Gesundheitspolitik

AZ-Weihnachtsumfrage: Hoffnungen, Befürchtungen, Vorhaben und Wünsche

(diz). Schon haben wir den Monat Dezember. Ein bewegtes Jahr neigt sich dem Ende. Und das Neue steht vor der Tür. Es war ein Jahr, das in die Pharmaziegeschichte eingehen wird. Das herausragendste Ereignis für die deutsche Apotheke war das Urteil des Europäischen Gerichtshofs: Das Fremd- und Mehrbesitzverbot bei deutschen Apotheken muss nicht aufgehoben werden, es ist europarechtskonform. Das gibt zunächst eine gewisse Sicherheit für unser bestehendes System. Die Liberalisierung, die mit dem Versandhandel und der Freigabe der OTC-Preise in die Apotheken- und Arzneimittellandschaft Einzug gehalten hat, schreitet jedoch auf vielschichtigen Wegen voran, Beispiel Pick-up-Stellen. Aber auch andere Kräfte, die glauben, das Heil unseres Gesundheitswesens liege in mehr Wettbewerb, rütteln an den bestehenden Strukturen. Was wird das neue Jahr bringen? Wir fragten führende Persönlichkeiten von Kammern und Verbänden, welche Hoffnungen, Befürchtungen sie für 2010 haben. Wir wollten auch wissen, was sie sich selbst für ihre Apotheke im neuen Jahr vorgenommen haben. Und wir waren auch ein wenig neugierig: welches Buch, welche CD oder DVD liegt bei ihnen auf dem Gabentisch? Hier die Antworten (in alphabetischer Reihenfolge).


Frage 1: Welche Hoffnungen und Wünsche verbinden Sie mit dem neuen Jahr – mit Blick auf die Gesundheits- und Berufspolitik und für die Entwicklung der Apotheke?

Mathias Arnold, Vorsitzender des LAV Sachsen-Anhalt: Der Europäische Gerichtshof hat in seiner Grundsatzentscheidung zum deutschen Fremdbesitzverbot für Apotheken die Bedeutung der inhabergeführten Apotheke hervorgehoben und von einer Apotheke im Fremdbesitz abgegrenzt, ich hoffe, dass dieses Bild der Apotheke sowohl in der deutschen Öffentlichkeit als auch in den Apotheken noch stärker zur Kenntnis genommen wird. Das Vertrauen der Kunden und Patienten in die wohnortnahe inhabergeführte Apotheke ist der eigentliche Wert der Marke „Apotheke“, es gilt dieses Vertrauen immer aufs Neue zu erobern und alles zu unterlassen, was es gefährden könnte. Wir alle sind gefordert, die Apotheke unter hohen moralischen Ansprüchen weiterzuentwickeln. Die Rahmenbedingungen sind gerade jetzt, da viele Dogmen der Vergangenheit hinterfragt werden, ausgesprochen günstig – wir sollten diese Chance zum Nutzen der Apotheke und ihrer Patienten ergreifen. Ich wünsche mir, dass wir alle uns immer wieder auf unsere naturwissenschaftlichen und heilberuflichen Wurzeln besinnen und den gesunden Menschenverstand als Maxime unseres Handelns in den Vordergrund stellen.

Fritz Becker, Präsident des LAV Baden-Württemberg und Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbands: Ich hoffe, dass in 2010 schon erste Weichen für die angekündigte Gesundheitsreform gestellt werden und dass in den kommenden Monaten die Apotheker sehr aktiv in den Gestaltungsprozess für diese Reform eingebunden werden. Denn den Bereich der Arzneimittelversorgung kennt niemand so gut wie wir. Darum wollen wir hier unsere Kompetenz und den Sachverstand einbringen, damit Apothekerinnen und Apotheker künftig mehr Aufgaben und Verantwortung übernehmen können: Medikationsmanagement ist nur ein Beispiel.

