das gewünschte und bekannte Arzneimittel abgegeben werden kann. Im Falle pharmazeutischer Bedenken beim Austausch von Präparaten vermerken Sie dies bitte auf dem Rezept. Selbstverständlich werden dann keine Retaxationen unternommen. Sehr verehrte Frau Apothekerin, sehr geehrter Herr Apotheker, wir danken Ihnen schon heute für Ihre engagierte Mithilfe bei der Umsetzung der Rabattverträge und den Einsatz Ihrer pharmazeutischen Kompetenz bei der Auswahl des richtigen Präparats für unsere Versicherten. Im Übrigen dürfen wir Sie darüber informieren, dass sich die Einsparungen durch diese Tranche der Rabattverträge auf rund 300 Millionen Euro belaufen werden. Da wir wissen, dass auch bei Ihnen in der Apotheke durch die Einhaltung und Ausführung der Rabattverträge immense Kosten anfallen (Beratungszeit, Softwareaktualisierungen, Personalkosten), dürfen wir Sie des Weiteren darüber unterrichten, dass sich unser Spitzenverband mit dem Deutschen Apothekerverband bei der Neufestsetzung des Rabatts für die gesetzliche Krankenversicherung einigen konnte. Aufgrund der wirtschaftlichen Lage der Apotheken konnten wir uns auf eine Reduzierung des GKV-Rabatts von 2,30 auf 1,50 Euro einigen. Wir freuen uns weiterhin auf eine gute Zusammenarbeit für das Wohl unserer Versicherten."

Kaum hatte ich diesen Brief staunend zu Ende gelesen, lief die nächste Pressemitteilung ein: "ABDA überzeugt BMG-Schwanitz – Pick-ups werden verboten." Ich traute meinen Augen nicht. Wach ich oder träum ich? In diesem Moment piepst mein elektronischer Wecker – 6.30 Uhr, es ist Rosenmontag.


Peter Ditzel

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