Neue Rabattverträge garantieren Mindestabsatz

Kassengemeinschaft setzt auf Nebeneinander von Wirkstoff- und Sortimentsverträgen

Berlin (ks). Weitere 36 Krankenkassen mit insgesamt rund 4,2 Millionen Versicherten suchen Partner für Arzneimittel-Rabattverträge: Die GWQ ServicePlus AG, ein Serviceunternehmen von derzeit 17 Betriebskrankenkassen, hat zum 15. September im Namen von 33 Betriebs- und drei Innungskrankenkassen 44 Wirkstoffe in 48 Fachlosen im Europäischen Amtsblatt ausgeschrieben. Die neuen Rabattverträge sollen parallel zu bereits existierenden Sortimentsverträgen der Kassen laufen. Ein Novum ist zudem, dass den Herstellern, die den Zuschlag erhalten, ein Mindestabsatz zugesichert wird.

Bei GWQ ist man vom eigenen Konzept überzeugt: "Es ist ein flexibler Ansatz, der auf Kooperation setzt", erklärte ein Sprecher des Unternehmens gegenüber der AZ. Die Interessen von Versicherten, Krankenkassen, Apotheken und Pharmaunternehmen würden bei dem gleichberechtigten Nebeneinander von Sortiments- und Wirkstoffverträgen gleichermaßen berücksichtigt. So ließen sich auch Liefer- oder Qualitätsprobleme ausschließen. Schon mit den alten Verträgen waren alle Beteiligten dem Sprecher zufolge vollauf zufrieden – auch wirtschaftlich. Allerdings hatte das Bundesversicherungsamt die Kassen bereits vor geraumer Zeit aufgefordert, Rabattverträge öffentlich europaweit auszuschreiben. Sortimentsverträge sieht die Aufsichtsbehörde der bundesunmittelbaren Kassen dagegen kritisch. Dennoch will GWQ an diesen festhalten – schließlich gebe es hier weder mit den Pharmafirmen, noch mit Versicherten oder den Apotheken Ärger. Allerdings wollte man sich "rechtlich sauber aufstellen" und entschloss sich daher zu der zusätzlichen Wirkstoffausschreibung.

Interessierte Hersteller

44 Wirkstoffe, laut GWQ "für alle wichtigen Anwendungsgebiete", warten nun bis zum 13. November auf die Bieter. Den Zuschlag soll immer nur ein pharmazeutisches Unternehmen bzw. eine Bietergemeinschaft erhalten. Als "Gegenleistung" für die gewährten Rabatte erhalten die Hersteller erstmals Mindestabsätze zugesichert, die genauen Stückzahlen finden sich in den Ausschreibungsunterlagen. Dies soll den Unternehmen Kalkulationssicherheit geben – die Kassen erwarten hierdurch noch bessere Rabattkonditionen. Werden die Mindestabsätze vor Ablauf von zwei Jahren erreicht, kann über eine Fortführung des Vertrages nachverhandelt werden. Vorgesehen ist eine zweimalige Verlängerungsoption um ein Jahr. Das Gesamtvolumen könnte sich laut GWQ somit im günstigsten Fall auf eine Milliarde Euro belaufen. Nach Auskunft des Serviceunternehmens findet die Ausschreibung auch die Zustimmung der Hersteller. Schon wenige Stunden nachdem die Ausschreibung veröffentlicht wurde, hätten sich rund 50 Hersteller registriert, hieß es.

Versicherte sollen bei Bewährtem bleiben

Die schon bestehenden Portfolio-Rabattverträge – die laut GWQ praktisch mit jedem Hersteller bestehen – sollen so weitergeführt werden, dass die Versicherten ihre bewährten Medikamente weiterhin erhalten können. Die Präparate der neuen Vertragspartner sind vor allem für Patienten gedacht, die die nun erfassten Wirkstoffe erstmals verordnet bekommen. Das heißt, Verordnungen über Kleinpackungen sollen vorrangig mit dem Produkt des neuen Vertragspartners bedient werden. Vermeiden will die GWQ mit ihrer Rabattvertrags-Kombination zudem, dass es zu Austauschbarkeitsproblemen aufgrund nicht identischer Anwendungsgebiete bzw. Packungsgrößen wirkstoffgleicher Arzneimittel kommt, wie sie derzeit bei den AOK-Rabattverträgen auftauchen.

Ob die Ausschreibung tatsächlich auf die Gegenliebe sämtlicher Hersteller trifft oder doch der eine oder andere Nachprüfungsantrag gestellt wird, muss sich nun noch zeigen. Vorsichtshalber sollen die neuen Verträge erst zum 1. April 2010 anlaufen. Bei der GWQ ist man aber überzeugt, erstmalig eine Rabattvereinbarung gefunden zu haben, "die Versorgungsqualität und Wirtschaftlichkeit genauso berücksichtigt wie die legitimen Interessen aller Beteiligten".

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