Dr. Christian Belgardt, Präsident der AK Berlin: Ich wünsche mir, dass die Politik ihre Festlegungen im Koalitionsvertrag auch lebt: Primat der Freiberuflichkeit im Gesundheitswesen. Dem Wettbewerb um die besten Ideen stellen wir uns. In der Berufspolitik müssen die gewählten Vertreterinnen und Vertreter und nicht Vertreter von wirtschaftlichen Einzelinteressen die Deutungshoheit über das, was Pharmazie heute ausmacht, behalten. Verbände mit wirtschaftlichen Spezialinteressen haben ihre Bedeutung, aber die muss im Kontext aller Apothekerinnen und Apotheker gesehen werden.

Erika Fink, Präsidentin der LAK Hessen und Präsidentin der BAK: Natürlich Beseitigung der Auswüchse des Versandhandels, schön wäre auch zu sehen, dass mit dem Bürokratieabbau begonnen wird und endlich Planungssicherheit für die Apotheken.

Stefan Fink, Vorsitzender des AV Thüringen: Mein zentraler Wunsch ist nach wie vor der Erhalt des Kollektivvertrages und der bestehenden Arzeimittelpreisverordnung (AMpreisV). Beides sind tragende Säulen des Verbraucherschutzes. Als Apotheker in einer öffentlichen Apotheke wünsche ich mir auf gesundheits- und wirtschaftspolitischer Ebene endlich solide Planbarkeit. Als freiberufliche und selbstständige Heilberufler benötigen wir mehr denn je stabile Rahmenbedingungen und das ohne Pick-up-Stellen und ohne Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln.

Dr. Jörn Graue, Vorsitzender des AV Hamburg: Die Beseitigung der Auswüchse des Versandhandels, sichere Vertriebswege und Abbau der Überregulierung im Arzneimittelmarkt.

Dr. Günther Hanke, Präsident der LAK Baden-Württemberg: Dass nach meiner älteren Tochter, die ab 2009 eine Stelle als Lehrerin hat, meine zweite Tochter ihr medizinisches Staatsexamen mit Bravour besteht. Dass endlich auch „Wirtschaftsweise“ die „Ware“ Arzneimittel als etwas Besonderes ansehen. Dass die Aussagen des Koalitionsvertrages in die Realität umgesetzt werden, und damit die Arzneimittelsicherheit für den Verbraucher gestärkt wird.

Dr. Hans-Peter Hubmann, Vorsitzender des Bayerischen AV: Ein grundlegend besseres Verhältnis und Verständnis der Politik zu den freien Berufen und ihren Leistungen für die Gesellschaft. Die Einsicht, dass im Gesundheitswesen kein freier Markt das allein selig Machende ist, sondern sich alles am Wohl des Patienten zu orientieren hat. Handwerklich saubere Gesetze und nach langen Jahren wieder mehr Planungssicherheit. Und natürlich die Verwirklichung des Versprechens, die unseligen Pick-up-Stellen endlich zu verbieten und abzuschaffen.

Dr. Richard Klämbt, Präsident der AK Bremen: a) Ich hoffe, dass die Politik das hält und umsetzt, was sie in allen Wahlkampfreden und im Koalitionsvertrag von sich gegeben hat; b) eine gerechtwerdende Absenkung des Kassenrabatts durch die gestiegenen Anforderungen der Rabattverträge und vor allen Dingen früher, um den Apotheken mehr Planungssicherheit zu geben; c) eine den Besonderheiten des Arzneimittels gerecht werdende Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichtes zu der Zulässigkeit der Arzneimitteldistribution über Warenabgabeautomaten.

