DAX: Der Berichtsreigen ist eröffnet

Aluminiumkonzern Alcoa eröffnet die Berichtssaison / Skeptiker könnten recht behalten

(hps). Mit großer Spannung wurden die Quartalszahlen von Alcoa erwartet. Nicht nur, weil es das traditionell erste Unternehmen ist, das den Zahlenreigen anführt. Der Aluminiumkonzern gilt generell als guter Indikator für die gesamte Weltkonjunktur. Es schien ein gelungener Auftakt zu werden. Alcoa konnte mit einem Quartalsgewinn überraschen. Dennoch gab es ein Haar in der Suppe.

Ein rückläufiges Verbrauchervertrauen in den USA und die höchste Arbeitslosenquote seit 26 Jahren hatten zunächst die Börsen rund um den Globus in ihrem Glauben an eine nachhaltige Wirtschaftswende verunsichert. Umso mehr gewann dann die anstehende Berichtssaison zum 3. Quartal als neue Orientierungsmarke für die weitere Marktentwicklung an Bedeutung. Aktuell rechnen die Analysten für die im amerikanischen S&P Index gelisteten 500 Unternehmen mit einem Rückgang der Gewinne von durchschnittlich 25 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Umso erfreulicher schien es, dass Alcoa überraschend die Rückkehr in die Gewinnzone verkünden konnte. Die Quartalszahlen übertrafen zwar die Erwartungen der Analysten deutlich. Doch bei genauerer Betrachtung war der Gewinn einem höheren Aluminiumpreis und vor allem einem wahren Kahlschlag beim Personal zuzuschreiben. Sage und schreibe 30 Prozent der Belegschaft wurden seit Anfang der Finanzkrise abgebaut. Dagegen ist die Produktion um 20 Prozent eingebrochen. Salzgitter-Chef Wolfgang Leese hatte im Anschluss an die Alcoa-Zahlen geäußert: Im Stahlbereich sei keine Besserung in Sicht und er habe Zweifel an der Nachhaltigkeit der Erholung. Es handle sich derzeit um ein Zwischenhoch, das noch bis zum Jahresende anhalten könnte. Diese Aussage könnte sich für den weiteren Verlauf der Berichtssaison als prägend erweisen.


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SAP Put 10/09
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BMW Put 11/09
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Bayer Put 12/09
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Adidas Put 11/09
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Lufthansa Put
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30.09.
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Telekom Put
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Daimler Put 12/09
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ThyssenKrupp
Put 12/09
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Siemens Put 12/09
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DAX seit 8. 1.
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Die Angaben zu Aktienkäufen im Musterdepot und im Artikel sind nur fiktiv zu verstehen, es handelt sich dabei keinesfalls um Kaufempfehlungen.

Aus der Perspektive der Analysten

Kommt sie noch, die viel zitierte Jahresendrallye? Nach einer Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters haben die meisten Experten diese Hoffnung aufgegeben. Im Schnitt sehen die Auguren den DAX zum Jahresende bei 5650 Punkten. Unterdessen mahnt Landesbank Berlin Anleger zur Vorsicht. Sie rechnet im Zuge der anstehenden Berichtssaison mit Enttäuschungen und sieht den DAX vor einem "kräftigen Schritt zurück". Experten der Allianz Global Investors sehen die Gefahr einer "Japanisierung" der Finanzmärkte. Ähnlich wie 1990 in Japan liefen die Finanzmärkte Gefahr, dass eine schwache Verbrauchernachfrage, starke geldpolitische Stimulierungsmaßnahmen in Kombination mit einer hohen Staatsverschuldung Aktien im Verhältnis zu ihrem erzielbaren Gewinn zu teuer macht. Das Auslaufen einiger Konjunkturpakete ließe zudem eine wichtige Stütze für die Märkte wegbrechen. Die Analysten der Hypovereinsbank dagegen sehen den DAX im 1. Quartal 2010 bei 6000 Punkten. Zu den Optimisten zählt auch die Commerzbank. Sie vertraut auf einen lang anhaltenden Konjunkturzyklus, der gerade erst gedreht habe. Für Charttechniker scheint die Welt zumindest noch in Ordnung, solange der DAX nicht nachhaltig unter 5500 Punkte fällt.

