Wasem hält Versand und Ketten für sinnvoll

Gesundheitsökonom beklagt zu hohe Apothekendichte in Städten

Berlin (tw). Pünktlich zu Beginn des Deutschen Apothekertags hat sich der Politikberater Professor Jürgen Wasem zu Wort gemeldet. In einem Interview mit der "Rheinischen Post" kritisiert er die hohe Apothekendichte in Städten und schlägt ein neues Vergütungssystem vor, das die Zahl der Apotheken in der Stadt verringern und auf dem Land erhöhen soll. Auch Apothekenketten würden hierbei seines Erachtens hilfreich sein.

Will neues Vergütungssystem Prof. Dr. Jürgen Wasem
Foto: Uni Essen

Wasem, Professor für Medizinmanagement und über die letzten Jahrzehnte Mitglied in zahlreichen gesundheitspolitischen Beratergremien, hält bei insgesamt 21.500 Apotheken in Deutschland besonders die Apothekendichte in Städten für übertrieben hoch. "Da hat das Wort Hausapotheke eine ganz eigene Bedeutung, nämlich, etwas überspitzt gesagt, in jedem Haus befindet sich eine Apotheke", sagte er der "Rheinischen Post" (Ausgabe vom 23. September). "Auf dem flachen Land sieht das anders aus." Der Gesundheitsexperte befürwortet deshalb die Einführung eines neuen Vergütungssystems, welches stärker nach Stadt und Land differenzieren und das Betreiben einer Apotheke in ländlichen Gebieten attraktiver machen soll.

Obwohl sie kurzfristig einen zusätzlichen Anstieg der Apothekenzahl bedeuten würden, hält Wasem auch Apothekenketten generell für sinnvoll. Langfristig würden sie "zu einer Bereinigung des Marktes und weniger Apotheken" führen. Erfahrungswerte aus Ländern mit Ketten hätten gezeigt, dass weder die Beratungsqualität noch die Arzneimittelsicherheit darunter leiden würden. Es wäre vielmehr eher das Gegenteil der Fall, so der Experte weiter: "Eine Kette muss sich besonders um Qualität bemühen, weil sie bei Pannen zentral ihren Ruf als Kette verlieren kann." Auch den Versandhandel hält der Gesundheitsökonom für eine gute Ergänzung der Arzneimittelversorgung. Das bisherige Nebeneinander sei tragfähig, die von den Apothekern befürchteten Gefahren, wie das Herausfischen bestimmter hochpreisiger Sortimente, seien durch gute Regulierung entschärft. Gefahren sieht er zwar in den illegalen Angeboten, das Einlösen von Rezepten sei hingegen unproblematisch. Allerdings, so Wasem, könne man davon ausgehen, "dass durch den Versandhandel im Internet die Hemmschwelle für nicht verschreibungspflichtige Arzneien gesunken ist."

Im Zusammenhang mit der allseits beklagten "Kostenexplosion" im Gesundheitswesen sieht der Gesundheitsökonom Wirtschaftlichkeitsreserven bei den "im internationalen Vergleich hohen Spannen für den Handel bei Arzneimitteln. Bei den Rabattverträgen hingegen, so der Experte weiter, würden die Krankenkassen zulasten der Apotheker sparen. Eine gesonderte Vergütung des entstehenden Mehrberatungsbedarfs sei deshalb angebracht.

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