Dr. Ulrich Krötsch, Präsident der LAK Bayern: Verbot der Pick-up-Stellen und positive Veränderung des Kassenabschlages

Dr. Klaus Michels, Vorsitzender des AV Westfalen-Lippe: Ich wünsche mir mehr Freiheit zur Wahrnehmung meiner heilberuflichen Verantwortung als Apotheker. Dazu gehört für mich, dass meine Beratung sich primär auf das Wohl des Patienten und die Arzneimitteltherapie konzentrieren kann statt auf die Erklärung von Sparzielen der Krankenversicherung, wie das bei den Rabattverträgen leider der Fall ist. Apotheker können mehr! Deshalb werde ich mich auch weiter stark machen für eine breite Akzeptanz gesundheitsorientierter Dienstleistungen von Apotheken rund um, aber auch jenseits des Arzneimittels, etwa im Bereich der Prävention. Spiegelbildlich erwarte ich, dass die Politik den Weg frei macht für ein Mehr an Wahlfreiheit für meine Patienten im Hinblick auf die zur Verfügung stehenden Arznei-, Heil- und Hilfsmittel. Der Koalitionsvertrag der neu gewählten Bundesregierung hat einige Signale in diese Richtung gesetzt – jetzt müssen Taten folgen.

Gabriela Regina Overwiening, Präsidentin der AK Westfalen-Lippe: Große Chance, die Apothekerinnen und Apotheker noch stärker als Heilberufler zu positionieren; Stärkung der mittelständischen Apotheken; Verbot der Auswüchse des Versandhandels

Thomas Preis, Vorsitzender des AV Nordrhein: Für das kommende Jahr wünsche ich mir von der Politik, dass bei allen Überlegungen zu einer Weiterentwicklung unseres Gesundheitssystems die Interessen der Patientinnen und Patienten im Mittelpunkt stehen. Und alle maßgeblichen Experten wissen, dass die Menschen, insbesondere aber die Alten, Kranken und Schwachen, in einem durch Frei- und Heilberuflichkeit geprägten Gesundheitswesen am besten versorgt sind. Dabei muss unser aktuelles frei- und heilberufliches Apothekensystem im Bereich der Arzneimittelversorgung die einzige Option bleiben. Ganz im Sinne des Koalitionsvertrages der neuen Regierung, der den Erhalt der mittelständischen Strukturen im Apothekenbereich durch das Beibehalten des Fremd- und Mehrbesitzverbotes bekräftigt und ein klares Bekenntnis zur Freiberuflichkeit enthält. Die Koalitionsvereinbarung weist an vielen Stellen in die richtige Richtung. Diese gilt es jetzt konsequent weiterzuverfolgen, insbesondere auch in Bezug auf das Verbot der Pick-up-Stellen.

Manfred Saar, Vorstand der AK des Saarlands: Verbot von Pick-up, Aufwertung des Freiberuflers

Friedemann Schmidt, Präsident der Sächsischen LAK: Ich gehe davon aus, dass die Koalition ihr Versprechen hält, die Pick-up-Stellen zu verbieten und hoffe auf eine Initiative im Jahr 2010. Ich wünsche mir, dass Apotheker und Ärzte wieder den Einfluss auf die Arzneimittelversorgung bekommen, den sie haben müssen, um die beste Therapie für ihre Patienten realisieren zu können. Die notwendige Debatte um eine Priorisierung medizinischer Maßnahmen, dazu gehört auch der Arzneimitteleinsatz, muss ehrlich, transparent und für die Patienten verständlich geführt werden. Ich hoffe sehr auf eine Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Apotheken, insbesondere bei der Versorgung der GKV-Patienten ist das Ende der finanziellen Fahnenstange erreicht.