Musterdepot und Strategie

Das Put-Engagement wird erweitert um die Zykliker Daimler und ThyssenKrupp sowie Siemens. Alle werden emittiert von der Citigroup und verfügen über eine Laufzeit bis Dezember. Die Basis orientiert sich stets am aktuellen Kursgeschehen: Put-Daimler (CG5NQJ) mit Basis 34, Put-ThyssenKrupp (CG0ZUX) mit Basis 24 und Put-Siemens (CG5NWY) mit Basis 64 Euro.

DAX am 8. Oktober (11.20 h): 5701 Punkte.


Aus der Sicht des Querdenkers

Steigende Börsen erzeugen steigende Erwartungen. Noch fallen die Prognosen der Analysten für das 3. Quartal recht konservativ aus, und für die Unternehmen bestehen gute Chancen, die gesteckten Ziele auch zu erreichen. Doch viel wichtiger als die Quartalszahlen wird der Ausblick sein, den die Unternehmen anzubieten haben. Es wird auch darum gehen, ob die Gewinne auf Kostenreduzierung oder echtes Wachstum basieren.
Legt man die aktuelle DAX-Bewertung der 30 Schwergewichte zugrunde, ist mit dem derzeitigen Kursniveau ein Gewinnanstieg von über 20 Prozent bereits eingepreist. Hier dürfte also das wahre Enttäuschungspotenzial liegen. Denn wie soll man hier auf positive Überraschungen hoffen können, wenn die meisten Volkswirte gleichzeitig ein über Jahre angelegtes, schwaches Weltwirtschaftswachstum prognostizieren? Natürlich ist am Parkett immer noch die Rede von dem Anlagedruck der institutionellen Anleger. Es gehe um Billionen von Euro. Die Optimisten machen dabei folgende Rechnung auf: Sollten Pensionskassen und Versicherer auch nur 10 Prozent ihrer Rentenpapiere umschichten, entspräche das rund vier bis 5 Billionen Euro – oder dem Achtfachen der DAX-Marktkapitalisierung. Die Institutionellen sollen jetzt also in Risikopapiere gehen, einfach so, weil gerade ein Haufen Geld herumliegt? Möglicherweise schaut sich zuvor der ein oder andere Fondsmanager ja doch noch das fundamentale Umfeld genauer an. Zumindest die Zahlen von Alcoa und die Äußerungen von Salzgitter-Chef Leese scheinen den Verdacht zu erhärten, der an dieser Stelle von Anfang an gehegt wurde: Die staatlichen Konjunkturprogramme haben einen künstlichen Boom erzeugt, der sich nicht als nachhaltig erweisen wird. Unterdessen ist die staatliche Schuldenlast allerorten derart erdrückend geworden, dass ein baldiger Ausstieg aus den Konjunkturprogrammen unumgänglich ist. Auch die Zentralbanken legen langsam den Umkehrschub ein. Als erste unter den G20-Wirtschaftsmächten hat nun Australien die Zinsen erhöht. Es kommt wohl, wie es kommen musste: Die Wirtschaft wird nach anfänglicher Erholung stagnieren, während der Staat den Bürgern die Quittung für die aufwendigen Rettungsprogramme präsentiert. Wer hier vor diesem Hintergrund die Anleger immer weiter in die Aktienmärkte treibt, einzig und allein unter Hinweis auf den Anlagedruck der Institutionellen und die vorhandene Liquidität, dem wird man ein gehöriges Maß an Skrupellosigkeit bescheinigen müssen.
Peter Spermann
Peter Spermann ist Dozent für Wirtschaftslehre und beschäftigt sich seit über 30 Jahren mit der Börse. In der AZ-Rubrik "Querdenker" vertritt er konsequent den Standpunkt des Antizyklikers.

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