Ronald Schreiber, Präsident der AK Thüringen: Gesundheitspolitische Weitsicht des neuen Gesundheitsministers, Erhalt der AMPreisV, Umsetzung des versprochenen Verbots von Pick-up Stellen, Verbesserung & Festigung der Zusammenarbeit mit den Ärzten, Weiterentwicklung der dt. Apotheke/Ausbau der Bereiche Arzneimitteltherapiesicherheit & Medikationsmanagement

Heinz-Günter Wolf, Vorsitzender des LAV Niedersachsen und Präsident der ABDA: Gesundheits- und berufspolitisch wünsche ich mir endlich einmal wieder ein Jahr, das uns die Möglichkeit bietet, die Arzneimittelversorgung und damit auch die Rolle der Apotheke tatsächlich und nachhaltig fortzuentwickeln. Und dabei einen Fokus zu legen auf die Bedürfnisse der Menschen, ganz besonders der Patienten. Die Gesundheitspolitik muss endlich das jährliche Stakkato des Eingreifens in die Selbstverwaltung und in die funktionierenden Mechanismen überwinden. Ich setze hier auf einen neuen Geist. Und ich baue darauf, dass wir Apotheker nicht als gesundheitspolitischer Gegner, sondern als kooperativer Partner angesehen werden, der als Kommunikator zum Patienten und als pharmazeutisch-heilberuflich geprägte Instanz verstanden werden kann. Berufspolitisch haben wir – allen Unkenrufen zum Trotz – ein erfolgreiches Jahr hinter uns. Ich wünsche mir, dass wir daran anknüpfen können; und dass genau diese Erfolge zu einem größeren Grundvertrauen in die Leistungsfähigkeit der Berufspolitik münden.


Frage 2: Und welche Befürchtungen haben Sie?

Mathias Arnold: Der Drang die Gesellschaft, ihre Regeln und Entwicklungstendenzen aus einem rein ökonomischen Weltbild heraus zu erklären und entsprechende Handlungsmaximen abzuleiten, hat zu einer der größten Wirtschaftskrisen der Neuzeit geführt. Immer wieder erleben wir diese Tendenzen auch auf dem Gebiet der Gesundheitssysteme. Es besteht die Gefahr, dass eine oberflächliche und rein ökonomische Betrachtungsweise die Besonderheiten der Gesundheit als höchstes Gut des Menschen unterschätzt. Man versucht, die Gesundheit zur einfachen Ware zu machen, deren Wert sich ausschließlich nach ökonomischen Gesetzen regeln lässt. Wenn die handelnden Kräfte in Politik und Krankenkassen die wirtschaftliche Basis der Apotheke weiter beschneiden, ist die Sorge berechtigt, dass falsche „Ratgeber“ versuchen, ihre rein ökonomischen Konzepte auch in Apotheken zu etablieren. Doch das Arzneimittel ist eine Ware der besonderen Art, die Nachfrage danach kann nicht einfach von außen „erzeugt“ werden, sondern wird durch das Morbiditätsgeschehen bestimmt. Falsche Werbeaussagen führen nicht nur zu finanziellen Verlusten, sie können hier zu menschlichem Leid und unnötiger Krankheit führen. Durch eine falsche Marktorientierung, die nur den kurzfristigen Gewinn sieht, kann eine langjährige Vertrauensbasis radikal beschädigt und ein in Jahrzehnten gewachsenes Image zerstört werden. In dem vertrauensvollen Verhältnis von Heilberufler und Patient sollten ökonomische Erwägungen nicht die Vorderhand gewinnen.

Fritz Becker: Bedauerlich fände ich, wenn die nächste Gesundheitsreform wieder bloß eine „Spar-Reform“ würde, bei der es nur eindimensional um Kostenreduzierung geht. Gerade im Bereich der Arzneimittel müssen wir uns als Standesvertretung der Apothekerinnen und Apotheker dafür einsetzen, dass auch die Qualität der Arzneimittelversorgung im Blick bleiben muss. Wenn nur auf Teufel komm raus gespart wird, dann verliert die Politik den Patienten und dessen Interessen aus dem Blick. Aber gerade der Patient muss im Mittelpunkt stehen, wenn wir die Gesundheitsversorgung gestalten.

Dr. Christian Belgardt: Es bleibt immer zu befürchten, dass aus vollmundigen Willenserklärungen wegen „Sachzwängen“ etwas anderes wird. Aber es liegt bei uns allen, im Ehrenamt wie in den Apotheken und anderen pharmazeutischen Arbeitsstätten, durch unsere Präsenz und Arbeit dafür zu sorgen, dass „Sachzwänge“ nicht obsiegen. Für die freiberufliche Tätigkeit, nicht nur in der Apotheke, bleibt ein rechtlicher und wirtschaftlicher Rahmen, wie z. B. die AMpreisV essentiell.

Erika Fink: Dass einige Versprechen der Politik, mit denen so viele Hoffnungen verbunden waren, doch nicht eingelöst werden.

Stefan Fink: Eine weitere unausgegorene Gesundheitsreform, welche die nachhaltigen Vorzüge der öffentlichen Apotheke substanziell gefährdet.

Dr. Jörn Graue: Dass der desolaten Haushaltslage wegen in Zukunft die Entscheidungen allein von den Finanzpolitikern getroffen werden.

Dr. Günther Hanke: Dass der ökonomische Druck auf die öffentliche Apotheke weiter zunehmen wird, und die heilberufliche Kompetenz dadurch ins Hintertreffen gerät.

Dr. Hans-Peter Hubmann: Die interessierten Kreise werden nicht locker lassen, das Apothekensystem in ihrem Sinn umzugestalten und das EuGH-Urteil zu umgehen. Im Hilfsmittelbereich könnten eine wachsende Zahl von Einzelverträgen die bewährte Versorgung über die Apotheke fast unmöglich machen.

Dr. Richard Klämbt: a) die Belastung durch die Rabattverträge wird größer; b) der bislang ungeregelte Bereich der Verblisterung wird noch mehr zu Wildwuchs und Profitstreben in der Apothekerschaft führen;

Dr. Ulrich Krötsch: Neue Störfeuer aus Brüssel bezüglich Apothekenpflicht

Dr. Klaus Michels: Furcht ist sicher keine Kategorie, in der ich denke. Sorge bereitet mir freilich so Manches: Im Bereich der Hilfsmittelversorgung sehe ich eine zunehmende Tendenz, dass Vertragsbedingungen der Krankenkassen nach § 127 Abs. 2 SGB V, etwa unter Hinweis auf bereits geschlossene gleichlautende Verträge, mehr oder minder diktiert werden. Damit entstehen nicht nur eine Menge Bürokratie und ein Regelungs-Wirrwar für Apotheken und andere Leistungserbringer, da ja jede Krankenkasse ihre eigenen Bedingungen stellt. Vielmehr verkommt der Wettbewerb damit zu einem reinen Preiskampf. Das ist einer Qualität der Versorgung nie zuträglich. Wenn diese Entwicklung nicht gestoppt wird, werden sich mittelfristig gerade in der Fläche viele Anbieter aus diesem Feld verabschieden – eine Ausdünnung der Versorgungsstrukturen ist die notwendige Folge.

Gabriela Regina Overwiening: Liberalisierung und Leistungswettbewerb könnten durch die jungen Gesundheitspolitiker miteinander verwechselt werden; überzogene Forderungen und Erwartungen unserer Kollegenschaft an die FDP/CDU/CSU-Regierung

Thomas Preis: Dass unser Gesundheits- und Sozialsystem, ausgelöst durch die gesamtwirtschaftliche Krise, enorme zusätzliche Herausforderungen zu stemmen hat.

Manfred Saar: Weitere Aufweichung der Apothekenpflicht, Abwertung des Apothekerberufes durch die Medien, kontraproduktive Alleingänge von Kollegen in Sachen „Pick-Up“.

Friedemann Schmidt: Zunächst einmal bin ich optimistisch und habe keine konkreten Befürchtungen. Schade wäre es, wenn die Koalition bei der Neuregelung der GKV-Finanzierung kalte Füße bekommt und zu dem bisherigen Modell zurückkehrt, allen alles zu versprechen und die Umsetzung den praktisch tätigen Heilberuflern aufzubürden.

Ronald Schreiber: Eine wasserdichte Umsetzung des Pick-up Verbotes könnte verfassungsrechtlich sehr anspruchsvoll werden; eine Gesundheitsreform, die ein reines Spargesetz im Bereich Arzneimittel zu unseren Lasten wird.

Heinz-Günter Wolf: So kurz vor Weihnachten möchte ich nicht daran denken, dass meine Wünsche nicht in Erfüllung gehen könnten. Vielmehr setze ich auf einen neuen, kooperativen Politikstil und auf gesundheitspolitische Vernunft. Dass der Apothekensektor auch in Zukunft im Fokus anderer Interessen stehen wird, versteht sich von selbst. Davor werden wir – trotz unserer Wünsche und Hoffnungen – sicher zu keiner Zeit die Augen verschließen.


Frage 3: Was haben Sie sich für Ihre Apotheke 2010 vorgenommen?

Mathias Arnold: Wir möchten auch im kommenden Jahr unser gutes Verhältnis zu unseren Patienten und Kunden ausbauen. Die Grundlage dafür sind Vertrauen und Nähe, Kompetenz und Ehrlichkeit sowie Tradition und Innovation, die wir als Heilberufler leben müssen. Zusammengefasst ist das Ziel ein soziales Netzwerk der Heilberufler untereinander und im Verhältnis zum Patienten. Nur ein solches Netzwerk wird in der Lage sein, die Anforderungen an ein modernes Gesundheitssystem zu erbringen.

Fritz Becker: Für mich und alle Kolleginnen und Kollegen ist mein größter Wunsch, dass es gelingt, die Rabattvertrags-Bürokratie endlich in den Griff zu bekommen. Es kann nicht sein, dass ich mehr Zeit in meine Apothekensoftware schaue, als in die Gesichter meiner Kunden und Patienten. Ich will wieder mehr Zeit für die Beratung und das Gespräch haben.

Dr. Christian Belgardt: Ich möchte in unserer kleinen Nische qualitativ und quantitativ wachsen. Mit meinem OHG Partner und den Kolleginnen sind alle Voraussetzungen dafür gegeben.

Erika Fink: Unser QMS muss fertig werden.

Stefan Fink: Eine noch stärkere Fokussierung meines Apothekenteams auf das Zentrum unseres gemeinsamen heilberuflichen Handelns - auf unsere Kunden und Patienten.

Dr. Jörn Graue: Die Qualität und das Beratungsangebot weiterhin auf bekannt hohem Niveau zu halten.

Dr. Günther Hanke: Konsolidierung des Umsatzes, Zufriedenheit der Kunden und Mitarbeiter

Dr. Hans-Peter Hubmann: Weiter mit motivierten Mitarbeitern unsere Kunden und Patienten bestmöglich zu versorgen und für die Apotheke zu begeistern. Dies wollen wir mit Aktionen in und außerhalb der Apotheke fördern. Zudem haben wir ein Projekt für die Prävention in Betrieben begonnen

Dr. Richard Klämbt: a) stärkere Schulung der Mitarbeiter in Fort- und Weiterbildung; b) ein gutes Abschneiden bei der 2. Rezertifizierung; c) Stärkung des Bewusstseins der Mitarbeiter für die Serviceorientierung der Apotheke

Dr. Ulrich Krötsch: Verbesserung der „Pharmazeutischen Betreuung“ und Durchführung eines Präventions-Projektes

Dr. Klaus Michels: Qualität ist das beste Rezept für die Apotheke der Zukunft. Diesen Weg verfolge ich nicht nur berufspolitisch, er hat auch in meiner täglichen Praxis große Bedeutung. Deshalb werde ich auch 2010 in die Qualifikation und Motivation meiner Mitarbeiter investieren. Mein Ziel ist neben einer perfekten Beratung meiner Patienten, dass möglichst jeder von ihnen die Apotheke mit dem Gefühl verlässt, hier gut aufgehoben zu sein.

Gabriela Regina Overwiening: QMS-Rezertifizierung der Hauptapotheke und Neu-Zertifizierung der Filiale; Einbau eines Kommissionierautomaten; noch stärkere Kooperation mit den Ärzten zum Nutzen des Patienten; Verbessertes Herausarbeiten von Kundenlob und Fokussierung auf diese zufriedenen Kunden anstatt auf die unzufriedenen

Thomas Preis: Für 2010 ist unser Ziel noch besser individuellen Kundenbedürfnissen in Bezug auf Fragen zu Arzneimitteln, Gesundheit, Wohlbefinden und Prävention nachzukommen. Dabei wird die Steigerung der pharmazeutischen Kompetenz aller Mitarbeiter unserer Apotheke eine wesentliche Rolle spielen. Unterstützt werden unsere Bemühungen durch die Fortentwicklung unseres QM-Systems.

Manfred Saar: Weitere qualitative Verbesserung der Beratung, Optimierung des Betriebsablaufes, Überarbeitung der Internetseite

Friedemann Schmidt: Ich möchte meine Apotheke mehr als bisher persönlich prägen und das auch nach außen deutlich machen. Ich hoffe sehr, dass ich genügend Kraft und Zeit dafür finde.

Ronald Schreiber: Konstant gute Versorgung unserer Patienten

Heinz-Günter Wolf: Im vergangenen Jahr hat meine Mannschaft in der Apotheke vieles gestemmt – vielfach auch ohne ihren Chef. Trotzdem wünsche ich mir, dass unser Team als solches weiter erfolgreich zusammenarbeitet und dass wir uns weiter den Patienten widmen. Natürlich setzen wir – ganz im Sinne unserer Fortbildungsoffensive – darauf, dass wir uns nicht mit dem zufrieden geben, was wir erreicht haben.


Frage 4: Welches Buch empfehlen Sie als Geschenktipp?

Mathias Arnold: „Die Vermessung der Welt“ von Daniel Kehlmann – nicht mehr ganz aktuell, aber ich finde es immer noch köstlich.

Fritz Becker: „Glück kommt selten allein ...“ von Eckart von Hirschhausen

Dr. Christian Belgardt: „Teil der Lösung“ von Ulrich Peltzer ... und wer „Berlin jetzt“ mag: „Einsamkeit und Sex und Mitleid“ von Helmut Krausser

Erika Fink: Kitteltaschenbuch „Ernährung und Diätetik“ Autorin Erika Fink, für die Apotheke und eigentlich alle Mitarbeiter und sogar Kunden.

Stefan Fink: „Die Entdeckung des Himmels“ von Harry Mulisch

Dr. Jörn Graue: „Die Schlacht im Teutoburger Wald“ von Reinhard Wolters

Dr. Günther Hanke: Joachim Bauer: „Das kooperative Gen“

Dr. Hans-Peter Hubmann: Die Trilogie „Herr der Ringe“, weil man dabei den Alltag einmal weit hinter sich lässt, das Buch viel tiefgründiger als die gute Verfilmung ist und einen bestärkt, dass man mit Geradlinigkeit und Beharrlichkeit am Ende auch hohe Ziele erreicht.

Dr. Richard Klämbt: „Drachenläufer und 1000 Strahlende Sonnen“ von Khaled Hosseini

Dr. Ulrich Krötsch: Herta Müller: „Atemschaukel“

Dr. Klaus Michels: Mit Büchern ist es wie mit Arzneimitteln – es gibt für jeden das passende, aber nicht jedes ist passend für jeden. Wenn ich mich entspannen will, greife ich selbst gern zu einem Krimi. Gut gefallen hat mir zuletzt „Das verlorene Symbol“ von Dan Brown.

Gabriela Regina Overwiening: „Glück“ von Wilhelm Schmid; „You can change the world“ von Ervin Lazlo

Thomas Preis: Richard David Precht: „Wer bin ich und wenn ja, wie viele?“

Manfred Saar: Heinz Ohff „Der grüne Fürst“ (Biographie von Fürst Pückler)

Friedemann Schmidt: Für den Nachtdienst etwas von Michael Connelly, am besten im amerikanischen Original. Sein Harry Bosch ist der einzig legitime Nachfolger von Philip Marlowe. Für den nächsten Urlaub Larry Todds „Felix Mendelssohn Bartholdy“, auch wenn das Mendelssohn-Jahr gerade zu Ende geht.

Ronald Schreiber: „Das verlorene Symbol“ von Dan Brown

Heinz-Günter Wolf: Da gibt es einiges, aber ganz besonders ein kleines Buch, das mir selbst geschenkt wurde: „Der Kleine Hypochonder“. Dennis Di Claudio beschreibt in seinem „Lexikon der eingebildeten Krankheiten“ – mit viel Witz, Wissen und teilweise böser Ironie – die schlimmsten Krankheiten, die den Menschen befallen können. Fachlich ist das ebenso spannend wie lesenswert. Und außerdem weiß man dann die eigenen Zipperlein richtig einzuordnen.


Frage 5: Welche CD/DVD (Musik/Film) würden Sie gerne verschenken?

Mathias Arnold: „It Might Get Loud“ – drei Musiker, drei Generationen und doch eine Gemeinsamkeit: Musik mit der elektronischen Gitarre. Zum Schluss mehr als nur eine Musikdokumentation, denn mit der Musik bekommt man immer auch ein gewaltiges Stück Seele, in einer Sprache, die weltweit jeder versteht.

Fritz Becker: Die aktuelle CD von PUR -- sie heißt „Wünsche“

Dr. Christian Belgardt: Lieber eine Opernkarte für Lohengrin, denn live ist einfach mehr!

Erika Fink: Buddenbrooks in der neuen Version

Stefan Fink: Die DVD „Gran Torino“ von und mit Clint Eastwood – absolut spitze!

Dr. Jörn Graue: „Requiem“ von Wolfgang Amadeus Mozart

Dr. Günther Hanke: Für Kinder einen Zeichentrickfilm von Walt Disney (Fantasia); Für Erwachsene: „Mozart meets Cuba“

Dr. Hans-Peter Hubmann: Norah Jones „The Fall“: für einen gemütlichen Abend

Dr. Richard Klämbt: Mozart Klavierkonzert in London von Helmut Schmidt, Alt-Bundeskanzler

Dr. Ulrich Krötsch: „Messias“ von G. F. Händel in der Bearbeitung von W. A. Mozart

Dr. Klaus Michels: Unser neuer Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler ist dem Vernehmen nach ja ein Anhänger von Udo Jürgens. Für ihn bietet sich vielleicht dessen neu aufgenommenes Duett mit den „Sportfreunden Stiller“ an. Das macht gute Laune und übertönt gewiss für einen Moment die Kakophonie des Berliner Politikbetriebes.

Gabriela Regina Overwiening: Als CD: „Vier Jahreszeiten“ gespielt von David Garrett. Als DVD: „Grüne Tomaten“; „Was vom Tage übrig blieb“

Thomas Preis: Ray Charles: „Live At Montreux 1997“

Manfred Saar: Gerhard Polt „Man spricht Deutsch“ (DVD)

Friedemann Schmidt: Musik: Bachs Partiten für Klavier mit Murray Perahia, eine sehr elegante Interpretation; Film: „Star Trek 11“, natürlich nur an Leute, die meine Begeisterung für Captain Kirk und Mr. Spock teilen.

Ronald Schreiber: CD David Garrett „Encore“; DVD „Star Trek“

Heinz-Günter Wolf: Albrecht Mayer, Händel, Oboe „New Seasons“

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